Sport

Eine sehr erfolgreiche Woche

Pirmin Werner legte in Kasachstan einen Steigerungslauf auf höchstem Niveau hin. Auf den vierten Platz im WM-Einzel folgte die Silbermedaille im Team – und schliesslich der erste Weltcup-Sieg.

von Manuel Sackmann
16. März 2021

Die vergangene Woche ist Pirmin Werner definitiv gelungen. Umso schöner, dass es die Woche der Weltmeisterschaft war. Der Altemer Skiakrobat wusste auf der ganzen Linie zu überzeugen. Schon im Einzel am Mittwoch fehlte nicht viel zu den Medaillen. «Der Wettkampf war speziell», sagt der 21-Jährige. «Vor der Qualifikation war ich sehr nervös, was ungewöhnlich ist.» Aber er habe gewusst, dass er vorne mittun könne.

Seine Sprünge gelangen denn auch, und er schaffte den Einzug in den ersten Final auf Anhieb. Diesen beendete er punktgleich mit dem Russen Ilia Burov auf dem dritten Rang, quasi auf Podestkurs («AZ» vom 12.3.2021). Pirmin Werner relativiert: «Auf Podestkurs ist man im Aerials nie, denn jeder Durchgang beginnt wieder bei Null.» Heisst aber auch, im Superfinal – der entscheidenden Phase der besten sechs Athle­ten – kann alles geschehen. «Ich habe ein bisschen spekuliert, was beinahe auch geklappt hätte.» Im Unterschied zu seinen Konkurrenten zeigte er einen «einfacheren» Sprung mit vier statt fünf Schrauben und hoffte darauf, dass der eine oder andere Mitbewerber stürzen würde.

Der Plan ging nicht ganz auf, dem Weinländer blieb der undankbare vierte Platz. Für ihn kein Problem: «Ich bin sehr zufrieden mit dem Erreichten, das Resultat ist besser, als ich es erwartet hätte.» Und auch für die drei auf dem Podest findet er nur lobende Worte. «Wer einen Sprung mit fünf Schrauben steht, hat die Medaille verdient.»

Silber im Team
Ohnehin war die WM damit ja noch nicht zu Ende. Denn schon am Tag darauf stand der Team-Wettkampf auf dem Programm, die Schweiz trat als Titelverteidigerin an. Für Pirmin Werner war es jedoch der erste Team-Auftritt an einer WM, vor zwei Jahren musste er verletzungsbedingt zusehen («AZ» vom 22.2.2019). «Das war für mich sehr bitter, weil ich eigentlich für den Wettkampf gesetzt war.»

Auch heuer hätten sie wieder die Goldmedaille angestrebt, aber auch gewusst, dass dafür alles stimmen musste. «Das Primärziel war eine Medaille, denn die Russen sind derzeit kaum zu schlagen.» So kam es dann auch: Russland zuvorderst, dahinter die Schweiz und die USA. «Es ist immer schön, mit dem Team Erfolge feiern zu können», so der Altemer. «Die Silbermedaille unterstreicht unsere Leistung und Entwicklung der letzten Jahre.»

Und sie ist der verdiente Lohn eines guten Schweizer WM-Auftritts. Bei den Männern schafften es alle vier Teilnehmer in den ersten Final, bei den Frauen fehlte nicht viel, dass es beide Schweizerinnen geschafft hätten. «Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und uns gegenseitig zu neuen Bestleistungen pushen.» Wenig verwunderlich setzt sich die Gruppe um Pirmin Werner auch beim nächsten Grossanlass, den Olympischen Spielen von Peking 2022, eine Medaille zum Ziel.

Erster Weltcupsieg
Auch im Einzel will Pirmin Werner dann wieder ganz vorne dabei sein. Dass mit ihm zu rechnen ist, bewies er am vergangenen Wochenende. Immer noch in Almaty, am Ort der WM, stand ein letzter Weltcup-Wettkampf an. Obwohl er im ersten Final kurz zittern musste, zog er erneut in den Superfinal ein. Dort liess er der Konkurrenz keine Chance und feierte seinen ersten Weltcup-Sieg.

Es ist der krönende Abschluss einer am Ende doch starken Saison, die mit einigen inkonstanten Leistungen begonnen hatte. «Ich hatte am Anfang Mühe mit der Rotation, was wohl mit der Verletzung vom Sommer zusammenhing.» Beim Training auf der Wasserschanze hatte er sich einen Teilriss am Meniskus zugezogen («AZ» vom 4.8.2020).

Fünf Schrauben trainieren
Die Aerials-Gesamtmeisterschaft beendete er jetzt trotzdem auf dem starken dritten Rang. «Konstanz ist in diesem Sport das A und O», weiss auch der Profi. «Wenn diese vorhanden ist, werden auch schwierigere Sprünge viel einfacher.» Genau daran wolle er im kommenden Sommer arbeiten. «Ich werde fleissig den Sprung mit fünf Schrauben auf der Wasserschanze trainieren, damit er dann später auch auf Schnee klappt.» Vielleicht ist ja dann im Olympia-Final kein Spekulieren mehr nötig, um die begehrte Medaille zu gewinnen.

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