Weinland

«Kuriositäten» hinter verschlossenen Türen – bisher

Hunderte von Mineralien, Tieren, Insekten und vieles mehr hat Heinrich Götz im Laufe seines Lebens gesammelt. Seine Nachkommen zeigen die Sammlung nun erstmals wieder öffentlich.

von Eva Wanner
02. April 2019

Nicht mit offenem Mund starren, haben einem die Eltern eingebläut. Aber irgendwie kann man bei diesem Anblick fast nicht anders. Als Karin Keller-Götz die Tür des unauffälligen Raums neben dem Gasthaus Sonne in Benken öffnet, fällt der Unterkiefer fast von selbst nach unten. Das Auge mag im ersten Moment gar nicht fassen, was es alles zu sehen gibt.

«Es geht allen gleich, wenn sie das zum ersten Mal sehen», sagt Karin Keller-Götz schmunzelnd. «Das», damit meint sie die sogenannte Kuriositätensammlung von Heinrich Götz, dem Onkel ihres Grossvaters (siehe Kasten). Der Tierarzt hat bis zu seinem Tod 1934 ein intensives Hobby gepflegt. Er sammelte Mineralien, präparierte Tiere, Knochen, Insekten, eingelegte Organe und so weiter. Und nicht nur das: Was heute stundenlang betrachtet werden könnte, hat er wohl ebenfalls in stundenlanger Arbeit fein säuberlich von Hand beschriftet. Genau das sei die grosse Besonderheit der Sammlung, erklärt Karin Keller-Götz. «Bildstein – Speckstein – China» steht dann etwa da. Oder auch «Mammut-Unterkiefer, Oberrhein. Tiefebene» bei einem der wohl wertvollsten Teile.

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Lange waren diese Schätze vor der Öffentlichkeit verborgen. Auch als das Restaurant Sonne noch in Betrieb war (bis vor gut einem Jahr), wussten wohl nur wenige, was sich in einem der Nebengebäude befindet. Einzig einige Kuratoren hatten sich die Stücke aus aller Herren Ländern angesehen.

Das fand Karin Keller-Götz schade. «Meiner Meinung nach muss so etwas gezeigt werden», sagt sie und fügt an, sie staune selbst immer wieder ob der Vielfalt. Schön fände sie, wenn nebst dem Interesse für die Stücke an sich auch eines an der Umwelt geweckt würde. Besonders unter den präparierten Vögeln dürften sich einige befinden, die schon oder sicher bald nicht mehr existieren, wenn der Mensch weiterhin lebt, wie er es bisher tat.

Aus all diesen Gründen beschloss die Familie, die Sammlung für alle Interessierten zu öffnen. Erstmals geschehen wird dies am kommenden Sonntag, danach jeden ersten Sonntag im Monat. Wichtig ist beim Besuch vor allem eines: Zeit. Und der hängende Unterkiefer ist nur halb so schlimm – ein weit grösseres Exemplar, das einst zu einem Mammut gehörte, ist auch ausgestellt …

Eröffnung der «Kuriositätensammlung» in der Sonne Benken diesen Sonntag, 7. April, von 14 bis 17 Uhr. Zur Eröffnung wird eine kleine Küche geboten. Ohne Kulinarik, aber mit Kuriositäten wird die Sammlung dann jeweils am ersten Sonntag im Monat bis im Oktober von 14 bis 17 Uhr zu sehen sein.

Der beliebte Tierarzt
1867 im Gasthaus Sonne in Benken als Sohn von Bauern und Wirtsleuten geboren, schlug Heinrich Götz eine andere Karriere ein als seine Eltern. Er absolvierte die Kantonsschule, studierte und wurde Tierarzt. In Benken übernahm er die Tierarztpraxis «Seiler», weiss Werner Uttinger, der die Kuriositätensammlung ehrenamtlich betreut. Beliebt sei der Tierarzt gewesen, da er zu jeder Tages- und Nachtzeit mit der Kutsche zur Nothilfe eilte.

Lange Zeit war Heinrich Götz nebst seiner Tätigkeit am Kohlfirst auch als Bezirkstierarzt tätig. In einem Dokument, das online im Staatsarchiv des Kantons Zürich nachgelesen werden kann, heisst es denn zu seiner Wahl zum Bezirkstierarzt auch: «Sowohl das Statthalteramt Andelfingen als auch Herr Prof. Hirzel in Zürich schlagen übereinstimmend Herrn Tierarzt Götz zur Wahl vor. Derselbe stehe seit 1888 in der Praxis und habe sich als sehr fleissiger und einsichtiger Berufsmann bewährt. Dessen Charakter sei tadellos.»

In der Freizeit widmete sich der engagierte Tierarzt gerne der Musik, dem Gesang, auch als Dirigent – und kümmerte sich eben um seine umfassende Sammlung. (ewa)

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