Weinland

1000 Franken für ausgezeichnete Maturitätsarbeiten

Felix Jenni komponierte zwei Musikwerke, Jan Birmanns entwickelte zwei Softwareprogramme für multidimensionales Zeichnen. Ihre Maturarbeiten wurden zu den besten des Kantons gekürt und mit dem Rieter-Preis ausgezeichnet.

von Bettina Schmid
26. Juli 2022

Es sei nicht so schwer, einen Sechser in der Maturarbeit zu erhalten, winken Felix Jenni (18) und Jan Birmanns (19) etwas verlegen ab, als die Schreibende ihnen zu ihrer Note gratuliert. Wenn man sich gerne mit dem gewählten Thema beschäftige und etwas mehr Zeit als notwendig aufwende, sei dies gut machbar. Etwa ein Drittel der Maturandinnen und Maturanden würden dies erreichen. Ob dies wirklich so ist, hat die «Andelfinger Zeitung« nicht überprüft. Dass die beiden jungen Rhein­au­er jedoch eine grossartige Leistung erbracht haben, ist unbestritten. Denn ihre Maturarbeiten erreichten nicht nur die Höchstnote, sondern wurden von der Schulleiterkonferenz der Zürcher Mittelschulen zu den 54 besten der insgesamt 2500 Arbeiten des Kantons gekürt und von der Johann-Jacob-Rieter-Stiftung mit dem Rieter-Preis ausgezeichnet. Je 1000 Franken erhalten sie dafür.

Was sie mit dem Geld machen, wissen sie noch nicht genau. «Zuerst muss ich nun die Rekrutenschule absolvieren», so Jan Birmanns, der vor drei Wochen in den Dienst eingetreten ist. Danach stünde eventuell die erste eigene Wohnung an, oder Ferien. Bereits etwas konkreter Ausschau gehalten hat Felix Jenni, nämlich nach einer Klarinette. Ein solches Instrument würde er sich mit dem Geld grundsätzlich gerne anschaffen, sofern er eine gute auf dem Gebrauchtmarkt fände. Er ist momentan im Zivildienst.

Sein Wunsch kommt nicht von ungefähr, denn seine Leidenschaft ist die Musik, diejenige von Jan Birmanns Mathematik. Für ihre Maturarbeiten haben sie Themen aus ihren jeweiligen Lieblingsgebieten gewählt.

Mittelalter-Kompositionstechniken
Felix Jenni hat ausgehend von einer Fantasy-Fernsehserie zwei Eigenkompositionen erschaffen und sich dafür eingehend mit der Musik des Mittelalters beschäftigt. Das erste Werk besteht aus mehreren Liedern und Stücken, die mit Instrumenten aus dem Mittelalter gestaltet sind und in denen die wichtigsten Abschnitte aus dem Leben eines Nebencharakters der Serie musikalisch verarbeitet werden.

Das zweite Werk ist im Gegensatz dazu im Stil moderner Musik und für ein ganzes Symphonieorchester geschrieben. Darin wird die Beziehung zwischen zwei Darstellern der Serie beschrieben. «Am meisten Zeit habe ich für die Recherche aufgewendet, wer wann welche Lieder und mit welchen Instrumenten im Mittelalter gespielt hat», so Felix Jenni. Es sei für ihn absolutes Neuland und sehr spannend gewesen, in diese Epoche abzutauchen.

Das Komponieren dagegen sei ihm leichtgefallen, er habe dies bereits zuvor mehrmals gemacht. So schreibt er etwa Songs für seine Band, welche er kürzlich mit Kollegen gegründet hat, oder komponiert am Klavier. «Mit meinen beiden Musikwerken erzähle ich eine Geschichte, wie dies früher im Mittelalter die Gaukler ebenfalls gemacht haben.»

Mit einem ganz anderen Thema hat sich sein Kollege Jan Birmanns beschäftigt: «Creating Multidimensional Drawings with Epicycles» heisst der Titel seiner Maturarbeit.

Zeichnungen perfekt nachbilden
Dabei geht es um Fourier-Transformationen, um komplexe und Quaternion-Zahlen, und um verschiedene Formeln. Die Schreibende hat nur so viel davon verstanden, dass man grundsätzlich mit drehenden Pfeilen jede beliebige Form zeichnen kann, auch das Nachzeichnen von Epizyklen (ein auf einem Kreis kreisender Kreis) im zwei-, drei- und vierdimensionalen Raum ist möglich.

Im Zentrum steht dabei die Fourier-Transformation, eine mathematische Methode, welche ein wichtiges Werkzeug für Datenwissenschaftler ist. «Ich wollte einerseits herausfinden, wie dies mathematisch funktioniert und auch, ob es mit selbst gemachten Zeichnungen klappt», so Jan Birmanns. Aus diesem Grund hat er zwei Softwareprogramme entwickelt und mit Javascript programmiert. Sie sind unter dft.birmanns.org und dqft.birmanns.org zu finden. «Auf diesen beiden Websites kann man nun mit dem Cursor seine eigenen Epizyklen auf einer Ebene oder im dreidimensionalen Raum erstellen.»

Diese Animationen, die dabei herauskämen, seien gedacht für Personen, die begeistert von Mathe seien und Freude daran hätten. «So wie ich.» Kein Wunder also, dass er nach der Rekrutenschule auch ein Mathematik-Studium in Angriff nehmen will. Die notwendigen Voraussetzungen scheint er mitzubringen, hat er doch die Matur als Jahrgangsbester der Kantonsschule Im Lee abgeschlossen: Mit einem Gesamtdurchschnitt von 5,85.

QR-Code scannen und mehr erfahren. Zur vollständigen Darstellung aufs Bild klicken.
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Wer mehr zu den beiden ausgezeichneten Maturitätsarbeiten erfahren und die komponierten Musikstücke hören sowie das multidimensionale Zeichnen mit Epizyklen ausprobieren möchte:

Link zu den Software-Programmen: dft.birmanns.org und dqft.birmanns.org
Link zur virtuellen Ausstellung der 54 ausgezeichneten Maturarbeiten: www.maturitaetsarbeiten.ch

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