Sport

Die nächste Generation übernimmt

Marcel Freimüller löst seinen Vater Paul als OK-Präsident des Springturniers in Humlikon ab und wird dabei von seinen Geschwistern unterstützt. Mithilfe des bisherigen Hauptsponsors sichern sie den Fortbestand der beliebten Veranstaltung.

von Angelika Nido Wälty
08. April 2022

Ein Sommerende ohne Springturnier auf der familieneigenen Reitanlage? «Das war für uns kaum vorstellbar», sagt Marcel Freimüller. «Es wäre ein komisches Gefühl gewesen», findet seine Schwester Melanie, und ihr Bruder Patrick ergänzt: «Es wäre schade, diese schöne Tradition zu verlieren.»

Die Geschwister Freimüller sind mit der Veranstaltung vor der Haustüre aufgewachsen. Seit die familieneigene Reitanlage am Dorfrand von Humlikon im Jahr 1993 eingeweiht worden war, fanden dort regelmässig Concours statt. Erst in der Halle, ab der Jahrtausendwende dann im Freien auf dem neuen grossen Sandplatz.

2005 machte das Springturnier einen Quantensprung, und Paul Freimüller führte es zusammen mit seinen Partnern Fritz Pfändler und Gerold Mändli 17 Mal mit internationaler Beteiligung durch. Obwohl sich der CSI – die Abkürzung steht für Concours de Saut International – sowohl bei den Teilnehmern als auch dem Publikum grosser Beliebtheit erfreute, fand er im vergangenen August zum letzten Mal statt. «Das Umfeld für eine internationale Veranstaltung wurde immer schwieriger, die Anforderungen und Auflagen stiegen ständig», begründete Paul Freimüller den Entscheid damals. Ausserdem wollten mehrere OK-Mitglieder und Helfer – die meisten von ihnen waren von Anfang an dabei gewesen – nicht mehr weitermachen.

Stabübergabe innerhalb der Familie
Doch nun übernimmt die nächste Generation die Zügel. Den Winter über machten sich die Geschwister Freimüller Gedanken und entschlossen sich zu einem Neustart des Springens als nationale Veranstaltung. «Die Voraussetzungen auf unserer Anlage sind dafür optimal, das möchten wir nicht ungenutzt lassen», erklärt Marcel Freimüller, mit 31 Jahren der Jüngste des Trios und designierter neuer OK-Präsident. Seine zwei Jahre ältere Schwester Melanie, die als einzige der Geschwister selber im Springsattel aktiv ist, und wie ihr Vater über beste Verbindungen zu den Pferdesportlern verfügt, wird Sportchefin. Und Patrick, mit 35 Jahren der Älteste der drei, übernimmt von seiner Mutter Marianne die Leitung der Festwirtschaften. Ausserdem wird der gelernte Landmaschinenmechaniker für die Bauten verantwortlich sein.

Das neue OK kann auf eine erstklassige und bewährte Infrastruktur sowie auf den reichen Erfahrungsschatz im Umfeld bauen. «Der Entscheid fiel dann mit der Zusage des bisherigen Haupt­sponsors», sagt Marcel Freimüller.

Ulrich Koller, Hauptaktionär und Geschäftsführer der Lerch&Partner Generalunternehmung AG mit Sitz in Winterthur, ist ein grosser Förderer und erklärter Fan des Pferdesports: Während fünf Jahren unterstützte er mit seiner Firma als Haupt- und Titelsponsor den Lerchpartner.ch CSI Humlikon. Nun setzen sowohl er als auch einige andere frühere Partner und Sponsoren des CSI ihr Vertrauen in die junge Generation. «Wir sind dankbar, dass wir mit einer so guten Grundlage starten können», sagt Marcel Freimüller.

Regionale und nationale Springen
Für die Organisatoren ist es deshalb Ehrensache, dass es am CS Humlikon wieder ein Knock-Out-Springen geben wird. Denn Ulrich Koller, der auch bei der neuen Veranstaltung Titelsponsor ist, gilt als «Retter» dieser attraktiven Prüfungsform in der Region Zürich. Das Ausscheidungsspringen, bei dem jeweils zwei Pferd/Reiter-Paare im direkten Vergleich über zwei identische Parcours antreten, wird am Samstagabend auf dem Programm stehen. «Und ich kann mir vorstellen, dass sich die regionalen und nationalen Reiterinnen und Reiter dabei nichts schenken und es sehr spannend wird», sagt die Sportchefin voraus.

Neben dem Knock-Out und der Hauptprüfung am Sonntagnachmittag, die schon während des CSI legendäre Fixpunkte waren, werden an den vier Turniertagen des LerchPartner.ch CS Humlikon vom Donnerstag, 1. September, bis Sonntag, 4. September, Springen in allen regionalen und nationalen Kategorien von B/R90 bis N145 auf dem Programm stehen. Für den ersten Turniertag sind ausserdem je zwei Prüfungen für 4-, 5- und 6-jährige Jungpferde geplant. «Es ist uns ein Anliegen, auch Startgelegenheiten für den vierbeinigen Nachwuchs anzubieten», erklärt Melanie Freimüller, die selber mit mehreren Pferden am Turnier mitreiten wird. Als Konkurrenten erwartet sie Reiterinnen und Reiter aus der Region und der gesamten Deutschschweiz.
   
Andere Zeiten, weniger Bauten
Der Anlass wird mit deutlich weniger Emissionen als früher über die Bühne gehen. Zum einen dauert er nur vier Tage, zum anderen werden die Springen nicht wie zu CSI-Zeiten bis in die späten Abendstunden stattfinden. «Denn die Reiterinnen und Reiter müssen mit ihren Pferden ja wieder nach Hause fahren», sagt Patrick Freimüller. Stallzelte werden für die nationale Veranstaltung keine aufgestellt, auch auf das Errichten der Tribüne wird verzichtet. «Ansonsten ist die temporäre Infrastruktur vergleichbar mit den Vorjahren», sagt der Bauchef. An der langen Seite des Springplatzes, parallel zur Flachtaalstrasse, wird wieder eine gros­se, überdachte Festwirtschaft stehen. Auf der kurzen Seite bei der Führanlage gibt es wie bisher ein Restaurant mit VIP-Bereich, das neu von Roland Häusermann, dem Wirt des Restaurants zur Eintracht in Reutlingen, geführt wird. Und gegenüber bietet eine erhöhte Plattform genügend Platz für ein Café und eine Terrasse mit bester Sicht auf den Parcours.

Für die Aussteller gibt es kein eigenes Zelt mehr, sie erhalten jedoch rund um die Arena genug Platz, um ihre Stände aufzubauen. Auch auf Reiterpartys und Discos in der kleinen Reithalle wird verzichtet, aber es gibt eine Bar, die täglich geöffnet ist. Dort gibts ausser am Sonntag jeden Abend Livemusik. Der Eintritt wird an allen Tagen für alle Zuschauerinnen und Zuschauer kostenlos sein.

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