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Wer trägt die Verantwortung für den Klimaschutz?

von Bruno Arnold, Unterstammheim, Grüne Weinland, Nationalratskandidat
23. August 2019

Die Wissenschaft ist sich fast sicher, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird. Was heisst das für mich? Ich nenne mich Grün, aber ich lebe in einem Haus auf dem Land, fahre gerne Auto, verreise in den Ferien und schätze ein gutes Stück Fleisch auf dem Teller. Trage ich deshalb Schuld an der Klimaerwärmung?

 

Die Bewegung der Klimajugend um Greta Thunberg meint: ja. Sie wirft ihrer Elterngeneration vor: Ihr lebt falsch. Ihr zerstört unsere Erde. Tut endlich etwas, um noch grösseren Schaden abzuwenden! Viele aus der älteren Generation fühlen sich durch die Aufforderungen der Klimajugend provoziert, und die Medien blasen die Debatte zum Generationenkonflikt auf. Weshalb diese Aufregung? Es sind ja bloss besorgte Teenager. Ist es, weil uns die Klimajugend einen Spiegel vorhält? Uns an unsere Verantwortung erinnert? Uns mit unbequemen Tatsachen konfrontiert, die wir lieber verdrängen?

 

Eine beliebte Losung der Klimajugend ist: «Der Wandel beginnt bei uns selbst.» Sollte ich also meinen Lebensstil ändern? Ist es dringend, oder kann ich zuwarten, da sich die Wissenschaft noch nicht ganz sicher ist? Reicht es, um die Welt zu retten, dass ich öfter den Zug nehme, ohne Flieger verreise und Grillkäse anstelle eines Steaks auf den Grill lege? Und bringt der Verzicht auf meine Strandferien etwas, wenn die Nachbarn zweimal im Jahr nach Gran Canaria jetten? Lässt sich der CO2-Ausstoss durch mehr Eigenverantwortung oder kollektive Verantwortung in Form von gesellschaftlichen Regeln reduzieren?

 

Rund um die Klimadiskussion gibt es so viele Fragen und kaum Gewissheiten. Das Dilemma bei der Klimaerwärmung ist, dass wir alle zugleich Verursacher und Betroffene sind. Es ist das Allmend-Problem. Wenn jeder im Dorf sein Schaf auf die Weide führt, hat es genug Gras für alle. Wenn jeder Bauer plötzlich zwei Schafe weiden lassen möchte, wird das Futter für alle knapp. Die Menschen haben schnell gelernt, dass sich dieses Problem nicht alleine lösen lässt. Für die Nutzung gemeinsamer Güter braucht es individuelle Einschränkung und Regeln, die für alle gelten. Im Dorf funktioniert das, aber beim Klima betrifft es die ganze Welt, was die Sache kompliziert macht.

 

Die Verhaltensanpassung jedes Einzelnen ist richtig und wichtig. Damit die Verhaltensänderungen von Einzelpersonen aber ihre volle Wirkung entfalten können, braucht es Regeln wie auf der Weide. Es sind dies neue Instrumente wie beispielsweise die Lenkungsabgabe auf CO2.

 

Am 20. Oktober sind nationale Wahlen. Nutzen Sie das grosse Privileg, sich zur wichtigen Klimafrage äussern zu können. Prüfen Sie dabei nicht nur, was die Kandidierenden jetzt versprechen, sondern auch, wie sie sich bisher verhalten haben.

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