Weinland

Am Anfang steht der Refrain

«Una Sola» (eine Einzige) heisst das gestern veröffentlichte Lied des Newcomers Nahúm González alias Siddhartha El Primero. Die Gute-Laune-Rhythmen entstanden vor einem nachdenklich stimmenden Hintergrund.

von Evelyne Haymoz
21. Juli 2020

Kein Festessen ohne Vorspeise und kein Musikalbum ohne Vorabsingle. Der 31-jährige Nahúm González alias Siddhartha El Primero träumt schon lange davon, eine CD mit eigenen Liedern herauszubringen und von der Musik zu leben. Schritt um Schritt arbeitet er sich vor: Gestern Montag erschien sein neues Lied «Una Sola». Zuvor trat er 2019 am Winterthurer Albanifest und am Zürifäscht auf und zog in der Fernsehsendung «The Voice of Switzerland 2020» ins Halbfinal ein («AZ» vom 14.2.2020 und 20.3.2020).

Das gesamte «Mini-Album» wird am 25. August, seinem Geburtstag, veröffentlicht. Sieben Songs werden dar­auf zu hören sein, alle in spanischer Sprache gesungen. «Mit meiner Musik möchte ich positive Stimmung verbreiten», sagt der gebürtige Venezolaner, der seit über zehn Jahren in Unterstammheim lebt.

Das seit gestern auch auf Youtube verfügbare Lied «Una Sola» trägt denselben Namen wie das Album und ist eine etwa dreiminütige Kostprobe. Mit dem Titel ist das «Leben, das wir nur einmal haben», gemeint. «Das Leben ist kurz, deshalb geniesse es, ohne Angst und ohne Eile», singt Nahúm González darin.

Das Stück mit den animierenden Grooves und markanten Trommel- und Gitarrenübergängen wurde – wie auch die anderen sechs Songs – von Alex «Shocktraderz» Schoch produziert. Dieser entwirft und verkauft seit etwa 15 Jahren sogenannte Instrumentals (Rhythmen und Melodien). «Auch zu Bliggs neuester CD habe ich zwei In­s­trumentals beigesteuert», sagt der Winterthurer, der Publizistik studiert hat.

An der Entstehung des Mini-Albums von Siddhartha El Primero hat auch Manager Daniel «Danilo» Fries mitgearbeitet. Er hat einige Monate in Costa Rica gelebt und dort Spanisch gelernt. «Hie und da liefere ich einen sprachlichen Input», sagt Daniel Fries, der neben dem Musikprojekt im Verkauf tätig ist.

Was uns bleibt, ist die Musik
Denn Nahúm González singt nicht nur, sondern textet auch selber. Die Inspiration spürt ihn manchmal auch während seiner Arbeit als Storenmonteur oder im Auto auf, deshalb «trifft man mich oft singend an», sagt der zweifache Vater und erklärt, wie er vorgeht: «Am Anfang steht der Refrain.» Die drei sind in ständigem Austausch, schicken sich Text- und Melodie-Entwürfe zu. Sobald klar ist, in welche Richtung der Song geht, singt Nahúm González ihn im Studio ein. Nach der Aufnahme des Gesangs fügt Alex Schoch jeweils den instrumentalen Part hinzu und gleicht unterschiedliche Lautstärken aus. Rund zwei Wochen dauere es, bis das Stück fertig abgemischt und produziert sei. «Ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich einen fertigen Track höre», sagt Sänger Nahúm González und fasst sich an den Arm, als breite sich erneut eine Gänsehaut darüber aus.

Zum Lied «Una Sola» habe ihn der unerwartete Tod von Daniel Fries’ Vater geführt. «Wenn wir jemanden verlieren, fragen wir uns doch: ‹War­um haben wir nicht mehr Zeit miteinander verbracht?›», sagt Nahúm González. Inmitten der lockeren Latino-Rhythmen finden sich nachdenklich stimmende Passagen. Und Daniel Fries fährt fort: «Irgendwann gehe auch ich. Meine Kleider werden entsorgt, meine Bilder verbrannt; doch unsere Musik wird immer bleiben, die kann uns niemand wegnehmen.»

Seit drei Jahren bilden Nahúm González, Daniel Fries und Alex Schoch, welche auch die Leidenschaft für Basketball teilen, ein Team. In der Regel treffen sie sich zweimal in der Woche im Studio. Während des Covid-19-bedingten Lockdown fanden sie sich dort noch häufiger ein. Das gesamte Mini-Album «Una Sola» entstand zwischen Dezember 2019 und Juni 2020.

Einerseits förderte der Lockdown die Zusammenarbeit, andererseits wurden wegen ihm auch Konzerte abgesagt, und Einnahmen fielen weg. «Um einen Song zu produzieren, ist mit Kosten von etwa 1000 Franken zu rechnen», meint Alex Schoch. «Ins Gewicht fällt besonders die Studiomiete, denn die eigentliche Arbeit erbringen wir drei freiwillig», ergänzt Manager Daniel Fries.

Nun seien sie gespannt, auf welche Resonanz die Single «Una Sola» und das gleichnamige Album stossen werden. Bei Newcomern sei es schwierig, abzuschätzen, wie oft ein Lied im Internet angeklickt werde, führt Daniel Fries aus. Für jedes Streaming, also legales Anhören, falle dem Künstler nicht mal ein halber Rappen zu. Sobald die aktuelle Si­tua­tion es zulässt, wird es auch eine Plattentaufe und Konzerte geben, hoffen die drei.

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