Weinland

Sturmholzaufrüstung im Stammertal

Ob das viele Sturmholz den Waldbesitzern einen Ertrag bringt, ist noch offen. Für die Fichten sieht die Zukunft wegen Klimaerwärmung und Käferbefall nicht gut aus.

von Peter Oberholzer
08. Mai 2018

Peter Wepfer, Präsident der Forstrevierkommission, begrüsste am Donnerstag rund 100 Personen, meist Privatwaldeigentümer, zur Information über den Stand der Sturmholzaufrüstung. Der Anlass im Saal des Gasthofs Schwert in Oberstammheim war kein fröhlicher, und als Vorwort dazu wählte Peter Wepfer den passenden Rückblick: «Im Jahr 2017 hatten wir den Borkenkäfer, am 2. August 2017 den Hagelsturm und im Januar 2018 dann nochmals Sturm».

Förster Christian Bottlang beschrieb den Schaden zuerst in Zahlen und dar­auf anschaulich mit «das Vierfache einer normalen Nutzung und das Sechsfache, was der Sturm Lothar angerichtet hat».

47 Prozent des Stammer Waldes sind Privateigentum von 206 Waldbesitzern. Über 100 Privatwaldbesitzer hatten dem Forstrevier die Vollmacht zur gemeinsamen Schadensabwicklung erteilt, weil durch grosse Aufträge die Kosten tiefer gehalten werden konnten und können. Zeitweise standen sechs Unternehmer mit ihren Erntemaschinen im Einsatz. Und Christian Bottlang stellte in Aussicht, dass «mit Glück Ende Mai alles Holz an der Strasse liegt».

Ob überhaupt und allenfalls wie viel Entschädigung am Schluss für die Privatwaldbesitzer herausschaut, steht noch nicht fest. Massgebend für die Berechnung sind die Erntekosten, der Verkaufserlös, die Vermarktung samt Zertifizierung und Schutzbehandlungen gegen Käferbefall. Vorläufig rechnet der Förster mit einem Durchschnittspreis und unter Einbezug «von allem Holz», also Nutz- und Industrieholz, von 70.61 Franken pro Kubikmeter. Abgerechnet wird über ein vom Forst Stammertal eingerichtetes Sturmholzkonto. «Bei normalen Geländeverhältnissen ist ein Erlös zu erwarten», stellt er in Aussicht und: «Ich bitte jedoch um Geduld mit der Abrechnung.»

Zu viel Holz
Für die kollektive Vermarktung und Vermittlung des Holzes ist die Firma Zürich Holz AG zuständig, die auch den grössten Teil des Holzes übernimmt. Philipp Binder als deren Vertreter erwähnte, dass derzeit im Kanton Zürich und der Ostschweiz zu viel Holz anfalle. Es würden deshalb auch im Ausland Absatzmöglichkeiten gesucht. Er wies im Zusammenhang mit den vielschichtigen logistischen Aufgaben dar­auf hin, dass die SBB mangels Transportkapazität den Anfall von Holz nicht mehr bewältigt. Es bleibe im Wald liegen und das habe wegen des Käferbefalls weitere Schäden zur Folge. «Bis der letzte Stamm im Sägewerk ist, wird es sicher Herbst 2018», sagte er.

Der Oberstammer Gemeindepräsident Martin Farner erklärte, dass die beschädigten Waldstrassen wieder instand gestellt werden. Er erinnerte an die gesetzlichen Bestimmungen zum Grundwasserschutz und mahnte, im Wald aufzuräumen und dafür zu sorgen, dass Bäche und Abläufe nicht verstopft werden, um Schwemmholz zu vermeiden.

In Zukunft für Fichten ungeeignet
Kreisforstmeister Felix Cuny erläuterte einige statistisch abgestützte Vorhersagen zum Wechselspiel zwischen dem Klimawandel, den Fichten (Rottannen) und der Borkenkäferplage. Die Fichte verliere wegen des Klimawandels an Konkurrenzkraft. Wegen der zunehmenden Wärme nehmen Vitalität und Wachstum ab. Fichten werden vermehrt anfällig für Sturm und Käferschäden. Der Borkenkäfer liebt die Wärme und bei für ihn günstigen Bedingungen erzeugt er zwei bis drei oder sogar vier Generationen pro Jahr. Die Entwicklungszeit pro Generation beträgt sechs bis zehn Wochen. Der Käferflug wird ab Mitte April und die erste Generation Käfer in der ersten Hälfte Juni erwartet. Auf längere Sicht bis etwa 2080 werde das Weinland eher ungeeignet für Fichten, orakelte Cuny. Die Fachleute empfehlen daher «Reinbestände vermeiden, Mischbestände mit trockenheitstoleranteren Baumarten fördern (beispielsweise Eiche, Föhre, Douglasie oder auch Weisstanne), tiefere Lagen und flachgründige Pflanzstandorte meiden sowie Fichten weniger fördern und nicht pflanzen». Auch der spätere Jungwuchs bedarf der Pflege. Da wird der Wildbestand für Ärger sorgen und nach geeigneten Massnahmen rufen, meinte Bottlang.

Zum Schluss dankte Förster Christian Bottlang allen Mitarbeitern im Wald und in der Sturmholzaufbereitung für ihren sehr grossen Einsatz. Er rundete seine Informationen mit zwei bemerkenswerten Sätzen ab: «Es gibt keinen Grund, jetzt sofort etwas zu pflanzen» und: «So schnell werden wir keine Ruhe haben.»

Waldfläche (ha)

Gemeinde öffentlich privat gesamt
Oberstammheim 159 234 393
Unterstammheim 223 37 260
Waltalingen 70 135 205
Total 452 406 858

 


Nutzungspotenzial (m³)

Gemeinde öffentlich privat gesamt
Oberstammheim 1750 2574 4324
Unterstammheim 2100 407 2507
Waltalingen 760 1485 2245
Total 4610 4466 9076

 

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