Sport

Zuerst die WM, dann Hawaii

Fünf internationale Rennen hat Luca Holer dieses Jahr bestritten, fünfmal landete er auf dem Podest. Im Herbst 2022 reist der Henggarter deshalb an die WM. Und eines Tages will er es auch mit dem Ironman in Hawaii aufnehmen.

von Manuel Sackmann
26. November 2021

Es fing alles im Fernsehen an. Im SRF-Sportpanorama, um genau zu sein. «Sie zeigten damals einen Beitrag über den Ironman-Wettkampf in Zürich, und ich war von Anfang an völlig fasziniert», erzählt Luca Holer. Schon ein Jahr später, als etwa Neunjähriger, ging der Henggarter erstmals selbst an den Start, zumindest bei der Kinder-Ausgabe Ironkids. Und die Faszination für den Triathlon liess ihn nicht mehr los. Tat er es anfangs noch aus Spass, betreibt er den Sport seit 2012 leistungsorientiert.

Im Dezember wird Luca Holer 24-jährig. Und mittlerweile sind seine Ambitionen deutlich höher. Letzte Saison wechselte er erstmals von der Olympischen Distanz (1,5 Kilometer schwimmen, 40 Kilometer Velo fahren, 10 Kilometer laufen) auf die halbe Ironman-Distanz oder «Ironman 70.3», wie sie offiziell heisst. Der Name leitet sich von der Gesamtlänge ab: rund 2 Kilometer schwimmen, 90 Kilometer Velo fahren und 21 Kilometer laufen – oder total 70,3 Meilen.

Gelungener Wechsel
Der Wechsel auf die längere Distanz sei eher früh erfolgt, sagt der Henggarter. Denn im Triathlon gilt häufig, je älter der Athlet, desto weiter die Strecke. «Ein zu frühes Umsteigen führt zu einem Geschwindigkeitsverlust auf der kleineren Distanz.» Ein jüngerer Sportler sei meist noch schneller und könne deshalb mehr aus den kürzeren Rennen herausholen. «Das ist aber auch das Schöne am Triathlon», ist er überzeugt. Es bleibe ihm viel Zeit, den Sport auszuüben. Die Herausforderungen gingen ihm nicht aus, auch das Tor zur Königsdisziplin Ironman (alle Distanzen des «Ironman 70.3» verdoppelt) bleibe noch lange offen.

Luca Holer scheint der Wechsel auf die Mitteldistanz jedoch gelungen zu sein. Fünfmal ging er in der abgelaufenen Saison bei einem internationalen Halb-Ironman an den Start, fünfmal durfte er sich am Ende eine Medaille umhängen lassen. Und: Sogar die Qualifikation für die Weltmeisterschaft  packte er. Starten wird er dort aber erst im nächsten Jahr.

Zur WM auf Umwegen
Eigentlich hätte es schon für dieses Jahr gereicht. Doch aufgrund der Pandemie war lange unsicher, ob die WM 2021 in den USA überhaupt stattfinden kann. Also fokussierte sich der bald 24-Jährige auf jene Anlässe, die mit grosser Sicherheit durchgeführt wurden. Dabei handelte es sich um Wettkämpfe der Konkurrenzserie Challenge. Da die WM aber von Ironman organisiert wird, muss auch die Qualifikation über Rennen der Ironman-Serie erfolgen.

Als sich plötzlich abzeichnete, dass der Grossanlass doch stattfinden würde, suchte sich Luca Holer kurzfristig eine Qualifikationsmöglichkeit. «Ich reiste ziemlich spontan nach Andorra, um dort an einem Ironman der Mitteldistanz teilzunehmen», sagt er. Und tatsächlich erreichte er sein Ziel. Dabei liege ihm die Strecke mitten in den Pyrenäen überhaupt nicht. «Ich mag es gerne flach beim Velofahren», sagt er schmunzelnd.

Die Weltmeisterschaft fand dann aber doch ohne den Weinländer statt. Denn zum Zeitpunkt der Veranstaltung durften Schweizer gar nicht in die USA einreisen. «Das war sehr schade.» Aber immerhin durfte er seinen Startplatz für das nächste Jahr behalten, wenn Utah erneut Austragungsort sein wird.

Alles für den grossen Traum
Die USA bleiben auch das grosse Fernziel von Luca Holer. Genauer: der Ironman Hawaii, Traum jedes Triathleten. Doch bis es so weit ist, dürfte noch einige Zeit vergehen. Zunächst strebt er die Profilizenz an.

Der Henggarter traut sich einiges zu, leistet dafür aber auch viel. 20 bis 30 Stunden investiert er wöchentlich ins Training, einen Grossteil davon ins Laufen. «Dort kann ich am meisten herausholen», ist er überzeugt. Seine Paradedisziplin sei das Schwimmen, das er schon als Kind im Verein betrieben habe. «Aber auch zu Fuss geht es voran!»

Seine berufliche Ausbildung konnte er auf das hohe Trainingspensum abstimmen, absolvierte er doch das Sport-KV. Nachdem er mittlerweile die Berufsmaturität nachgeholt hat, will er im nächsten Jahr Sportmanagement oder Wirtschaftsrecht studieren. Und zur Finanzierung seiner Leidenschaft nutzt er die Nebensaison, um Geld zu verdienen. Auch auf die Unterstützung seiner Familie und weiterer Supporter kann er zählen. «Dafür bin ich sehr dankbar», sagt er. «Ich freue mich aber auch immer, wenn neue Sponsoren hinzukommen.» Immerhin stehen vier bis sieben internationale «Ironman 70.3» plus drei bis vier zusätzliche kleinere Triathlons in seinem Wettkampfkalender.

Jetzt, im Spätherbst und Winter, weilt Luca Holer immer wieder in der Heimat. Wenn es aber langsam Frühling wird, zieht er in den Süden nach Italien. «Dort ist es wärmer und die Bedingungen für Triathlon sind besser», weiss er. Und es bringt ihn ein Stückchen näher an sein grosses Ziel Hawaii.

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