Wie Eltern mit dem Zeugnis ihres Kindes umgehen können

Publiziert: 18. Februar 2020
Lesezeit: 2 min

Zweimal jährlich gibt es im Kanton Zürich Zeugnisse. Der Druck beim Kind steigt teilweise ins Unermessliche. Da ist die Angst, nicht zu genügen, Angst, eine Klasse wiederholen zu müssen, Angst vor Ablehnung, Angst, nie einen guten Job erlernen zu können.

Solche Ängste kennen nicht nur Kinder mit knappem Notendurchschnitt. Nur schon eine einzige schlechte Note kann genügen. Eine schlechte Note nach Hause bringen zu müssen, kann schwierig sein. Unsere Gesellschaft fordert an allen Fronten Bestleistungen. Da erstaunt es auch nicht, dass die Kinder sehr früh mit Leistungsdruck konfrontiert werden. Es entwickelt sich die falsche Vorstellung, dass nur, wer es ins Gymnasium schafft, später einen guten Job ausüben und den Erwartungen der Eltern entsprechen kann. Aber für eine funktionierende Gesellschaft braucht es nicht nur Akademiker. Es braucht jeden Einzelnen von uns, in unterschiedlichen Funktionen. Jede Arbeit und damit auch jede Arbeitskraft ist wichtig. Oder würden Sie in ein Haus einziehen wollen, das von Studierten ohne handwerkliches Geschick erbaut worden ist?

Sollten wir einen Menschen nicht dafür wertschätzen und lieben, wie er ist? Sollten Job und Verdienst für Wertschätzung einem Menschen gegenüber nicht unerheblich sein? Als Eltern müssen wir uns deshalb unbedingt die Frage stellen, wie wir mit dem Noten- und Leistungsdruck unserer Kinder umgehen wollen. Ist es wirklich sinnvoll, die Noten in den Vordergrund zu stellen? Dem eigenen Kind das Gefühl mitzugeben, mit schwächeren Noten sei es minderwertig? Ist es nicht viel wertvoller, unseren Kindern die Grundwerte wie Liebe, Respekt und Empathie als höchstes Gebot vorzuleben und weiterzugeben? Indem wir unsere Kinder lieben, genau so, wie sie sind – mit all ihren Stärken und Schwächen – fördern wir ihr Selbstvertrauen und stärken sie so für ihren Lebensweg.

Nicht jedes Kind kann zum gleichen Zeitpunkt gleich lernen. Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich, in anderem Tempo und in anderen mehr oder weniger stark ausgeprägten Phasen. Und nicht jeder muss studiert haben, um einerseits sein eigenes Leben zu geniessen und andererseits einen wichtigen Bestandteil zum Funktionieren unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens leisten zu können.

Was aber mit Sicherheit jeder Mensch braucht, ist Liebe – uneingeschränkte Liebe! Liebe, Respekt und Wertschätzung. Wertschätzung für das, was dieser Mensch darstellt, wofür er steht – mit allen Stärken und Schwächen. Niemand ist perfekt. Und das ist in Ordnung. Mehr miteinander, mehr füreinander, mehr Wertschätzung im Kleinen würde unserer Welt sehr gut tun! Fangen wir bei uns selber an und geben es unseren Kindern weiter. Für eine friedlichere Welt mit ein bisschen weniger Leistungsdruck.

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