Sport

Ein verantwortungsvoller Job

Der Bruder steckte Ronja Schmid einst ins Tor, um üben zu können. Heute steht sie in der obersten Schweizer Liga zwischen den Pfosten – und träumt davon, sich einmal im Ausland zu etablieren.

von Manuel Sackmann
02. Oktober 2020

Torhüter nehmen immer eine Sonderrolle ein. Sie sind Einzelsportler im Mannschaftssport und trotzdem unverzichtbar. «Man ist oft auf sich alleine gestellt», bestätigt Ronja Schmid. Die Marthalerin gehört seit dem letzten Winter der NLA-Equipe der Red Ants Rychenberg Winterthur an. Ihre Aufgabe gefällt ihr. «Ich kann viel Verantwortung übernehmen und dem Team durch meine Leistung ein wichtiger Rückhalt sein.»

Dass sie heute in der höchsten Schweizer Liga zwischen den Pfosten steht, hat die bald 20-Jährige auch ihrer Familie zu verdanken. Zum Spiel mit dem löchrigen weissen Ball kam sie durch ihren Vater und ihren Bruder. Ersterer leitete in Marthalen einen kleinen Unihockeyclub. «Als ich etwa sechs Jahre alt war, suchten sie dort einen Torhüter», sagt Ronja Schmid. «Und da mein Bruder mich sowieso immer ins Tor gesteckt hat, damit er üben konnte, probierte ich es aus.»

Flink und mit guter Übersicht
Bereut hat sie es nicht. «Mir gefällt vor allem das Spiel im Team.» Unihockey sei eine spannende Sportart, weil sie so schnell sei. «Man kann selten nach 20 Minuten schon sagen, wie das Spiel enden wird.» Die Weinländerin, die diesen Sommer ihre Ausbildung als Fachfrau Betreuung in einer Kita abgeschlossen hat und nun die Berufsmaturitätsschule absolviert, entwickelte sich rasch und wurde immer besser. 2011 stiess sie zu den Red Ants und durchlief seither alle Juniorenstufen. Kurz vor den Playoffs der letzten Saison wurde sie ins Fanionteam aufgenommen, nachdem die bisherige zweite Torhüterin den Verein gewechselt hatte. «Meine Stärke liegt in der Spielübersicht. Ausserdem bin ich sehr flink im Tor», so Ronja Schmid über ihre Qualitäten. Sie wolle sich aber in allen Bereichen weiter verbessern.

Im Moment ist sie hinter Nicole Heer noch die nominelle Nummer zwei im Gehäuse der Winterthurerinnen. Keine leichte Aufgabe, bestreiten Ersatztorhüter doch nur selten Ernstkämpfe und müssen dennoch stets zur Stelle sein. «Ich versuche, in jedem Training meine Bestleistung abzurufen, um mich so persönlich weiterzuentwickeln und mich von der wenigen Einsatzzeit nicht beeinflussen zu lassen», sagt die Marthalerin. Trotzdem stelle sie sich vor jedem Spiel mental darauf ein, einspringen zu können, wenn sie gefordert würde.

Grosse Pläne
Ronja Schmid ist noch jung und steht ganz am Anfang ihrer Karriere als Top-Unihockeyspielerin. Deshalb will sie sich erst einmal in der NLA etablieren. Langfristig hat sie aber ambitionierte Pläne. «Mein persönliches Ziel ist es, in einem grossen Finalspiel antreten zu können.» Und: «Wenn möglich möchte ich auch gerne im Ausland weitere Erfahrungen sammeln.»

Um das zu erreichen, arbeitet sie  hart. Dreimal pro Woche trainiert sie mit der Mannschaft. Hinzu kommen individuelle Einheiten zu Hause sowie die Spiele an den Wochenenden. Der Saisonstart verlief für die Red Ants sehr erfreulich, erst im dritten Spiel mussten sie sich geschlagen geben. «Gleich mit zwei Siegen in die Saison zu starten, ist ein tolles Gefühl», findet auch Ronja Schmid. Aber Niederlagen gehörten dazu. «Wichtig ist, dass wir uns davon nicht unterkriegen lassen, sondern uns mit noch mehr Energie auf das nächste Spiel konzentrieren.»
Die Winterthurer Equipe verfügt über ein sehr junges Kader. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 22 Jahren. Trotzdem traut sie ihrem Team viel zu. «Das Potenzial und der Wille sind gross, und wir haben einen starken Teamgeist.» Die grösste Herausforderung liege darin, dieses Potenzial immer wieder aufs Neue auszuschöpfen. Das trifft auch auf die Entwicklung von Ronja Schmid zu. Doch wenn es gelingt, können es sowohl die Red Ants als auch ihre Goaliefrau weit bringen.

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