Bei einem solchen Aufgebot muss es etwas zu feiern geben. Am Montagabend trafen sich die ZĂĽrcher Regierungspräsidentin Carmen Walker Späh, Markus Traber, Chef Amt fĂĽr Verkehr, JĂĽrg Röthlisberger, Direktor Bundesamt fĂĽr StrasÂsen (Astra), Guido Biaggio, Chef Astra-Abteilung Strasseninfrastruktur Ost, Otto Noger, Chef der Astra-Filiale Winterthur, und die Präsidenten der sieben Gemeinden Adlikon, Andelfingen, Henggart, Hettlingen, Humlikon, Kleinandelfingen und Neftenbach im Restaurant Kreuzstrasse.
Es ging um die ostseitigen Erdwälle an der A4, die vor 20 Jahren beim Bau der Strasse zwischen Winterthur Nord und Kleinandelfingen erstellt worden waren – als Lärmschutzmassnahmen. Davon wollte das Astra bei der Planung des Ausbaus auf vier Spuren nichts mehr wissen. In den Projektunterlagen wurden die Erdwälle systematisch als Materialdepots bezeichnet, und es wurde verschwiegen, dass für einen Ersatz bereits Land gekauft worden war.
Bund, Kanton und Gemeinden einig
Nun die Wende. «Die ostseitigen Wälle werden neu erstellt», schrieb das Astra in der Einladung für Montag. Gemeinden, Kanton und Bund (Astra) hätten sich geeinigt. Carmen Walker Späh sprach vor den Medien von einer typisch schweizerischen Geschichte, wozu aber alle beitragen müssten.
Und darum gehts: Der Kanton bezahlt maximal 1 Million Franken an die Verschiebung der Erdwälle, die von den Gemeinden projektiert und schliesslich vom Bund unterhalten werden. Und die Gemeinden kompensieren den Verlust von Fruchtfolgefläche, der entsteht. Dazu seien sie auf das Verständnis von Grundeigentümern angewiesen, sagte Bruno Kräuchi, Hettlingen, als Vertreter der sieben Gemeinden der Interessengemeinschaft Erdwall.
Der Einigung war ein zähes Ringen voraus gegangen. Privatrekurrenten und Anrainergemeinden wiesen auf lückenhafte und einseitige Projektunterlagen des Astra hin. Adlikon, Andelfingen, Henggart, Humlikon, Kleinandelfingen und Neftenbach hatten sich durch Einsprachen Mitsprache gesichert. Hettlingen, das die Einsprachefrist verpasst hatte, engagierte sich ebenfalls in der IG Erdwall – mandatiert von der Taskforce A4. Diese hatte in Hettlingen 1788 Unterschriften gesammelt, was 70 Prozent der Stimmberechtigten entspricht, um die Behörde zum Verhandeln mit dem Astra aufzurufen («AZ» vom 4.7.2017).
Grosse Arbeit der Taskforce
Die Taskforce vorgeschlagen hatte Konrad Wepfer. Das ursprüngliche Astra-Projekt habe ihn in «Treu und Glauben» verletzt, sagt er auf Anfrage. «Das wollte ich nicht einfach schlucken.» Er, der sich als Rechercheur und Archivar der Gruppe bezeichnet, hat Archive durchforstet und Quellendokumente gesucht (und gefunden), die die ursprüngliche Astra-Position von Materialdepots und fehlendem Land widerlegten. Gemeindepräsident Bruno Kräuchi sagte es so: «Er hat vergessene Dokumente hervorgeholt und kennt sich im Astra-Archiv wohl besser aus als manche, die dort arbeiten.»
Der Geehrte zeigte sich erfreut – über das Erreichte. «Es war richtig, mutig zu sein – statt bequem oder resigniert.» Aber: «Ohne die Behörden auf Gemeinde- und Kantonsebene wären wir gescheitert.» Grossartig sei, dass sich der Kanton Zürich hinter das Anliegen aus dem südlichen Weinland gestellt habe, windet er Gemeindebehörden sowie Regierungsrätin Carmen Walker Späh ein Kränzchen. Adlikon zum Beispiel liess sich von der Gemeindeversammlung im Herbst 2017 grünes Licht geben, für Lärmschutz zu kämpfen, auch wenn Kosten anfallen.
Wie Konrad Wepfer nun nicht von einem Sieg spricht, sondern von einem Erfolg fĂĽr eine bessere Lösung, betonte Hans Bichsel (Henggart) die «ausÂsergewöhnliche Lösung». Diese bringt Ruhe fĂĽr Dörfer und in den weiteren Projektierungsverlauf, der nun rasch vorwärts gehen soll – dies der zweite Punkt der Vereinbarung. Der Ausbau der A4 soll laut Carmen Walker Späh rasch die PlangenehmigungsverfĂĽgung erreichen. Der Ausbau wird 330 Millionen Franken kosten, die Verschiebung der Erdwälle rund 2 Millionen – gleichviel hätte der Abtransport gekostet, sagte Otto Noger vom Astra.
Erdwälle entlang der A4 bleiben doch erhalten