Weinland

Reitverein gibt «Sprinki» auf

Weniger Reiter und Sponsoren, Lücken im OK – der Reitverein gibt die Springkonkurrenz auf. Über 60 Jahre war der Anlass auf dem Isenberg ein Fixpunkt im Jahreskalender.

von Roland Spalinger
04. Januar 2019

Für Karl Leysinger ist es «eine persönliche Niederlage». Erst 2017 hat er das OK der Springkonkurrenz Andelfingen übernommen. Nun zeigt sich, dass seine zweite Ausgabe im letzten Sommer bereits die letzte überhaupt gewesen ist. 2019 werde keine «Sprinki» durchgeführt, teilt der organisierende Reitverein Andelfingen (RVA) in einem Schreiben mit. Es fehle zu viel, sagt Karl Leysinger auf Anfrage. Er bedaure den Entscheid und leide ein bisschen. «Die ‹Sprinki› gehört doch zu Andelfingen», sagt er.

Fünfjährig war er, als seine Familie nach Andelfingen an die Landstrasse zog, schräg vis-à-vis des Isenbergs. Einmal im Jahr stand die eher unscheinbare Waldwiese im Mittelpunkt des Interesses. Dann besammelte sich die Reitermusik Elgg beim «Bad» in Kleinandelfingen, zog hoch zu Ross durch die Dörfer zum Marktplatz und nach einem Ständchen weiter zum Reitplatz.

Wer hinter dem Tross hergehen wollte, habe sich hinten einreihen müssen, erzählt Karl Leysinger. Und auf dem Isenberg selber hätten Kinder die Reiter nur durch die Beine der Erwachsenen hindurch gesehen, so viele Besucherinnen und Besucher habe es gehabt. Karl Leysinger erinnert sich gut und gerne an diese Zeit, die bei ihm das Feu sacré, das Feuer für den Pferdesport, entfachte. «Das will ich auch können!», habe er damals beschlossen.

Ein Startplatz im Nachtspringen war sozusagen eine erste Auszeichnung für den Reiter mit R-Lizenz (regional). Aber auch bekanntere Pferdesportler wie Paul Weier oder Bruno Candrian sprangen in Andelfingen, später Paul und Melanie Freimüller aus Humlikon, Lokalmatadoren von internationalem Format; obwohl an Sandplätze gewohnt, liessen sie sich Starts auf der Waldwiese nicht nehmen.

Wiese wird gemieden
Und doch ist der Untergrund des 1951/52 gebauten Waldspringplatzes sym­pto­ma­tisch für den Zustand des ganzen Vereins. In Sachen Infrastruktur blieb der RVA stehen und hat lange Zeit sinkende Teilnehmerzahlen hingenommen. Wäre 2016 nicht das Jubiläumsspringen zum 100-jährigen Bestehen des Vereins angestanden, hätte das alte OK vielleicht schon damals einen Schlussstrich gezogen, meint Karl Leysinger. Änderungen des Verbands im Nennsystem halfen den kleinen Turnieren auch nichts, Nachmeldungen gab es bei der «Sprinki» so gut wie keine.

Sportreiter standen beim Reitverein Andelfingen nicht an für eine Mitgliedschaft. So verwundert nicht, dass das Vereinsspringen letztes Jahr erstmals nicht mehr stattfand, obwohl 2015 die GV entschied, an dem traditionellen Anlass am 1. Mai festzuhalten. Mit bloss noch acht eigenen teilnehmenden Paaren schwanden aber die Argumente für ein Weiterbestehen. Dass die Vereinsbasis dünner wurde, merkte der RVA bei der «Sprinki». Mit eigenen Leuten konnte der Grossanlass schon lange nicht mehr gestemmt werden. Vereine wie der DTV Henggart standen im Einsatz.

Fokus auf Patrouillenritt
Nun aber zogen sich Mitglieder des erst vor zwei Jahren formierten OK zurück. Für die verbliebenen hätte das geheis­sen, noch mehr Leistungen einzukaufen und noch mehr Helfer suchen zu müssen. Und dies bei schwindenden Teilnehmerzahlen und auch Aderlassen bei Sponsoren. Das habe die Frage nach der Sinnhaftigkeit aufkommen lassen, heisst es im Schreiben. Die Antwort ist: «Eine lange Tradition geht zu Ende.»

Das Ende der «Sprinki» ist aber nicht das Ende des Reitvereins. Am 1. Januar fand der Neujahrsapéro statt, sportlich liegt das Augenmerk auf dem Patrouillenritt am 25. Mai, einem abwechslungsreichen Wettkampf für Freizeitreiter. Aber fast ohne Publikum. Eine Kombination mit der «Sprinki» sei nicht möglich gewesen, bedauert Karl Leysinger. «Es war eine wunderbare Zeit», resümiert er.

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