Sport

Familientreff am ETF

Eine Teilnahme am Eidgenössischen ist für jeden Turner etwas Besonderes. Für Peter Spalingers Familie erst recht, reist sie doch gleich mit drei Generationen nach Aarau.

von Manuel Sackmann
07. Juni 2019

Familientreff ist möglicherweise nicht das passende Wort, auch wenn mit Peter Spalinger, Uschi und Mike Gisler drei Generationen einer Sippe am selben Anlass dabei sind. Schlimm sei es zwar nicht, wenn er am Eidgenössischen Turnfest (ETF) seiner Mutter über den Weg laufe, «nach ihr suchen werde ich aber bestimmt nicht», sagt Mike Gisler. Was im ersten Moment vielleicht hart klingt, entpuppt sich schnell als halb so wild. Der 15-Jährige bestreitet in Aarau sein allererstes Turnfest mit dem TV Flaach. Kein Wunder, will er dabei gewisse Freiheiten geniessen.

Ein Wunsch, den seine Mutter nachvollziehen kann: «Ein bisschen Sorgen mache ich mir natürlich schon, ihn kontrollieren werde ich aber nicht», so Uschi Gisler. Ihr Sohn sei im Verein gut aufgehoben, ist sie sich sicher. Das Turnerleben kennt die 43-Jährige bestens, ist sie doch selbst Mitglied im Frauenturnen Flaach und nimmt heuer zum fünften Mal an einem ETF teil.

Der zehnte Streich
Mit dabei ist auch der Älteste im Trio. Anders als seine Tochter und sein Enkel turnt Peter Spalinger jedoch nicht für Flaach, sondern für die Männerriege Marthalen. Der bald 69-Jährige ist ehemaliger Oberturner und heute Ehrenmitglied im Verein. Für ihn ist ein Eidgenössiches Turnfest nichts Neues. «Ich nahm erstmals 1967 in Bern teil», erinnert er sich. Acht weitere Male kamen seither dazu. Mitte Juni wird er bereits sein zehntes ETF bestreiten, sein zweites in Aarau.

Es habe sich einiges verändert seit seiner Anfangszeit. «Damals waren die Geschlechter noch strikte getrennt – Frauen und Männer standen an unterschiedlichen Wochenenden im Einsatz.» Was er vermisse, sei die Allgemeine Übung, die es früher noch gab. «Da wurde zu Tausenden gemeinsam geturnt», erzählt er. Bis heute geblieben seien die guten Leistungen der Athletinnen und Athleten. Und nach wie vor sei ein ETF ein grossartiges Erlebnis. «Auch das zehnte wird schön», ist Peter Spalinger überzeugt.

Der Rentner hat in seiner Turnerkarriere schon vieles mitgemacht. Da war zum Beispiel das Eidgenössische 1978. «Wir reisten mit dem Flugzeug nach Genf.» Weniger lustig war die Regionalmeisterschaft 2015 in Stammheim, als er einen Herzstillstand erlitt. An Turnen war für seine Vereinskollegen damals nicht mehr zu denken, Peter Spalinger kann dem Unglück dennoch Positives abgewinnen: «Wenn schon ein Herzstillstand, dann am Turnfest», sagt er. Er sei bestens versorgt worden. «Bis ich im Spital war, fühlte ich mich schon fast wieder gesund.»

Vorzüge des Turnsports
Doch was ist das Beste am Turnen? «Das erste Bier danach», scherzt der Senior und fügt ernster an: «Ich habe aber auch immer gern am Wettkampf mitgemacht.» Seine Tochter ergänzt: «Die Gemeinschaft. Es entstehen langjährige Freundschaften.» Und natürlich sei Bewegung gesund für den Körper. Die beiden sprechen aus Erfahrung. Etwas, das Mike Gisler noch fehlt. «Ich kann mir gar nicht richtig vorstellen, was mich erwartet», sagt er. In zwei Wochen weiss er mehr.

Übrigens: Auch Peter Spalingers Ehefrau Anna wird in Aarau mehr als nur Zuschauerin sein, steht sie doch als Schiedsrichterin im Einsatz. «Ich kann also ruhig ans ETF, es wartet niemand zu Hause», so der Gatte lachend. Es wird wohl sein letztes sein. «Beim nächsten Eidgenössischen in sechs Jahren wäre ich 75, dabei gehöre ich jetzt schon zu den ältesten Teilnehmern unserer Männerriege.»

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite