Sport

«2022 wird in Ossingen geschwungen!»

Acht Jahre nach dem Regionalturnfest steht in Ossingen der nächste sportliche Grossanlass an. Der Turnverein organisiert mit dem Schwingklub Winterthur das Zürcher Kantonalschwingfest 2022. Dafür wird eigens eine Arena errichtet.

von Manuel Sackmann
12. November 2021

Der Schweizer Nationalsport Schwingen ist im Trend. Tickets für die Feste gehen weg wie warme Semmeln, und auch im Fernsehen erfreuen sich die Übertragungen der einzelnen Wettkämpfe grosser Beliebtheit. Am 22. Mai 2022 wird mancher Spitzenschwinger Halt in Ossingen machen. Dann findet das Zürcher Kantonale in der Weinländer Gemeinde statt.

Es ist der nächste sportliche Grossanlass nach dem Regionalturnfest vor acht Jahren. Wieder ist der Turnverein dafür verantwortlich. «Vor etwa vier Jahren haben wir beim Schwingklub Winterthur, der 2022 turnusgemäss für die Organisation zuständig ist, erstmals unser Interesse angemeldet», sagt OK-Präsident Frank Günthardt. «Wir Ossinger sind bekannt für gute Feste», ist der 44-Jährige überzeugt. «Und mit Beda Arztmann haben wir selbst einen aufstrebenden Schwinger, seines Zeichens Teilverbandskranzer, in unseren Reihen.» Die Initianten stiessen in Winterthur denn auch auf offene Ohren.

«Ein Riesending»
Eine Kooperation mit örtlichen Vereinen ist bei Schwingfesten nichts Ungewöhnliches. Das zeigt sich auch im OK, das mehrheitlich aus Mitgliedern des TV besteht, aber mit einzelnen Kräften aus der Schwingszene gespickt ist. «Der Schwingklub kümmert sich um alles Sportliche, die Protokolle, die Traditionen. Der Turnverein ist für alles drumherum besorgt», sagt Frank Günt­hardt.

Dazu gehört eine Arena, die extra für dieses Schwingfest aufgebaut wird. «Das ist ein Riesending», weiss er. Vor allem, wenn es nur für einen Tag aufgebaut würde. Die Organisatoren konnten deshalb den benachbarten Schaffhauser Schwingverband dafür gewinnen, am Samstag vor dem Fest der Aktiven seinen Kantonalen Jungschwingertag durchzuführen. «Wir wollen unbedingt auch dem Nachwuchs etwas bieten und ihm ermöglichen, in der gleichen Arena, im gleichen Sägemehl wie seine Vorbilder antreten zu können.»

Für ein bauliches Highlight soll die Alpacht475 sorgen, die während des vergangenen Sommers auf dem Weingut Wiesendanger in Ossingen aufgebaut war. «Sie wird in die Arena integriert und öffentlich zugänglich sein.»

Bestehendes nutzen
Abgesehen von der Arena sei der Aufwand für den Turnverein aber deutlich geringer als bei einem Regionalturnfest. «Schwinger sind bodenständig und mit wenig zufrieden», sagt der OK-Präsident. Grosse zusätzliche Anlagen müssen keine errichtet werden. Zudem können die Organisatoren die bestehende Infrastruktur nutzen. Der Rückzugs- und Vorbereitungsbereich für die Athleten befindet sich im Werkgebäude, der Gabentempel im Feuerwehrlokal.

Da das Schwingfest am gleichen Ort stattfindet wie das Turnfest – am Dorfausgang Richtung Neunforn –, wird auch auf Überbleibsel von 2014 zurückgegriffen. «Wir konnten damals diverse Leitungen im Boden belassen, was uns jetzt wieder behilflich ist», erklärt Frank Günthardt.

