Weinland

10'000 Schritte gegen Littering

140 Sekschülerinnen und -schüler nahmen am Mittwochvormittag mit ihren Lehrpersonen am Clean-Up-Day teil. Während rund vier Stunden sammelten sie liegengelassenen Abfall ein – und wurden selbst für das Problem sensibilisiert.

von Bettina Schmid
16. September 2022

Pet-Flaschen, Cola-Dosen, Glasscherben, Socken, Badesachen, eine Baustellenlampe, ein Einkaufstrolley, viele, viele Zigarettenkippen und sogar neu aussehende, teure On Cloud-Sneakers: Die Ausbeute nach drei Stunden Aufräumarbeit konnte sich sehen lassen. Die Plastiksäcke, die die 140 mit Westen, Handschuhen und Greifzangen ausgerüsteten Sekschülerinnen und -schüler des Kreises Uhwiesen zur Entsorgungsstelle schleppten, waren gut gefüllt. Gut 10'000 Schritte oder acht Kilometer hat jede und jeder von ihnen zurückgelegt.

«Es war toll, aber anstrengend», so der Tenor von mehreren Jugendlichen. Und nicht wenige haben sich unterwegs genervt. Über unzählige Zigarettenstummel etwa auf dem Boden bei den Bushaltestellen und beim Bahnhof Dachsen, obwohl direkt daneben Aschenbecher angebracht sind. Oder über Glasscherben bei Grillplätzen und auf dem Spielplatz. «Sie waren sehr mühsam zusammenzulesen», regte sich ein Junge auf. «Und gefährlich sind sie auch.» Besonders dort, wo Leute barfuss umhergehen, wie etwa rund um die Badi Bachdelle, wo besonders viel Abfall herumgelegen sei.

«An Hotspots sieht es schlimm aus»
Littering ist ein Thema, das die Gemeinden seit Jahren beschäftigt und trotz Aufklärungsarbeit tendenziell nicht ab-, sondern zunimmt – und viele Kosten verursacht. Allein die Reinigungskosten belaufen sich in der Schweiz jährlich auf rund 200 Millionen Franken, die Kosten für Sensibilisierungskampagnen noch nicht mitgezählt. Auch Uhwiesen kennt das Problem: «Besonders nach lauen Sommernächten sieht es an gewissen Hotspots schlimm aus», so Iris Braunwalder, Gemeinderätin von Uhwiesen und Organisatorin der Clean-up-Day-Aktion in Laufen-Uhwiesen. Gemeindearbeiter Felix Bernhard bestätigt dies: «Pro Woche benötige ich rund 1,5 Tage, um den Abfall auf dem Gemeindegebiet einzusammeln.» Zwei Touren mache er. Einmal entlang der Badeplätze und Grillstellen und einmal entlang der Bushaltestellen.

Besonders viel Abfall falle jeweils auf dem Hörnli-Turm oder bei der Loschenhütte an, aber auch entlang des Veloweges nach Dachsen oder bei den Rheinfall-Parkplätzen. Dies zeige auch, dass es bei Weitem nicht nur die Jugendlichen seien, die nach einer feucht-fröhlichen Nacht ihren Abfall achtlos liegen lassen würden. Bei den Parkplätzen seien die Übeltäter klar die Erwachsenen.

Künftig jährliche Durchführung
Am Mittwoch übernahmen nun also für einmal die Sekschülerinnen und -schüler die mühselige Aufgabe des Abfallszusammenlesens. Das Gebiet, das sie «fötzelten», war dabei noch einiges grösser als das von Felix Bernhard. Da die Sekundarschule Kreis Uhwiesen auch Flurlingen und Dachsen umfasst, waren die Schülerinnen und Schüler an allen drei Orten aktiv. In zehn Gruppen à 14 Personen teilten sie sich unterwegs in Zweierteams auf und durchforsteten so den ihnen zugeteilten Sektor auf parallel laufenden Wegen. «Durch die grosse Anzahl an Kindern erreichten wir viel in relativ kurzer Zeit», freute sich ein Lehrer. Es habe Spass gemacht, und die Jugendlichen seien gleichzeitig über den richtigen Umgang mit Abfall sensibilisiert worden. Man merke jedoch auch, dass die meisten schon eine gute Basis an Wissen von zu Hause mitbrächten.

Auch für die Hauptorganisatorin hat sich die Aktion gelohnt: «Die Jugendlichen waren mit viel Eifer dabei, und ich hoffe sehr, dass auch ein Lernprozess eingesetzt hat», so Iris Braunwalder.  Sie plane nun, den Clean-up-Day jährlich durchzuführen und so als Gemeinde, mithilfe der Schulklassen, etwas Gutes für die Umwelt zu tun und ein Zeichen gegen Littering zu setzen.

Nicht leer ausgegangen
Und was ist mit den nigelnagelneuen On Cloud-Schuhen? Keine Angst, diese wurden nicht weggeschmissen. Der Schüler, der sie in einem Fass unter einer Brücke gefunden hat, darf sie behalten. Selbst tragen kann er sie zwar aufgrund der Grösse nicht, aber er ist zuversichtlich, sie verkaufen zu können. Bereits unterwegs habe er Passanten angesprochen, jedoch noch ohne Erfolg, sagte er. Auch seine 139 Kolleginnen und Kollegen gingen übrigens nicht leer aus: Sie erhielten als Dank für die Unterstützung ein Sandwich und ein Getränk, offeriert von der Gemeinde.

Der offizielle und schweizweit stattfindende Clean-Up-Day findet heute Freitag, 16. September, und morgen Samstag, 17. September, statt. Wer mithelfen möchte, findet alle Infos unter www.clean-up-day.ch

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