Weinland

Endlich die Traumstelle angetreten

Lang hegte Agnes Kunzelmann den Wunsch, als Platzwartin den Campingplatz Rässenwies zu bewirtschaften. Diese Saison ging er in Erfüllung. Vorerst nimmt sie dafür zwei Monate unbezahlt frei.

von Christina Schaffner
31. Juli 2018

Eigentlich arbeitet Agnes Kunzelmann Teilzeit als Kassiererin bei einer Supermarktkette. Diesen Sommer nimmt sie aber zwei Monate unbezahlt Urlaub, um ihren lang gehegten Traum zu verwirklichen: als Platzwartin auf dem Campingplatz Rässenwies in Kleinandelfingen zu wirtschaften. Idyllisch am Ufer der Thur gelegen und doch nah am Zen­trum der Gemeinde, präsentiert sich dieser Camping klein und fein. Rechts und links eines Stichwegs stehen die Wohnwagen – im hinteren Bereich und am Ufer die Dauercamper, die von April bis September da sind, etwas zurückgesetzt und vorn beim Eingang die Kurzaufenthalter.

Auch wenn es für Agnes Kunzelmann ihre erste Saison in Hauptverantwortung ist – den Platz kennt sie seit 1994. Seitdem ist die Opfikonerin jedes Jahr die ganze Saison mit einem Wohnwagen dort. Die erste Zeit, bis vor rund 15 Jahren, half sie zwischendurch den damaligen Platzwarten, dem Ehepaar Girsberger, mit denen sie befreundet ist. Als diese die Aufgaben des vom TCS bewirtschafteten Campingplatzes abgaben, hätte Agnes Kunzelmann gern übernommen. «Mein Mann wollte aber lieber reisen», sagt sie, «da lag das nicht drin.»

Sauberkeit ist wichtig
Nun bot sich ihr doch die Möglichkeit, Platzwartin zu werden. Agnes Kunzelmann war sofort klar, dass sie übernimmt. Seit dem 24. März und noch bis am 6. Oktober verwaltet sie Reservationen, teilt Standplätze zu und macht das, was sie am liebsten tut: sich um andere kümmern. Den kleinen Kiosk mit Getränken, Glacé und Snacks führt sie mit Leidenschaft, hat für jeden ihrer Gäste ein offenes Ohr und ist stets besorgt um saubere Anlagen. Dazu gehört Rasenmähen ebenso wie das tägliche Putzen von WC und Dusche. «Ich putze sehr gern», sagt sie unumwunden, «meine Gäste sollen sich nicht grausen müssen.» Nicht umsonst sind die 15 Saisonplätze stets belegt – und auch bei durchreisenden Touristen sei der erste Eindruck wichtig. Viele von ihnen kommen gern wieder – mal für eine, mal für mehrere Nächte. Wenn auf dem kleinen Campingplatz in der Hauptsaison Juli/August der Raum knapp wird, rücken die Gäste ausnahmsweise eng zusammen. «Ich schaue, was möglich ist», so die engagierte Platzwartin. «Wenn sich die Gäste kennen und bereit sind, ihre Zelte dicht nebeneinander aufzustellen, lasse ich das zu, damit alle Platz finden.»

Wichtig, etwas zu tun zu haben
Die Einhaltung der Platzregeln ist ihr aber trotzdem wichtig. Über Mittag und nachts bleibt die Schranke vor der Platzzufahrt unten, damit ihre Gäste ihre Ruhe haben. Sie achtet dabei auf Pünktlichkeit. Und wenn auf der Kiesbank der Thur unterhalb des Platzes junge Menschen mal sehr laut feiern, bittet sie sie charmant, ein wenig leiser zu sein.

Für die kontaktfreudige Agnes Kunzelmann ist klar, dass sie die Aufgaben noch viele Jahre wahrnehmen will. «Im Alter ist mir wichtig, etwas zu tun zu haben, gebraucht zu werden.» Denn in einem Jahr werde sie pensioniert und wolle dann nicht einfach nur herumsitzen. In der Vor- und Nachsaison helfen diesen Sommer noch ihr Mann oder auch mal die Tochter aus, wenn während ihrer Abwesenheit Gäste kommen. Ab nächsten Sommer wird das dann nicht mehr nötig sein: Dann ist Agnes Kunzelmann den ganzen Sommer leidenschaftlich für «ihren» Campingplatz da.

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