Weinland

100 Prozent made in Truttikon

Vor etwas über einem Jahr hat Roman Schär seinen eigenen Dinkel ausgesät. Das daraus gewonnene Mehl ist vor Kurzem beim Wyland-Beck eingetroffen. Die ersten reinen Truttiker Brote liegen bereits im Regal.

von Manuel Sackmann
20. Dezember 2019

Er hatte sich damit einen Herzenswunsch erfüllt. Roman Schär, gemeinsam mit seiner Frau Anita Inhaber des Wyland-Becks in Truttikon, baute vor etwas über einem Jahr seinen eigenen Dinkel an. Das Ziel: ein Brot backen zu können, dessen Rohstoffe fast vollständig aus dem Dorf stammen. «Der Bäcker auf dem Trecker», titelte diese Zeitung, als der 39-Jährige das Saatgut verteilte («AZ» vom 23.10.2018).

Jetzt, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, kann er die Früchte ernten. Die Ernte im herkömmlichen Sinne fand zwar schon Ende Juli statt, doch seit letzter Woche steht die erste Ladung seines eigenen Dinkelmehls bereit. «Es ist zu 100 Prozent made in Truttikon», sagt Roman Schär. Qualitativ unterscheide es sich zwar nicht von anderem Mehl, «aber es ist ökologisch sinnvoll produziert». Denn bis es in der Bäckerei ankommt, hat es nur wenige Kilometer zurückgelegt. Gewachsen ist der Dinkel auf einem Feld im nördlichen Gemeindegebiet, gemahlen wurde es in Willisdorf bei Dies­senhofen. Seit Anfang Woche sind die reinen Truttiker Dinkelbrote erhältlich.

Jahresbedarf fast gedeckt
«Die Witterung war in diesem Jahr sehr gut für das Getreide», erklärt der Brotproduzent. Der Dinkel sei gleichmässig ausgereift. So konnten im Sommer sieben Tonnen geerntet werden, was am Ende rund dreieinhalb bis vier Tonnen Mehl ergab. Das entspricht ungefähr dem Jahresbedarf des Betriebs. «Ich gehe aber davon aus, dass es nicht ganz reichen wird», so der Inhaber. Aus diesem Grund hat er die Anbaufläche fürs nächste Jahr von eineinhalb auf zwei Hektaren erhöht.

Das Feld gehört Roman Schärs ältestem Bruder, der als Landwirt tätig ist und auch das grössere Risiko trägt – besonders bei schlechter Witterung. «Er könnte die Fläche zudem lukrativer nutzen.» Der Bäcker kauft dem Bauer deshalb die gesamte Ernte zu einem etwas höheren Preis als üblich ab. «Es ist wie eine Art Fonds für schlechtere Jahre», erklärt er. «Und sonst ist es einfach eine Entlöhnung für die Arbeit.»

Nervöser Bäcker
Diese verrichtet nämlich der Bruder, auch wenn sich Roman Schär gelegentlich einschaltete. «Ich wollte überall reinreden», gibt der Wyland-Beck schmunzelnd zu. Teilweise habe er pro Woche zwei bis drei Kontrollfahrten zum Feld unternommen. Als plötzlich viele Ähren umfielen, sei er nervös geworden und habe dem Landwirt vorgeworfen, zu viel Gülle verwendet zu haben. Er habe dann erfahren, dass das Umfallen beim Dinkel nicht unüblich sei. «Es ist auch unsinnig, meinem Bruder reinreden zu wollen», sieht der Brotproduzent ein. «Als Bauer ist er ja der Fachmann.»

Roman Schär versuchte, bei möglichst jedem Arbeitsschritt dabei zu sein. Das sei ihm auch weitgehend gelungen. «Nur das Mahlen ging an mir vorbei.» Da erst gut ein Drittel des Dinkels verarbeitet wurde, könne er diesen Teil aber noch nachholen.

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite