Sport

Fahrtraining für kleine Dorfrennfahrer

Der Landfrauen-Verein Stammheim organisierte ein Fahrtraining mit Seifenkisten. Die Nachfrage war gross – und der Kurs voll, bevor ihn die Initiantinnen überhaupt ausschreiben konnten.

von Cindy Ziegler
12. Juni 2018

Am Tag vor dem Ernstkampf der Grossen, dem Formel-E-Rennen in Zürich, übten auch im Stammertal die Rennfahrer – kleine, in selbst gebauten Seifenkisten. Zehn Kinder nahmen am Fahrtraining teil, das erstmals von den Landfrauen Oberstammheim organisiert wurde. Beim Gehöft von Familie Bachmann im Feldern wurde kurzerhand die Strasse gesperrt, ein Slalom aus Pilonen aufgebaut und eine Rennstrecke mit Kreide auf den Boden gezeichnet.

«Letztes Jahr hat sich mein Sohn beim Seifenkistenrennen überschlagen», erzählt Initiantin Nicole Langhard. Beat Kienast, ebenfalls ein Stammer und begeisterter Seifenkistenfahrer-Vater, sagte damals zu der Mutter, dass es nicht viel gebraucht hätte, damit der Unfall nicht passiert wäre – die Kinder wüssten heute oft nicht, wie sie richtig fahren und vor allem richtig bremsen können. Daraufhin plante Nicole Langhard ein Fahrtraining und lud Beat Kienast auch gleich als Trainer ein.

Grosse Nachfrage
«Der Kurs war voll, bevor wir ihn überhaupt ausschreiben konnten», sagt Nicole Langhard. Sie hatte geahnt, dass die Nachfrage nach einem solchen Training gross sein wird. «Es ist eine gute Möglichkeit, für das kommende Rennen zu üben und die eigene Kiste mal auszutesten.»

«Ihr müsst bremsen, wenn die Kiste geradeaus fährt und noch nicht in der Kurve ist», eklärt der Trainer am Samstag den zehn Rennfahrern. Mit dabei ist auch Sohn Jan, der schon einige Seifenkistenrennen gewonnen hat. Neben seiner Funktion als Vorfahrer für die Kursteilnehmer hilft der Teenager seinem Vater bei der Theorievermittlung. «Und im schlimmsten Fall fahrt ihr einfach in die Wiese», gibt Jan noch einen letzten Tipp, bevor es ans Ausprobieren geht.

Stolz und vor den Augen der noch stolzeren Eltern besteigen die kleinen Piloten ihre «Kisten», die eine sieht aus wie ein Feuerwehrauto, eine andere wie ein richtiges Rennauto, eine dritte ist mit Blumen verziert. Am Streckenrand stehen, wie beim Ernstkampf, Eltern und kleine Geschwister, die die Fahrer anfeuern.

Mehr Respekt als frĂĽher
Nicole Langhard ist selber nicht mit Seifenkistenrennen aufgewachsen. Trotzdem glaubt sie, dass die Kinder heute mehr Respekt vor Fahrten mit den selbst gebauten Kisten haben. Der Grund dafür sei die fehlende Übung. Auf der Rennstrecke dürfe man nicht trainieren, und eine andere geeignete Passage zu finden, sei schwierig. Früher sei man wohl eher einfach mal mit der Kiste den «Quartierhoger» runtergebrettert, was heute wegen dem zunehmenden Verkehr unmöglich ist. Beat Kienast betont, dass auch die Stras­se im Feldern normalerweise nicht als Trainingsgelände gebraucht werden kann – die Strasse ist sonst für Autofahrer gedacht.
Am Samstag ist sie zum Training hergerichtet. Vor der ersten Abfahrt beäugt der Experte jede Seifenkiste genau; er testet die Bremsen und schaut sich Gewichtsverteilung sowie Steuerung an. Abgesehen von einer Seifenkiste, bei welcher das Rückenbrett beim Bremstest gerissen ist, sind alle startklar.

Nach der Probefahrt von Jan wagt sich der erste Kursteilnehmer auf die Strecke. Der Junge ist schon das ein oder andere Mal an einem Rennen mitgefahren. Um das richtige Bremsen (eben vor der Kurve) seinen kleineren Geschwistern und den anderen Kursteilnehmern zu demonstrieren, fährt er zaghaft und vorbildlich – die Jüngeren tun es ihm nach.

Das 36. Seifenkisten-Rennen in Oberstammheim findet am 9. September von 9 – 16 Uhr statt. Anmelden können sich Kinder mit Jahrgängen von 2002 – 2009 bis am 6. Juli

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