Weinland

Brennholz wird knapp

Eine ungewöhnlich hohe Nachfrage nach Brennholz lässt die Forstbetriebe bereits im Oktober mit leeren Lagern dastehen.

von Tizian Schöni
28. Oktober 2022

«Letztes Jahr verkauften wir insgesamt etwa 120 Ster, dieses Jahr waren es alleine im September an die 200», sagt Benjamin Kistner, Forstwart im Revier Kleinandelfingen. Ein Ster ist das forstwirtschaftliche Mass für einen Kubikmeter Brennholz. Besonders hoch sei die Nachfrage von Privaten. Ausserdem kämen ungewöhnlich viele Anfragen von auswärts. Ein privater Anbieter berichtet, er habe Anfragen aus der Stadt Winterthur und aus Schaffhausen erhalten. Beliebt seien wie immer die Laubhölzer wegen ihres guten Brennwerts.

In der ganzen Region wurde mehr verkauft als üblich, wie eine Umfrage unter den Forstrevieren und Brennholzverkäufern ergeben hat.

Der Grund für die hohe Nachfrage liegt auf der Hand, schliesslich ist eine drohende Energiemangellage in aller Munde. Sogar der Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission, Werner Luginbühl, riet in einem NZZ-Interview zum Kauf von Brennholz. «In den Stadtwäldern ist die Situation noch einmal extremer», sagt ein Förster aus der Region. Die Stadt Winterthur sah sich gezwungen, ihren Online-Holzshop zu schliessen. Und schliesslich dürften die in die Höhe geschnellten Strom- und Heizölpreise ihren Teil dazu beigetragen haben, dass manch einer auf den Winter hin sein Cheminée entstauben liess.

Volle Agenda beim Kaminfeger
Das bestätigt auch ein klärender Anruf beim Andelfinger Kaminfeger Andreas Wanner: Im September seien täglich drei bis vier Anrufe für Reinigungen von kleinen Öfen und Cheminées eingegangen. «Und dabei handelt es sich ja nur um Leute, die uns kontaktierten, bevor sie ihren Schwedenofen wieder in Betrieb genommen haben.» Die Stammkunden mit Gebäudeheizungen kämen trotzdem nicht zu kurz. «Sie sind bei uns fix eingeplant», sagt Andreas Wanner. Die neuen Termine habe das Team gut zwischen die geplanten Arbeiten einschieben können.

Holz wieder attraktiv
Der Energieholzverbrauch der Schweiz steigt seit 2005 kontinuierlich an. Heute werden rund zehn Prozent der Heizenergie in der Schweiz durch Holzfeuerung gewonnen. Der Brennstoff gilt als ökologisch, denn sofern er richtig verbrannt wird, stösst er kaum Feinstaub aus (siehe Kasten). Grössere Anlagen, zum Beispiel solche von Wärmeverbünden, sind standardmässig gefiltert. Aus­serdem gilt das Material als CO2-neutral. Ein Baum bindet im Wachstum ungefähr so viel Kohlendioxid, wie das Feuerholz im Ofen wieder freigibt.

Nun kommt zum wiedergewonnenen Glanz des Brennholzes noch etwas dazu: Es ist krisensicher. Die Holzwirtschaft wird in der Region betrieben, vom Anbau über die Verarbeitung bis hin zum Verbraucher: Meist sind die Wege nur wenige Kilometer kurz.

Ausserdem bleiben die Preise relativ stabil. Ein Ster Buchenspälte ab Waldstrasse wird laut Bundesamt für Umwelt (Bafu) seit 2015 im Schnitt für 80 bis 110 Franken gehandelt. Auch der Forstbetrieb in Kleinandelfingen verkauft sein Holz bisher in diesem Preisrahmen, und der Schweizer Bauernverband empfiehlt auch weiterhin denselben Richtpreis. Zum Vergleich: Heizöl hat sich seit Anfang des Jahres für den Verbraucher um mehr als fünfzig Prozent verteuert.

Potenzial noch nicht ausgeschöpft
Laut Bafu ist das Energieholzpotenzial der Schweizer Wälder noch lange nicht ausgeschöpft. 2020 wurden rund 1,94 Millionen Kubikmeter Holz zur Energiegewinnung aus dem Wald geschnitten, 64 Prozent als Hackschnitzel und 36 Prozent als Stückholz. Das Bafu schätzt aber, dass rund eine weitere Million Kubikmeter zusätzlich bezogen werden könnte.

Doch: Holz braucht Zeit. «Wir benötigen mindestens zwei Jahre Vorlauf», gibt Benjamin Kistner zu bedenken. Schliesslich müssten Bäume gefällt und weiterverarbeitet werden. Besonders das Trocknen dauert. Damit ein optimaler Brennwert entsteht, sollte ein kleiner Teil Restfeuchte im Holz verbleiben. Gerade Buche, das beliebteste Feuerholz in der Region, brauche aber etwas länger zum Austrocknen. Die Esche sei etwas schneller und biete mit einem ähnlichen Brennwert eine gute Alternative, sagt Benjamin Kistner.

So heizen Sie Ihr Cheminée richtig ein

- Verwenden Sie sauberes, trockenes Holz. Gutes Brennholz wurde in der Regel ein bis zwei Jahre gelagert, je nach Feuchte und Grösse des Spaltholzes.

- Ihr Feuer sollte unbedingt von oben nach unten abbrennen.  Alles, was raucht und schwelt, produziert Feinstaub und Russ. Deshalb: anfeuern von oben.

- Für jeden «Feuerraum» sollten die richtigen Scheitergrössen verwendet werden. Gemessen wird die Oberkante des Scheits mit Rinde. Für Holzzentralheizungen soll sie 12 bis 15 Zentimeter messen, für Cheminéeöfen höchstens zehn.

- Die richtige Zeit zum Nachlegen ist dann, wenn noch starke Glut vorhanden, aber kein Feuer mehr zu sehen ist.

Wenn lange Flammen entstehen, kaum Rauch aufsteigt und weisse bis hellgraue, feine Asche zurückbleibt, dann machen Sie es richtig. (tz)

Mehr Infos: www.fairfeuern.ch

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite

Zeitung Online lesen Zum E-Paper

Folgen Sie uns