Weinland

Diebe räumen Räucherhüsli aus

Das Räucherhüsli von Ueli Kramer steht erst wenige Wochen an der Hauptstrasse. Doch schon mehrfach wurde es von Dieben heimgesucht. Der Verkaufsstand bleibt deshalb bis auf Weiteres geschlossen.

von Manuel Sackmann
05. Oktober 2018

Ueli Kramer ist verärgert. In seinem Räucherhüsli an der Hauptstrasse in Truttikon bot er seit Mitte September Fleisch zum Verkauf an. Beim Stand setzt er auf die Ehrlichkeit der Kundschaft, die Ware lagert im Kühlschrank und wird vor Ort in Eigenregie bezahlt. Im Idealfall. Nicht so bei Ueli Kramer.

In den rund zwei Wochen seit Eröffnung des Hüttchens haben dreiste Diebe den Kühlschrank schon zweimal fast komplett ausgeräumt. Hinzu kommen vereinzelte kleinere Entwendungen. Geräucherte Wurst- und Fleischwaren im Wert von rund 600 Franken standen bisher zum Verkauf. «Ein Drittel davon wurde gestohlen», sagt Ueli Kramer.

Ein letzter Versuch
Der jüngste Diebstahl geschah am Vormittag des 26. Septembers. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der Inhaber hat genug, das Räucherhüsli bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Auf einem Zettel an der Tür werden die Kunden informiert, inklusive einer eindeutigen Mitteilung an den Dieb. Ueli Kramer erklärt: «Wir versuchen es jetzt noch mit der Installation einer Videoüberwachung.» Bringt das auch nichts, lässt er den Strassenverkauf bleiben. Wenn das Angebot keine Wertschätzung erfahre, habe es keinen Sinn, weiterzumachen, so der Truttiker. «Denn mit den Preisen von Migros und Coop können wir sowieso nicht mithalten.»

Kommt hinzu, dass das Räuchern und der Aufbau eines Verkaufsstands mit grossen Investitionen verbunden sind. Auch die Installation einer Videoüberwachung kostet Geld. Geld, das aus dem Fenster hinausgeworfen wäre, falls die Massnahmen keine Früchte tragen.

Im Kleinen angefangen
Dabei bietet Ueli Kramer besondere, heissgeräucherte Fleischwaren an. «In der Schweiz ist das Kalträuchern vorherrschend», so der Fachmann. Die Technik, die er anwendet, ist vor allem in Osteuropa verbreitet. Dort kam er auch erstmals damit in Kontakt. «Bei einem Besuch bei meinen Schwiegereltern in Tschechien», sagt er. Schnell hat es ihm der spezielle Geschmack angetan. Im Jahr 2013 erlernte er die Technik bei einem Kollegen der Schwiegereltern, ein Jahr später baute er seine eigene Heissräucherkammer in Truttikon, 2017 erhielt er vom kantonalen Lebensmittelamt die Erlaubnis zur Fleischverarbeitung.

Angefangen hat alles im Kleinen. «Zuerst räucherten wir nur für den Eigenbedarf», erklärt Ueli Kramer. Später tat er dies auch für Freunde und Bekannte. Mit dem Räucherhüsli an der Hauptstras­se wollte er seine Erzeugnisse auch der Öffentlichkeit zugänglich machen. Ob der Verkaufskanal bestehen bleibt, hängt davon ab, ob die Videoüberwachung die Diebe fernzuhalten vermag. Auf eine Anzeige gegen unbekannt verzichtet er. «Das ist das Papier nicht wert», sagt er. Anders sähe die Situation aus, wenn er eine bestimmte Person auf Video eruieren könnte.

Was sicher bestehen bleibt, ist der Verkauf über die Website und der persönliche Kontakt. Heute bietet Ueli Kramer diverse geräucherte Fleisch-, Wurst- und Käsesorten an. «Die ersten Schüblig sind bereits wieder in der Rauchkammer», so der Truttiker. Diese will er Ende Oktober am Stammheimer Markt verkaufen.

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