Weinland

Radwegplan führt zu Diskussionen

Nicht die Notwendigkeit eines Velowegs führte unter den rund 160 Rüdlingern und Buchbergern zu Diskussionen. Wohl aber dessen Planung: entlang der Kantonsstrasse oder lieber über ruhigere Neben­strassen?

von Christina Schaffner
24. August 2018

2,7 Millionen Franken in einen Radweg verbauen oder für 10'000 Franken Schilder auf einer Nebenstrasse aufstellen? Diese Frage bewegte rund 160 Rüdlinger und Buchberger bei einer Infoveranstaltung des Kantons am Mittwoch in der Rüdlinger Mehrzweckhalle. In der Konsultativabstimmung sprachen sie sich für die teurere Variante aus.

Nach der Planauflage einer ersten Etappe dieses Weges zwischen der Kantonsgrenze bei Rafz bis zum Ortsteil Sandgruben gingen mehrere Einsprachen ein und wurden Alternativen eingebracht. Eine davon ist, den Weg über eine Nebenstrasse zu führen. «Sicher und kostengünstig» – da sind sich Befürworter wie auch der Schaffhauser Kantonsingenieur, Dino Giuliani, einig. Trotzdem sei diese Route nicht sinnvoll, sagte er, da zu erwarten sei, dass sie von Velofahrern zu wenig angenommen würde.

Touristische Ziele erschliessen
Rund 4500 Fahrzeuge pro Tag – acht Prozent davon Lastwagen – befahren die Kantonsstrasse. Velofahrer seien dort Hindernis und Gefahrenquelle zugleich. Um die beiden Dörfer, das Naturzentrum und die Tössegg auch für den Langsamverkehr sicher zu erschliessen, wurde im kantonalen Richtplan von 2013 in Zusammenarbeit mit dem Kanton Zürich beschlossen, diese Radweglücke zu schliessen. Ein erstes Stück von der Rheinbrücke bis zur unteren Einfahrtstrasse nach Rüdlingen wurde bereits erstellt. Auf der anderen Seite baut der Kanton Zürich derzeit einen Radweg von Rafz bis zur Kantonsgrenze (etwa Höhe Jucker-Hof). An der Infoveranstaltung am Mittwoch ging es um das Stück von dort bis zur oberen Einfahrt Rüdlingen (Bild). Nach einer Vorstellung der Pläne, die auch Temporeduktionen und eine behindertengerechte Bushaltestelle beim Begegnungszentrum beinhalten, wurde diskutiert.

Nach Stellungnahmen der Gemeindepräsidenten Martin Kern für Rüdlingen und Hanspeter Kern für Buchberg, die sich beide für das Projekt aussprachen, kamen die Anwesenden zu Wort. Befürworter und Gegner wechselten sich ab, bekamen jeweils Applaus. Der Hang, an dem die Strasse verläuft, ist rutschgefährdet und als rote Zone eingetragen. Ein Bürger warf den Planern vor, diese Tatsache zu wenig untersucht und berücksichtigt zu haben. Dagegen wehrte sich der Ingenieur, der am Bauprojekt speziell für diesen Teil zuständig ist. Der Hang sei professionell vermessen worden, der Sandsteinfels sei mit rutschendem Geröll belegt, was zwar Probleme bereite, aber keine massive Gefahr darstelle. Vorgesehen ist, an diesen Stellen den Radweg, der auf der Bergseite über die gesamte Länge geführt wird, nicht in den Berg zu graben, sondern stattdessen die Hauptstrasse talwärts zu verschieben. Dafür wird teilweise das Einbringen von Betonwinkeln nötig sein, die die Strasse stützen.

Chance oder Schnellschuss?
Die ehemalige Rüdlinger Gemeindepräsidentin Käty Leutenegger meinte dagegen: «Der Kanton Zürich ist am Bauen, der Kanton Schaffhausen am Reden. Lasst uns die Chance nicht zerreden.» Andere warnten vor einem unkalkulierbaren Schnellschuss und wollten den Bau zurückstellen.

Nach einem dreistündigen Meinungsaustausch folgte die schriftliche Konsultativabstimmung, die rechtlich nicht bindend ist. Während die Buchberger sich zur Hälfte für beide Varianten (19 für Radweg Kantonsstrasse, 18 für die Nebenstrasse) aussprachen, fanden mehr Rüdlinger die Variante Kantonsradweg besser (72 zu 48 Stimmen, bei 2 Enthaltungen). Regierungsrat Martin Kessler, der die Veranstaltung moderierte, zeigte sich erleichtert und betonte, dass dies Gesprächsbedarf aufzeige: «Wir werden weiter daran arbeiten und vielleicht eine bessere Lösung finden.» Es werden nun die eingegangenen Einwände abgearbeitet. Sollte sich später zeigen, dass die Velofahrer nicht durch Rüdlingen fahren, besteht die Option, den Radweg auch auf diesem Stück entlang der Kantonsstrasse zu führen, was weitere 1,2 Millionen Franken kosten würde.

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