Grosser Rückhalt
Ein «Riesending» bleibt das Zürcher Kantonale trotzdem. Insgesamt wird mit etwa 165 Aktivschwingern und zwischen 4000 und 6000 Zuschauern gerechnet. Alleine während des Fests dürften gegen 500 ehrenamtliche Helfer­einsätze nötig sein. Hinzu kommt die Unsicherheit bezüglich Corona. «Die Frage, was wohl erlaubt sein wird und was nicht, ist eine der grössten Herausforderungen.» Das OK habe sich dafür entschieden, den Anlass normal zu planen, aber so, dass das Gelände im Falle einer Zertifikatspflicht abgesperrt werden könnte. Der Präsident betont: «Wir halten uns an den Grundsatz: 2022 wird in Ossingen geschwungen! Unter welchen Voraussetzungen auch immer.»

Schön sei, dass sie auf grossen Rückhalt zählen könnten. So sind neben dem Schwingklub Winterthur und dem Turnverein auch die Damen- und Frauenriege sowie die Männerriege mit an Bord und Teil des Trägervereins. Zur Gemeinde und zu den Landbesitzern besteht ein gutes Verhältnis. Frank Günthardt bezeichnet sie als «grosszügig und zuvorkommend». Und auch bei den möglichen Sponsoren komme die geplante Veranstaltung gut an.

Das OK liege gut in der Zeit, «doch nun müssen wir Vollgas geben.» Das Budget «verhebt», jetzt gelte es, möglichst rasch bekannt zu werden. Dann dürfte einem erfolgreichen Schwingfest nichts mehr im Wege stehen, mit allem, was dazu gehört: Alphörner, Trachten, Jodelchöre und Lebendpreise – inklusive dem Siegermuni Moriz, der derzeit auf einem Hof am Eschenberg «prächtig gedeiht».

Frank Günthardt an der ZTV-Delegiertenversammlung, wo er zum Ehrenmitglied ernannt wurde (hier flankiert vom Fahnen- und vom Hornträger des TV Ossingen).
Frank Günthardt an der ZTV-Delegiertenversammlung, wo er zum Ehrenmitglied ernannt wurde (hier flankiert vom Fahnen- und vom Hornträger des TV Ossingen). / ZTV

Frank Günthardt wird ZTV-Ehrenmitglied

Frank Günthardt hat das Präsidieren im Blut. Aktuell leitet er das OK des Zürcher Kantonalschwingfests, von 2001 bis 2010 hatte er den Vorsitz im Turnverein Ossingen inne und wurde nach seinem Rücktritt zum Ehrenmitglied ernannt. Und 2013 übernahm er das Präsidium des Zentralvorstands des Zürcher Turnverbands (ZTV), dem er seit 2009 angehört.

Bereits 2020 gab er bekannt, per Ende dieses Jahres zurückzutreten («AZ» vom 16.6.2020). An der Delegiertenversammlung des ZTV von letzter Woche wurde Frank Günt­hardt nun offiziell verabschiedet. Seine Ernennung zum Ehrenmitglied des Verbands würdigten die Delegierten mit einer Standing Ovation. Vorstandskollege Urs Krebs bezeichnete ihn gar als «unser Präsident der Herzen».

Es erfülle ihn mit Stolz, sagt der Ossinger. Seit Kindesbeinen sei er Turner. Im Kantonalverband habe er dann ganz andere Facetten des Sports kennenlernen, viele Kontakte knüpfen und einiges bewirken dürfen. Er habe viel Herzblut in die Präsidiumsarbeit gesteckt, die viel Freude gemacht habe, aber auch sehr zeitintensiv sei (laut dem abtretenden Vorstandsvorsitzenden ein 20- bis 30-Prozent-Pensum). «Die Ernennung zum Ehrenmitglied des ZTV ist für mich die höchste Ehre, und ich verspüre die grösste Dankbarkeit.» Es sei darum auch ein sehr emotionaler Moment gewesen.

Nebst Frank Günthardt wurden mit Therese und Peter Lenherr (Getu Flaachtal) zwei weitere Weinländer aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit als Funktionäre für den ZTV zu Ehrenmitgliedern ernannt. (msa)

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