Sport

Von der WM in den Garten

Normalerweise ist das Spielgerät deutlich kleiner. In einem Kleinandelfinger Garten steht jedoch ein überdimensioniertes Pendant. Es ist ein Überbleibsel der Weltmeisterschaft, die heuer in der Schweiz stattfand.

von Manuel Sackmann
23. Dezember 2022

Er ist gross und fällt sofort auf, wenn man in Kleinandelfingen auf der Schaffhauserstrasse vom Dorf in Richtung Coop/Migros unterwegs ist. Laien mögen den überdimensionierten weissen Ball zunächst mit einem Golfball verwechseln, doch obwohl er nicht ausgehöhlt ist, verraten seine 26 charakteristischen Einbuchtungen seine wahre Natur: Er gehört zum Unihockey.

Dass das markante Rund nun in seinem Garten steht, hat mit der Hartnäckigkeit des Besitzers zu tun. Kürzlich fand in Zürich und Winterthur die Unihockey-WM der Herren statt. Am 5. November, dem ersten Tag des Turniers, war eine Delegation der Wild Pigs auf den Rängen der neuen Swiss Life Arena in Altstetten, um dem Spektakel beizuwohnen. Mit dabei: Thomas Bühler, seines Zeichens sogar Gründungsmitglied des Vereins.

Eine Odyssee durchs Stadion
Der Ball war Teil der Eröffnungsfeier. Als Thomas Bühler ihn erblickte, war für ihn sofort klar: «Den muss ich haben!» Noch während der Show begab er sich in den Bauch des Stadions, «um sicherzustellen, dass sie den Ball nicht einfach wegrollen», wie er sagt. Zielstrebig machte er sich auf den Weg in Richtung Spielertunnel, also quasi Backstage – und wurde nicht aufgehalten. Tatsächlich stand er plötzlich vor dem Objekt der Begierde. Aushändigen wollten es die Verantwortlichen wenig überraschend zunächst aber nicht.

Doch so leicht liess sich der Kleinandelfinger nicht abwimmeln. Er sprach mit diesem und jenem, landete zwischenzeitlich sogar aus Versehen in der VIP-Lounge, den Ball erhielt er aber nicht. Auch am Ende des Tages, nachdem die Eröffnungsfeier und drei Spiele in der Arena über die Bühne gegangen waren, versuchte er es erneut. Während alle dabei waren, das Stadion zu verlassen, schlug er die andere Richtung ein. Er fand einen Sicherheitsbeauftragten, der ihm zwar ebenfalls nicht weiterhelfen konnte. Dessen Name öffnete ihm allerdings weitere Türen, immer mit dem Ziel, den gros­sen Ball für seinen Garten zu ergattern. Die Bemühungen blieben erfolglos. Ohnehin stellt sich die Frage, wie er das Ding überhaupt mit dem ÖV nach Hause hätte bringen wollen. Doch er und seine Mannschaftskollegen waren sich sicher: Irgendwie hätten sie es schon geschafft.

Am Ende doch der Amtsweg
An den Verband müsse er sich wenden, hiess es. Also schrieb Thomas Bühler noch vor Ort ein E-Mail – mit begrenzter Hoffnung, dass es über den Amtsweg klappen würde. Dann die Überraschung: Am 14. November, einen Tag nachdem die Schweden im Final über den Weltmeistertitel gejubelt hatten, hatte auch er Grund zum Feiern. Tatsächlich kam die Antwort vom Verband, er könne den Ball haben, kostenlos, müsse ihn aber in Zürich abholen. Ganz nach dem Motto: Des einen Müll ist des anderen Schatz. Während sich die Organisatoren der WM so die Entsorgung sparten, wurde Thomas Bühlers Garten um eine Attraktion reicher. Ein Freund mit genug grossem Gefährt lud den Ball in Zürich auf und lieferte ihn in Kleinandelfingen ab.

Als sich der neue Besitzer daran machte, den Ball zwecks Befestigung mit einem Pfahl zu durchstossen, musste er mit Erstaunen feststellen: «Er besteht zwar nur aus Styropor, ist aber ungemein dicht.» Und schwer. Zu dritt hätten sie ihn auf die Halterung hieven müssen. Es klappte. Nun steht er an prominenter Stelle im Garten, auch wenn das beinahe nur temporär gewesen wäre (siehe Kasten). «Der Ball ist sicher Geschmacksache, aber mir gefällt er», so der Unihockeyaner. Auf jeden Fall ist er ein einzigartiges Erinnerungsstück.

Stets dekoriert, oft interaktiv

Der überdimensionierte Unihockeyball von der WM ist nur die neuste Attraktion im Garten von Thomas Bühler. Denn er und seine Familie schmücken die Grünfläche an der Schaffhauserstrasse regelmässig mit unterschiedlichen und oftmals zur Saison passenden Sujets. Das sei immer ein Gemeinschaftsprojekt. «Meine Frau hat die guten Ideen, zusammen setzen wir sie dann um», erklärt der Kleinandelfinger. Ursprünglich sei geplant gewesen, dass der Ball für die Weihnachtsdekoration wieder weiche. «Er darf jetzt aber doch bleiben», sagt er mit einem Schmunzeln und nicht ohne Stolz. Womöglich auch, weil das Ding so schwer ist.

Immer mal wieder sind die Gartendekorationen auch interaktiv. Letztes Jahr lud eine Chügelibahn Passanten zum Ausprobieren ein, aktuell können sich Interessierte an einem Memory versuchen. (msa)

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