Sport

Olympionike Pirmin Werner herzlich empfangen

Kurz vor Mittag am Freitag traf Pirmin Werner bei seinem Elternhaus ein – erwartet vom halben Dorf. Er kam aus Peking und reist bereits heute Dienstag wieder nach Russland, um den Weltcup fortzusetzen.

von Roland Spalinger
22. Februar 2022

Auch mit ein paar Tagen Distanz sieht die Sache nicht anders aus. «Ein vierter Platz ist immer sch...», sagt Pirmin Werner. Er sprang an den Olympischen Spielen in Peking im Team- und im Einzelwettkampf gleich zweimal am Podest vorbei. Doch dann zählt er auf, wer im Aerials-Einzel vor ihm klassiert war, über welche Erfahrung diese verfügen und dass alle Medaillengewinner auch der letzten Jahre über 25-jährig gewesen seien. Der Skiakrobat, der im Januar 22 geworden ist, weiss seine Leistung also durchaus einzuschätzen.

Bis im Herbst 2014 war Pirmin Werner Kunstturner, dann wechselte er auf die Schanze (AZ vom 10.2.2015) und machte schnell Fortschritte. Dass er im Winter 21/22 im Weltcup und an Olympia zu den besten seines Fachs gehören würde, «konnte niemand erwarten», sagt seine Gotte Elsbeth im Gespräch beim Empfang des Altemer Olympioniken. Viele sind gekommen und haben geduldig den halben Morgen gewartet, bis er endlich kurz vor 12 Uhr eintrifft.

Der Viertbeste der Welt
Der Kleinandelfinger Gemeindepräsident Peter Stoll wählt Superlative für die hervorragende Leistung. «Wir sind megagiga stolz», sagt er namens der Behörde. «Du bist der Viertbeste der Welt!» – und ja, noch jung, es gebe noch mehrere Olympische Spiele. Die nächsten finden 2026 in Mailand statt. Mit ihm? «Auf jeden Fall», sagt er im Gespräch.

Das olympische Feeling habe er in Peking gespürt. Alles sei riesig gewesen, massiv grösser als an einem Weltcup, nur schon die Medienpräsenz. Olympische Spiele, so habe er in Gesprächen mit anderen Athleten gehört, könne man sowieso nicht miteinander vergleichen. «Olympia ist immer speziell, jedes Mal auf die eigene Art.» Im olympischen Dorf, wo er wohnte, traf er andere Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt aus den Bereichen Freestyle sowie auch Biathlon.

Schade sei gewesen, dass die Zuschauer fehlten. Auch er selber habe die Wettkämpfe am Bildschirm verfolgt, lediglich an der Buckelpiste sei er live dabei gewesen, weil diese nah bei der Schanze war. Neben dem Training sei aber auch nicht viel Zeit für anderes gewesen. Und 36 Stunden nach beendetem Wettkampf mussten die Athletinnen und Athleten China wieder verlassen.

Er freue sich aufs eigene Bett, sagt er ins Mikrofon, wirkt aber überhaupt nicht müde. Er habe ja auch acht Stunden geschlafen im Flieger, meint er grinsend. Er könne eigentlich überall schlafen. Viel Zeit zu Hause bleibt ihm nicht. Bereits am Dienstag geht es für ihn sportlich weiter mit der Reise nach Russland und weiteren Wettkämpfen. Der Winter neigt sich dem Ende zu, im Sommer arbeitet der Kaufmann dann wieder zwei Tage pro Woche im Büro.

Zum Schluss noch eine Anekdote mit Beruhigungspotenzial für Eltern: Obwohl Pirmin Werners Mutter ein Restaurant betreibt, pflegte der Sohn lange eine einfache Kost – Pasta bianca. Also ohne etwas, oder höchstens mal mit ein bisschen Käse drauf. Und das auch in den Ferien in Italien, wohin mehrere Familien aus Alten jahrelang miteinander gereist waren und auch viele Kellner versucht hatten, ihm dies oder das schmackhaft zu machen. Und heute? Er esse alles, sagt Pirmin Werner. «Ausser Salat und Gemüse.»

«Fröhlich und aufgestellt»

Stimmen zum Olympia-Teilnehmer: Grossvater Hanspeter Werner ist «glücklich, zufrieden. Und froh, dass er ganz heicho ist.» Dass sein Enkel zur Weltspitze gehöre, sei «Wahnsinn». Und trotzdem sei er so bescheiden geblieben, sagt er. Der grosse Empfang für Pirmin freue ihn sehr.

Auch Gotte Elsbeth betont, wie fröhlich und aufgestellt ihr Patenkind ist. Sie habe ihn weiter vorne gesehen in der Rangliste, meint sie, «aber seine Zeit kommt noch». Er sei ja noch nicht lange dabei, und niemand hätte damit rechnen können, dass er so schnell an die Spitze komme, gibt sie zu bedenken.

Mutter Sonja verfolgte den Wettkampf am Bildschirm und konnte nicht hinsehen, als ihr Sohn sprang. Nicht aus Angst, er könnte stürzen, sondern wegen ihrer Nervosität. Wenn Pirmin startet, steht sie auf und geht weg. «Und wenn Guido (ihr Mann, Red.) jubelt, weiss ich, dass es gut gegangen ist.» (spa)

Pirmin Werner sagt Danke

«Ich bedanke mich herzlich für die tolle Unterstützung mit Glückwünschen in den Medien, den sozialen Medien und durch Sponsoren. Und speziell fürs Daumendrücken an den Olympischen Spielen», schreibt Pirmin Werner. Es freue ihn ausserordentlich, dass seine Leistung mit zwei vierten Rängen in der Region so geschätzt werde. «Nie hätte ich gedacht, dass extra für mich ein so gros­ser Empfang organisiert wird.» (az)

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