Weinland

Glacé mit (viel) Liebi

Seit knapp einem Monat können Leckermäuler bei Fabienne Unger Glacé bestellen. Sie stellt jeden Kundenwunsch in Handarbeit und frisch her.

von Eva Wanner
03. August 2018

Es sieht aus wie Glacé, fühlt sich an und schmeckt wie Glacé – dann ists auch einfach Glacé. Oder? Ja, nur «einfach» ist es nicht. Es ist «Glacé mit Liebi». «Liebi», das bedeutet, dass jedes einzelne Eis selbstgemacht ist und dass ein grosser Teil der Zutaten aus der Küche von Fabienne Unger in Feuerthalen stammt. Vegane Joghurt und Milch (beispielsweise aus Hafer oder Nüssen) stellt sie selbst her.

Fabienne Unger war beruflich bisher weit weg von der Küche tätig: Die 35-Jährige ist selbständige Personalvermittlerin im Medien- und Kommunikationsbereich. Sie kocht und backt aber seit sie klein ist sehr gerne. Eine Leidenschaft, die sie ausbauen wollte – aus­serdem herrscht in ihrem Vermittlungsbüro (wie in der Branche) momentan das Sommerloch. «Also fragte ich mich, was kann ich noch, was tue ich gerne?» Die Antwort ist so einfach wie schwierig: Glacé. «Ein Ladenlokal anzumieten, war mir zu viel, aber Herstellen auf Bestellung, das schien mir perfekt.» Seit dem 25. Juni können Eisliebhaber Bestellungen aufgeben (www.glacemitliebi.ch). Spätestens zwei Tage später bringt Fabienne Unger die Bestellung vorbei – oder am Wochenende ihr Lebenspartner Maximilian Zeller, der hauptberuflich als Rettungssanitäter unterwegs ist. Bedient werden Gemeinden im Umkreis von zehn Kilometern.

Ökologisch produziert
Seit Jahren experimentiert Fabienne Unger, um das perfekte Glacérezept zu finden. Es muss cremig sein, ohne Zusatzstoffe haltbar, süss, nicht zu süss, fest, nicht zu fest und vieles mehr. Seit einem halben Jahr pröbelt sie auch mit veganen Varianten: «Eine gute Freundin reiste durch L.A. und schrieb mir, dort habe sie eine riesige Auswahl an veganer Glacé gefunden, und meinte, das soll ich doch auch machen!», erzählt sie lachend. Gesagt, getan – gescheitert. Zumindest anfangs, bis sie den Dreh raus und die richtigen Zutaten hatte, nun sind schon einige der 22 Sorten, die sie anbietet, ohne tierische Produkte. Am liebsten eben Selbstgemachtes, und was sie einkauft, stammt aus der Region und ist nach Bio-Richtlinien angebaut. Soja etwa kommt, weil eine Genmanipulierung nicht ausgeschlossen werden kann, nicht auf ihren Küchentisch. Ein ganz schöner Aufwand! «Ja, aber ich weiss, was drin ist – und meine Kunden auch», sagt sie.

Der ökologische Aspekt ist ihr wichtig. Beim Inhalt der Süssspeisen, aber auch beim Drumherum. Wenn möglich wird die Bestellung mit dem Fahrrad ausgeliefert, wer ein Glacé-Abo löst (einmal wöchentlich Lieferung an die Haustür), bekommt ein Tupperware-Geschirr geschenkt, was den Plastikabfall auf ein Minimum reduziert.

Was auf ihrer Internetseite noch auffällt: Fünf Prozent des Gewinns spendet sie an das Schaffhauser Tierheim und die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe. «Wenn alle nur ein bisschen abgeben würden, dann wäre schon vieles viel besser», sagt sie.
Noch steht sie mit ihrem «Glacé mit Liebi» ganz am Anfang. Erst mal zieht sie aus der heimischen Küche in einen Hobbyraum, in dem sie mehr Platz für Produktion und Lagerung hat – wenn auch die Süssspeisen nach wie vor frisch hergestellt werden. Für die Zukunft wünscht sich Fabienne Unger (natürlich) viele Bestellungen, kann sich vorstellen, auch Catering anzubieten und möchte ihre Produkte Bio-zertifizieren lassen.

Im Winter will sie sich kreativ austoben und saisongerechte Eissorten anbieten (Glühwein-Glacé beispielsweise). Und: Sie experimentiert weiter, um auch veganes Joghurt-Glacé anbieten zu können. Eines, das aussieht wie Glacé, sich anfühlt wie Glacé …

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