2014 feierte der HC Andelfingen mit dem Sieg des Ostschweizer Cups einen seiner grössten Erfolge.
Handball begann auf dem Fussballfeld. Gespielt wurde elf gegen elf, prellen war auf dem Rasen schwierig. Eine Doppelfangregel gab es im Feldhandball deshalb nicht, und geworfen wurde auf 7,32 Meter breite und 2,44 Meter hohe Tore. Eine Meisterschaft auf dem heute üblichen Kleinfeld wurde in der Schweiz erstmals 1966 durchgeführt, mit GC Zürich als Gewinner.
Kurz darauf wollten auch einige Turner aus Andelfingen Handball spielen. Im Sommer 1970 starteten elf Spieler ins Abenteuer: die Brüder Urs (Trainer), Mark und Jürg Bösiger, Heini Flury (Leiter), die Brüder Jürg und Willi Hartmann, Hugo Keller, Herbert Krähenbühl, Walter Lütolf, Walter Minder und Alex Rubli.
Die Idee, den TV Andelfingen um eine Handballriege zu ergänzen, stiess bei den Turnern nicht nur auf Gegenliebe. Man könne doch wenigstens weiterhin das Einlaufen zusammen gestalten, fanden diese vorerst. Und am traditionsreichen Schlussturnen sollten auch die Handballer eine Barrenübung vorzeigen.
Am 8. Januar 1971 wurde die Handballriege TV Andelfingen offiziell gegründet, erster Obmann war Ueli Frauenfelder. Fortan spielten die Andelfinger im Sommer zu Hause auf dem Hart-platz der Sekundarschule Andelfingen – wenn es das Wetter erlaubte – und im Winter auswärts, meist in Winterthur. Von Beginn weg gehörte auch eine Juniorenmannschaft zur Riege und ab August 1973 eine Damenmannschaft.
Der ersten Mannschaft gelang schon in der Wintersaison 1973 der Aufstieg in die 3. Liga, sogar als 4.-Liga-Meister. Auch die Frauen stiegen in ihrer ersten Saison auf, in welche Liga steht im Protokollbuch nicht. Fortan spielten die Andelfinger Handballer in der 4. Liga regelmässig vorne mit – und vermochten sich in der 3. Liga auch mal zu halten, stiegen aber letztlich doch wieder ab.
Vereinssterben überlebt
Handball war in den 1970er- und 1980er-Jahren populär, überall wurden neue Vereine gegründet, wie der HC Pfungen, der TV Veltheim oder Ballamano 77. Viele von ihnen wurden wieder aufgelöst, andere fusionierten – wie beispielsweise der STV Artus Winterthur – und trainieren noch heute, fahren Velo und kochen zusammen. Das Beispiel STV Artus ist hier aufgeführt, weil einige der Gründungsmitglieder des HCA dorthin wechselten.
Der Handballclub Andelfingen überlebte das Vereinssterben, obwohl er im Winterhalbjahr immer auswärts spielen musste. Stets hielt ein kleinerer oder grösserer Kern von Handballerinnen und Handballern aus der Region Andelfingen die Fahne hoch und trainierte mehr oder minder zielgerichtet. Der Verein führte Juniorinnen- und Juniorenteams und feierte gerne, etwa am Jahrmarkt in der eigenen Fischbeiz und anderswo.
Nach und nach wurden die Stimmen jedoch lauter, sich eigenständig zu machen und vom Mutterverein abzunabeln. Der TVA und die Handballer hatten sich auseinandergelebt, einfach darum, weil sich die sportlichen Betätigungen unterschieden. Am 23. August 1996 wurde schliesslich der eigenständige HC Andelfingen gegründet.
Endlich eine eigene Halle
Blickt man auf die Resultate, sind die zweiten 25 «Lebensjahre» des HCA die erfolgreicheren. Das hat stark damit zu tun, dass Turnerinnen, Turner, Handballerinnen und Handballer und ihnen geneigte Stimmberechtigte Mitte 2002 Ja zum Bau einer Sporthalle im Niederfeld stimmten. Für total 6,7 Millionen Franken liessen die Sekundarschule und die Gemeinden Andelfingen und Kleinandelfingen eine Dreifachhalle bauen, in der seither auch die Handballerinnen und Handballer zu Hause sind.
Beim «Umzug» in die eigene Halle war der Verein nicht im besten Zustand. Zwar traten im Januar 2004 ein Frauen- und zwei Männerteams zu ihren ersten echten Heimspielen an. Die Zukunft bestand zu diesem Zeitpunkt jedoch aus lediglich einer Junioren-U17-Mannschaft. Zum Glück lebte die erste Mannschaft und erhielt Zuwachs von Pfadi Winterthur – das zu diesem Zeitpunkt seine Breitensportteams auflöste. Einmal zusammengewachsen, vermochten sich die alten und neuen Andelfinger ab 2007 in der 2. Liga zu etablieren.
In der Saison 2011/2012 war der HCA dennoch auf lediglich drei Mannschaften geschrumpft und hatte seine Frauen verloren. Von diesem Tiefpunkt weg führte der Weg aber aufwärts, zu einigen Titeln, zu mehreren Frauenteams und zu einer gut gefüllten Nachwuchsabteilung.
Cupsieger und Erstligist
Seinen bis dahin grössten Erfolg feierte der HC Andelfingen am 22. März 2014, als Cupsieger des Handballregionalverbandes Ost. Ein unvergessliches Erlebnis für das Team und für Trainer Paddy Kälin, der entscheidend dafür verantwortlich war, dass das Team einen Entwicklungssprung tat sowie geeignete Verstärkung fand und verpflichtete. 2018 stieg der HCA sogar in die 1. Liga auf und schaffte es in der dritthöchsten Liga der Schweiz in die Finalrunde, bevor diese Episode im Herbst 2021, zumindest vorläufig, endete.
Ein zweiter wichtiger Grund für das erfolgreiche letzte Jahrzehnt ist die Zusammenarbeit mit den Nachbarvereinen HC Stammheim und HC Neftenbach bei den Juniorinnen und Frauen. 2018/2019 spielten die FU16-Juniorinnen der SG Wyland gar in der Elite, der höchsten nationalen Klasse. In derselben Saison gewann die FU18 der Spielgemeinschaft den HRV-Ost-Cup. Im Frühling 2022 gelang denselben, ein paar Jährlein älteren, Weinländerinnen der Aufstieg in die 2. Liga. Die Frauen sind zurück!
Verspätete Jubiläumsfeier
Als Team- und Kontaktsportart traf die Corona-Pandemie Handball im Mark. In den letzten beiden Saisons waren Treffen, Anlässe, Trainings und Spiele lange Monate nicht oder nur schwierig möglich. Seinen 50. Geburtstag feiert der HC Andelfingen darum ein Jahr verspätet am kommenden Wochenende, parallel zur 47. Ausgabe des Andelfinger Handballturniers.
Gefeiert wird am Samstag, 27. August, um 18 Uhr. Acht der bisherigen zwölf Präsidenten können dabei sein und die meisten Lorbeermitglieder auch. Selbstverständlich wird es etwas zu essen und etwas zu trinken geben. Auch für Unterhaltung ist gesorgt, mit einer Fotobox, einer Hüpfburg, einem Postenlauf durch die Geschichte des Vereins und endlich wieder einmal mit einem Penaltyschiessen wie früher an jedem Turnier.
Ein Steigerungslauf bis hoch in die 1. Liga