Das gab es noch nie. Mit Armon Orlik wurde am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) 2025 in Mollis einer zum Schwingerkönig gekrönt, der nicht einmal im Schlussgang gestanden hatte. Bis 2001 wurde dieser Titel nur an Schlussgangsieger vergeben. Gab es keinen Sieger, gab es auch keinen König, nur sogenannte Erstgekrönte. In Nyon wurde dieses strenge Diktat gelockert, als Arnold Forrer trotz gestelltem Schlussgang (Schwingersprache für Unentschieden) zum König ernannt wurde. Und im Glarnerland brauchte es dafür nun nicht einmal mehr eine Schlussgangteilnahme.
Doch die Krönung von Armon Orlik ist keineswegs unverdient. Nach sieben von acht Gängen lag der Bündner punktgleich mit seinen Nordostschweizer Mannschaftskollegen Werner Schlegel und Samuel Giger auf Rang eins. Es oblag dem Einteilungskomitee, zu entscheiden, welche zwei dieses Trios den Schlussgang bestreiten durften. Es entschied gegen Armon Orlik, aber dafür, dass er zum König würde, wenn er seinen letzten Gang mit der Höchstnote 10,00 gewinnen und der Schlussgang ohne Sieger enden würde. Und so kam es tatsächlich. Schöne Geste: Trotz 16 kräfteraubenden Schlussgangminuten hievten Werner Schlegel und Samuel Giger den König zur Feier seines Sieges auf ihre Schultern.
Ein dritter Stern für Vollenweider
Im Schatten der ganz grossen Namen feierte ein Weinländer ebenfalls eine Premiere. Vollenweider Jeremy *** wird es fortan auf Start- und Ranglisten in Schwingerkreisen heissen. Den dritten Stern hat sich der Marthaler mit einer sensationellen Leistung verdient. Mit Schlussrang 8a schaffte er das, wovon jeder Schwinger träumt: Er sicherte sich einen ESAF-Kranz. Seit Sonntag darf sich der Athlet des Schaffhauser Schwingverbands offiziell Eidgenosse nennen und zählt nun zu «den Bösen».
Das zweitägige Fest begann gut für den 27-Jährigen. Im ersten Gang legte er Altmeister Hanspeter Luginbühl dank seiner guten Bodenarbeit auf den Rücken. In Gang zwei wartete mit dem Berner Florian Gnägi ein erster Eidgenosse. Der Kampf endete gestellt. Pech hatte Jeremy Vollenweider im dritten Durchgang, als er in der letzten Minute vom Aargauer Samuel Schmid besiegt wurde. Mit einem Sieg gegen den Innerschweizer Florian Grab schloss er den Samstag aber erfreulich ab und verblieb in Lauerposition.

Schwergewicht und Revanche
Am Sonntag zeigte sich der Weinländer dann erneut in starker Verfassung. Er bodigte zuerst den Berner Marco Iseli, dann den Luzerner Nils Theiler. Letzteren besiegte er gar mit der Höchstnote 10,00. Das machte wohl das Einteilungskomitee auf ihn aufmerksam, wurde ihm im siebten und vorletzten Gang doch ein richtiges Schwergewicht vor die Nase gestellt: Sven Schurtenberger. Der Luzerner ist seit Sonntag vierfacher Eidgenosse und bringt rund 150 Kilogramm auf die Waage. Jeremy Vollenweider hatte indes gute Erinnerungen an seinen Gegner. 2023 konnte er ihn am Nordostschweizer Teilverbandsfest bezwingen, ebenfalls in Mollis. Dieses Mal behielt der Innerschweizer aber das bessere Ende für sich.
Um den Kranzgewinn definitiv sicherzustellen, brauchte es zum Abschluss einen Sieg. Mit seinem Kontrahenten Stefan Ettlin hatte der Marthaler noch eine Rechnung offen. 2019 standen die beiden im Schlussgang der Schweizer Meisterschaft im Nationalturnen, den der Obwaldner gewann. Am ESAF warf Jeremy Vollenweider seinen Gegner aber kurz vor Ablauf der Gangdauer platt auf den Rücken, was ihm die Höchstnote und damit den verdienten Kranz einbrachte.
Für den 27-Jährigen war es nach 2016 in Estavayer FR und 2019 in Zug die dritte Teilnahme an einem Eidgenössischen. 2022 in Pratteln fehlte er verletzt. Der ESAF-Kranz in Mollis ist die Krönung seiner bisherigen Karriere, kommt aber nicht von ungefähr. Letztes Jahr hatte er am Bündner-Glarner Kantonalen seinen ersten Kranzfestsieg gefeiert, und erst vor zwei Wochen sicherte er sich auf der Schwägalp seinen ersten der prestigeträchtigen Bergkränze.
Eidgenosse!