Sport

«Der Kranz muss drinliegen»

Wenn am Wochenende in Ossingen die «Bösen» zusammengreifen, wird einer vom Dorf ganz besonders im Fokus stehen. Lokalmatador Beda Arztmann hat sich den Kranz zum Ziel gesetzt.

von Manuel Sackmann
20. Mai 2022

Die wichtigste Nachricht gleich vorweg: Das Zürcher Kantonalschwingfest 2022 in Ossingen ist nicht in Gefahr. Zwar laboriert Beda Arztmann schon längere Zeit an einer Wirbelverletzung, doch mittlerweile ist er schmerzfrei. «Es kommt gut», versichert der 27-Jährige im Hinblick auf sein Heimfest.

Er ist einer von zwei Ossingern, die zum Grossanlass im eigenen Dorf antreten werden (der andere heisst Alwin Buff). «Eine grosse Ehre» sei dies – insbesondere als wichtiges Mitglied beider organisierenden Vereine. Nebst seiner Tätigkeit in den Vorständen des TV Ossingen und des Schwingklubs Winterthur ist Beda Arztmann auch im OK des Fests engagiert.

Training geht immer vor
Allzu grosse Nervosität oder Druck verspüre er deshalb aber nicht. «Das war vor etwa einem Jahr, als wir mit der konkreten Planung begannen, viel schlimmer», sagt er lachend. Natürlich mache er sich so seine Gedanken, sein Hauptfokus habe in letzter Zeit aber auf der Fitness und der Genesung seines Körpers gelegen. Darüber hinaus würden Arbeit und Weiterbildung für Ablenkung sorgen.

Das Training komme aber keineswegs zu kurz. «Das nehme ich mir heraus», so der Turnerschwinger. Er lasse auch einmal eine Vorstands- oder OK-Sitzung zugunsten des Sports aus. «Das Training geht immer vor, das habe ich von Anfang an so kommuniziert.» Zugute komme ihm ausserdem, dass er einen sehr verständnisvollen Arbeitgeber habe.

Hochkarätige Konkurrenz
An der Herangehensweise beziehungsweise der Vorbereitung ändert sich also im Vergleich zu «normalen» Schwingfesten nichts. Zumindest fast nichts. «Meine Joggingroute führt aktuell um das Festgelände herum», gibt Beda Arztmann zu. «So kann ich die Stimmung schon etwas aufsaugen.»

Als Favoriten auf den Festsieg sieht er sich nicht, auch wenn dies die Organisatoren aus den eigenen Vereinen verständlicherweise gerne herbeireden oder -schreiben. Da gebe es andere. Tatsächlich ist die Konkurrenz gespickt mit grossen Namen, darunter Samuel Giger, Marcel Bieri oder Arnold Forrer, Schwingerkönig von 2001. «Für einen Sämi Giger zählt nur der Festsieg, und alles ausserhalb der top drei kommt einer Enttäuschung gleich», erklärt der Ossinger. Er selbst sei da anders. Eine Schlussgangteilnahme wäre für ihn an jedem grösseren Fest schon eine «Riesengeschichte».

Das Teilnehmerfeld sei zwar hochkarätig, Beda Arztmann stellt aber sehr wohl hohe Ansprüche an sich selbst. «Das klare Ziel ist der Kranz!» Nach dem erfolgreichen letzten Jahr sei diese Auszeichnung, die den besten rund 15 Prozent der Rangliste verliehen wird, für ihn im Grunde an jedem Kantonalen Pflicht. «In unserem Sport kann es immer so oder so laufen.» Er sehe seine Chancen und habe ein gutes Gefühl. «Der Kranz liegt drin, muss drinliegen.»

Der erste Schritt nach Pratteln
Das Wichtigste sei, dass er am Ende des Tages sagen könne, er habe seine Haut teuer verkauft. Damit ein Wettkampf gelinge, komme insbesondere dem ersten Gang grosse Bedeutung zu, sagt der elffache Kranzgewinner. In diesem werde einem in der Regel ein ungefähr gleich starker oder leicht stärker einzuschätzender Gegner zugeteilt. «Gewinne ich diesen Kampf, gibt mir das ei­nen Schub für den Rest des Tages.» Umgekehrt stehe man bei einer Niederlage bereits ein erstes Mal unter Zugzwang.

Das grosse Saisonziel heisst aber nicht Ossingen, sondern Pratteln, wo im Spätsommer das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) stattfinden wird. Den Weg dahin hat sich Beda Arztmann in mehrere Zwischen­etappen unterteilt. Nachdem er das Thurgauer Kantonale Anfang Monat verletzungsbedingt auslassen musste, symbolisiert das Zürcher Kantonale vor der eigenen Haustür den ersten Schritt. Danach folgen mit dem Nordostschweizer Schwingfest (NOS) und den Bergfesten weitere Highlights – die Teilnahmen auf dem Brünig und auf der Rigi stehen bereits fest, zusätzliche könnten folgen.

Wenn alles klappt, wird er Anfang August für das ESAF selektioniert. Es wäre nach Zug 2019 seine zweite Teilnahme. Bis dahin gilt: So gute Resultate wie nur möglich einfahren. Am liebsten natürlich schon am Heimschwingfest.

112. Zürcher Kantonalschwingfest, Sonntag, 22. Mai, Ossingen, Anschwingen um 8.30 Uhr
Davor an gleicher Stelle: Schaffhauser Kant. Nachwuchsschwingfest, Samstag, 21. Mai, Anschwingen um 8 Uhr
Alle Infos: www.ossingen2022.ch

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