Weinland

Neue Hemden zum Jubiläum

Vor 165 Jahren wurde der Männerchor gegründet. Kameradschaft und Geselligkeit waren den singenden Mitgliedern stets wichtig. Zum Jubiläum kleiden sich die Herren neu ein.

von Christina Schaffner
10. April 2018

Sie singen nicht nur gemeinsam, sie feiern auch gern und trinken dazu mal ein, zwei Gläser Wein. «Um die Kehlen zu schmieren», heisst es in einem Auszug aus den alten Protokollbüchern in der Festschrift zum 150-Jahr-Jubiläum im Jahr 2003. Inzwischen zogen weitere 15 Jahre ins Land, und die Mitglieder des Männerchors freuen sich, am nächsten Wochenende ein weiteres, kleines Jubiläum feiern zu können:
165 Jahre sind nun seit der GrĂĽndung am 5. Mai 1853 vergangen.

Heute hat der Chor mit 23 aktiven und 5 passiven Mitgliedern knapp mehr als zu Gründungszeiten, als 25 Männer die «Sängergesellschaft» ins Leben riefen. Von Anfang an war das Fernbleiben bei den Proben mit Bussen belegt. Anscheinend wussten die Gründer um die nicht ganz so grosse Zuverlässigkeit

ihrer Mitglieder. Verspätetes Erscheinen wurde mit sieben Rappen gebüsst, unentschuldigtes Fernbleiben gar mit 15 Rappen. Dass auch das nicht so viel nützte, zeigen weitere Einträge wie der vom 17. März 1867: «Da mehrere Mitglieder, namentlich auch der Vereinspräsident, der Aktuar etc. fast bei allen Übungen fehlten, beschloss der Verein auf Antrag des Gesangsleiters, sich aufzulösen und den Kassenbetrag im Wirtshaus zu einer Schlussübung resp. einem Trinkanlass zu benützen, was wirklich in aller Gemütlichkeit geschah …»

Neue Mitglieder willkommen
Zur kompletten Auflösung kam es damals und auch bei späteren Schwierigkeiten, wie der immer wiederkehrenden Mitgliedersuche, nicht. 1947 konnten durch eine Werbeaktion sogar neun junge Männer als neue Mitglieder gewonnen werden. Zu Spitzenzeiten in den 80er-Jahren zählte der Chor 45 aktive Sänger.

Mehr junge Mitglieder könnte der Verein heute brauchen – die jetzigen Sänger sind zwischen 52 und 91 Jahre alt. «Wenn jemand nicht aktiv in Turnverein oder Feuerwehr ist, sprechen wir ihn an, ob er nicht bei uns mitmachen will», sagt Heinz Büchi, seit 20 Jahren Mitglied und seit 2005 Präsident des Männerchors, «doch das fruchtet meist nicht». Dabei hält der Chor stets engen Kontakt zum Rest der Dorfbevölkerung: Für die 80-Jährigen findet jährlich ein Geburtstagssingen statt, und vor ihrem Chränzli gehen die Sänger in Teams in der 840-Seelen-Gemeinde von Haus zu Haus, um Gönnerkarten zu verkaufen. «Das wird sehr geschätzt», erklärt Heinz Büchi, «viele, vor allem Alleinstehende, warten jeweils auf unseren Besuch.» Mit dieser Gönnerkarte können die Käufer dann vergünstigt ins Chränzli oder umsonst der öffentlichen Hauptprobe am Donnerstag davor beiwohnen.

Unter der Leitung von Markus Herzog, der den Chor bereits seit 20 Jahren dirigiert, bereiten sich die Männer derzeit auf ihr Jubiläums-Chränzli vor. Als Besonderheit bestreiten sie dieses nicht wie sonst mit einem zweiten Chor, sondern mit dem Musikverein Wil ZH.

Dann wollen sie auch ihre neuen Hemden erstmals zeigen, die sie sich zum Jubiläum leisten: Diese wurden extra für sie mit gesticktem Chorwappen auf der Brust kreiert. «Es sind keine Hemden ab der Stange», verspricht Heinz Büchi, ohne mehr verraten zu wollen. Die neuen Kleider lösen das vor zehn Jahren eingeführte Outfit, schwarze Hemden mit pink- oder kiwifarbener Krawatte, ab.

Fröhliche und bunte Truppe
So fröhlich-bunt wie die bisherigen Krawatten sind auch die Sänger. Der Männerchor Buchberg versteht sich als geselliger Chor, der gern Volkslieder singt. Er singt aber auch zum Silvestergottesdienst in der Kirche. Für ihre regelmäs­sigen Anlässe, zu denen auch zwei kleine Konzerte im Alterswohnheim Rafz im Frühjahr und Herbst sowie das Singen am 1. August gehören, proben die Sänger rund 50 Mal am Mittwochabend in der Aula des Schulhauses.

Bussen müssen bei unentschuldigtem Fernbleiben heute nicht mehr gezahlt werden. Dafür gibt es nun einen Jahresbeitrag von 100 Franken, um die laufenden Kosten zu decken. Und auch, um weiterhin schöne, gesellige Anlässe wie den jährlichen Chorausflug zu erleben.

Chor mit langer Geschichte
Der am 5. Mai 1853 gegründete Chor kaufte seine erste Fahne 1920 für 850 Franken. Aufwendig gearbeitet, beidseitig bestickt, wurde sie aber altershalber 2003 durch eine neue ersetzt. Der Verein plant, die alte Fahne wie auch die antiken Protokollbücher dem Schaffhauser Staatsarchiv zu vermachen – auch damit die Fahne dort gut temperiert gelagert werden kann.

1925 trat der Verein dem Schaffhauser Kantonalverband bei. Heute nimmt er jedoch nicht mehr aktiv an Bewertungen an Sängerfesten teil.
Seit 1921 wird die jährliche Abendunterhaltung durch eine Theateraufführung ergänzt. Zunächst übernahm dies die «Dramatische Gesellschaft». Nach dessen Auflösung übernahmen Vereinsmitglieder und ihre Frauen diesen Part – und spielen bis heute bei jedem Chränzli eine Komödie. 1974 hatten Chor und Theater sogar ein Gastspiel bei der Abendunterhaltung des Schaffhauservereins Zürich im Kaufleuten.
Bei Gesang und Theater mussten sie dafür «ihr ganzes Können mobilisieren, um zu bestehen», so der damalige Aktuar. (cs)

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