Vier Marathons an einem Tag

Laufen - Roberto Foelix gewinnt auch den 2. Wyländer Backyard Ultra. Um 15 Uhr am Sonntag ging er allein auf die Strecke, zum 26. Mal – Start war am Samstag um 14 Uhr gewesen. Christian Schneider aus Humlikon wurde Zweiter.

Roland Spalinger (spa) Publiziert: 09. September 2025
Lesezeit: 4 min

Er wusste es. 19 Runden wie vor einem Jahr würden dieses Mal nicht für den Sieg reichen, sagte Roberto Foelix am Samstag um 15 Uhr vor dem Start zur zweiten Runde dieses Ausscheidungsrennens. Da waren noch 75 der 76 gestarteten Frauen und Männer dabei. Der 57-jährige Schaffhauser trug als Titelverteidiger die Startnummer 1. Aber wer waren all die anderen? Die 80 Startplätze für den 2. Wyländer Backyard Ultra waren schnell vergeben gewesen.

Als erfahrenen Backyarder bezeichnete sich Felix Stamm (56) aus ZĂĽrich. Das Format mit 6,706 Kilometer (4,167 Meilen) langen Runden, zu denen immer zur vollen Stunde gestartet wird, behagt ihm. 24 Runden ergeben die magische Zahl von 100 gelaufenen Meilen.
 
32 sogenannte Yards hatte Felix Stamm bereits einmal bewältigt. Im Weinland ging es fĂĽr ihn um etwas anderes. Er wollte im April den Easter Backyard Ultra in Steinhausen ZG laufen, war eine Woche davor aber heftig verunfallt und musste fortan Schritt fĂĽr Schritt nehmen. Dachsen war wieder sein erster Wettkampf. Vor dem Start zur 25. Runde nahm er sich dann selber aus dem Rennen. «Ein Vernunftsentscheid» nach 100 Meilen in den Beinen. 

Länger, als er wollte

Damit überraschte er Christian Schneider: Der 47-jährige Humliker hatte vor Runde 24 durchblicken lassen, dass die nächsten 6,7 Kilometer seine letzten sein würden. Vier Männer waren da noch im Rennen. Weil nun aber einer verzichtete, bot sich dem Weinländer die Chance auf Rang drei. Christian Schneider ignorierte die Schmerzen und zeigte, was der hingeschriebene Spruch «Dein Wille läuft weiter» auf dem Trottoir bedeutet: Er begab sich um 14 Uhr zum 25. Mal an die Startlinie im hinteren Teil der Bachdelle. Mit ihm: der spätere Sieger Roberto Foelix und Pascal Weilenmann aus Waltalingen, der die Runde dann aber nicht beendete.

Die Plätze waren also vergeben. Christian Schneider ging zwar an den Start, machte kurz nach 15 Uhr aber rechtsumkehrt. Nun hatte er es endgĂĽltig gesehen. Mit 167 Kilometern ĂĽbertraf er seinen bisher längsten Lauf (165 Kilometer, aber mit deutlich mehr Höhenmetern). Zwischen 4 und 5 Uhr habe er mit der Motivation und der Stirnlampe gehadert, erzählte er. Und als auch noch Nebel aufgekommen sei, hätte er ohne die UnterstĂĽtzung eines Freundes wohl aufgegeben. 

Zufrieden liess er Roberto Foelix ziehen. Sieger eines Backyard Ultra ist, wer am Schluss allein eine Runde absolviert. Vor einem Jahr war es die 19. Runde mit Zieleinlauf vor 9 Uhr ohne viel Publikum gewesen. Am Sonntag kam er um 15.47 Uhr an, nach 174 Kilometern (mehr als vier Marathons) und 2600 Höhenmetern, unter Applaus und angefeuert in der gut gefüllten Badi. Und so wie er aussah, hätte er noch weitermachen können. Es genüge, bekannte er äusserst gelassen.

Überhaupt nur zufriedene Gesichter, wo man hinschaute. Felix Stamm outete sich als «extremer Fan» des Wyländer Backyard Ultra. Es sei der am besten organisierte Anlass, «luxuriös ausgestattet», sagte er gar und nannte als Beispiel, dass den Läuferinnen und Läufern Platz im Kühlschrank angeboten werde, um dort Essen aufzubewahren. Er kocht jeweils vor, seine Frau wärmt für ihn auf. Nahrung sei sehr wichtig. Christian Schneider hörte nicht mehr auf zu strahlen. «So cool gsi!», sagte er mehrmals, während sein Gang leicht etwas anderes verriet. Nach kurzem Schwumm im Rhein gehörte er im Ziel zu den ersten Gratulanten des Siegers.

Das OK ist zufrieden

Die Organisation teilen sich das Badi-Pächter-Paar Michelle Murri und Rick Odermatt, Chris Nobbe vom Verein Satus und Oliver Windler vom Skiclub Dachsen; Letztere liefen selber mit, 4 beziehungsweise 16 Runden. Bis alles weh getan habe. «Der Körper war leer», sagte Oliver Windler. Nach kurzer Erholung mühte er sich vor 13 Uhr wieder das steile Strässchen hinunter zum Start-/Zielgelände und durfte Komplimente entgegennehmen – für die eigene Leistung, vor allem aber für die Organisation.

Die Bilanz des OK fällt ebenso erfreulich aus. Um 2 Uhr seien noch 40 Läuferinnen und Läufer im Rennen gewesen, sagte Chris Nobbe – so viele wie bei der ersten Auflage am Start gewesen seien. Und viele Dachsemerinnen und Dachsemer hätten die Laufenden auch in der Nacht unterstĂĽtzt, freute er sich. 

Wer nun Lust verspürt auf das Abenteuer: Am 5. September 2026 findet der 3. Wyländer Backyard Ultra statt. Den Mann, den es zu schlagen gilt, kennen dann wohl alle. Roberto Foelix stellte sich jeweils ganz hinten an und lief konstant 47 Minuten. Als Erste ins Ziel kamen deshalb andere. Beim Backyard Ultra zählt allerdings, wer es als Letzter tut.