Weinland

Ausgerechnet Samuel!

Der Viertklässler Samuel Grob hat am Mathematikwettbewerb «Känguru» alle Aufgaben richtig gelöst – das gelang in der ganzen Schweiz nur 13 Kindern. Das Talent scheint in der Familie zu liegen: Vor zwei Jahren erzielte seine grosse Schwester ebenfalls die Maximalpunktzahl.

von Tizian Schöni
17. Mai 2024

Alle sind da: Lehrpersonen, die Schulleitung und sogar die Schulpflegepräsidentin und Gemeinderätin. Die vierte Klasse hat einen Apéro vorbereitet, und bald hoppelt sogar ein Känguru «direkt aus Australien» über den roten Platz der Primarschule Hettlingen. Es überreicht Samuel Grob die Gewinn-Urkunde und eine australische Goldmünze. Denn er hat am Känguru-Mathematikwettbewerb dieses Jahr die volle Punktzahl erreicht – schweizweit erzielten nur 13 Kinder dieses Höchstresultat. Und das bei über 20'000 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern.

Der Wettbewerb wird jährlich ausgetragen. Schulen können sich beim Verein Känguru Schweiz anmelden, von diesem wird auch der Test mit verschiedenen Niveaus je nach Klasseneinteilung zur Verfügung gestellt. Für die Schülerinnen und Schüler in Hettlingen ist die Teilnahme freiwillig. «Etwa die Hälfte der Primarschüler macht jeweils mit», sagt der Klassenlehrer von Samuel, Christoph Maurer.

In der Klasse 4B kommt der Wettbewerb unterschiedlich an. «Wer teilnimmt, erhält ein Schoggistängeli und ein Schorle», sagt eine Schülerin. Sie habe trotzdem nicht teilgenommen. Mathe sei nicht ihr Lieblingsfach. Ein anderer hätte gerne mitgemacht. «Ich konnte mich aber nicht vorbereiten», sagt er, da die Familie erst kürzlich hergezogen sei. Nächstes Jahr sei er mit dabei. Überzeugungsarbeit dürfte auch Samuels Preis geleistet haben, der ihm zusammen mit der Urkunde überreicht wurde. Laut seiner Aussage ist die Münze etwa 240 Franken wert. «Ich werde sie vermutlich behalten oder irgendwann verkaufen», sagt er. Zu kauen hatte er an folgender Aufgabe: Filip ersetzt in den Rechnungen x+x=yz und z+x=yy gleiche Buchstaben durch gleiche Ziffern und verschiedene Buchstaben durch verschiedene Ziffern. Welches Ergebnis hat x mal y mal z? 10, 15, 18, 28 oder 30? Die Lösung finden Sie unten in der Box.

Doch auch diese Aufgabe beantwortete er schliesslich richtig. «Er war schon im Jahr davor gut», sagt eine Mitschülerin über ihn. Sie denke, er werde den Wettbewerb wohl nochmals gewinnen.

Talent liegt in der Familie
Zwar nicht Samuel selbst, dafür aber seine grosse Schwester konnte den Preis bereits einmal nach Hettlingen holen. Anna Grob gewann die Goldmünze vor zwei Jahren, damals erreichten 19 Kinder in der Schweiz die Höchstpunktzahl. Die Mathe-Affinität muss also in der Familie liegen, oder? Samuel sagt, er und seine Schwester seien beide gut im Rechnen, und den Eltern sei Mathe in der Schule leichtgefallen. Heute arbeiteten sie aber beide nicht in spezifisch mathematischen Feldern: Seine Mutter sei Projektleiterin in einer IT-Firma, der Vater arbeite für die Reformierte Kirche Zürich Hirzenbach.

An künftigen Känguru-Wettbewerben will Samuel «auf jeden Fall» teilnehmen, sofern die Schule sie weiterhin anbietet. Und noch eine Chance gibt es für die Familie Grob: In zwei Jahren kommt Samuels jüngerer Bruder Elia in die dritte Klasse, ab da können Schülerinnen und Schüler am Test teilnehmen. Vielleicht bringt er dann die nächste Goldmünze nach Hause.

In Hettlingen absolvieren die Schülerinnen und Schüler den Känguru-Test in der Mehrzweckhalle. Er findet weltweit am dritten Donnerstag im März statt.
In Hettlingen absolvieren die Schülerinnen und Schüler den Känguru-Test in der Mehrzweckhalle. Er findet weltweit am dritten Donnerstag im März statt. / zvg

Das Känguru der Mathematik


Die Idee für einen Multiple-Choice-Wettbewerb in Mathematik stammt von einem australischen Mathelehrer. Er führte 1978 den ersten Test mit rund 120'000 australischen Schülerinnen und Schülern durch. Anfang der 90er-Jahre stiessen zwei französische Lehrer auf den Test und beschlossen, ihn in Frankreich einzuführen. Den australischen Erfindern zu Ehren wurde er «Kangourou de Mathématique» getauft. Laut Angaben des deutschen Vereins handelt es sich um den grössten Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler weltweit, rund 5,7 Millionen Kinder und Jugendliche in über 100 Ländern nahmen 2023 teil. Je nach Klassenstufen variiert die Zeitvorgabe und die Anzahl der Aufgaben. Dritt- und Viertklässler müssen 18 Aufgaben in 45 Minuten lösen, in der 7. bis zur 13. Klasse gibt es 30 Aufgaben und 75 Minuten Zeit.

Wir haben drei Fragen aus unterschiedlichen Niveaus und Jahren für Sie herausgesucht. Für Fünft- und Sechstklässlerinnen: Kerim hat zwei Plättchen, auf denen jeweils vorn und hinten eine Zahl steht. Auf einem ist vorn eine 7, auf dem anderen ist vorn eine 10. Wenn Kerim beide Plättchen wirft und die oben liegenden Zahlen addiert, erhält er entweder 11, 12, 16 oder 17 – je nachdem, welche Seiten oben liegen. Wie viele Möglichkeiten gibt es für die Zahl, die auf der Rückseite des grossen Plättchens mit der 7 steht? Eine, zwei, drei, fünf oder sieben?

War das nicht schwer genug? Versuchen Sie diese Aufgabe für Sekundarschüler: Nick versucht, Wasser zu sparen. Dafür hat er die Dauer seiner morgendlichen Dusche um einen Viertel verkürzt. Ausserdem benutzt er nun einen wassersparenden Duschkopf, aus dem ein Viertel weniger Wasser kommt. Um welchen Anteil hat Nick dadurch seinen Wasserverbrauch beim Duschen reduziert? Um 1/3, 3/8, 5/8, 5/12 oder 7/16?

Noch immer zu wenig knifflig? Deutsche Gymnasiastinnen mussten 2024 diese Aufgabe lösen:

Henriette hat mehrere 12-seitige Spielwürfel. Die Seitenflächen sind mit den Zahlen von 1 bis 12 beschriftet. Wenn Henriette alle Spielwürfel gleichzeitig würfelt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass genau einer der Spielwürfel eine 12 zeigt, genauso gross wie die Wahrscheinlichkeit, dass keiner der Spielwürfel eine 12 zeigt. Wie viele 12-seitige Spielwürfel hat Henriette? 5, 8, 11, 18 oder 23?


Lösungen: Aufgabe im Text: 28, in der Box: 2, 7/16, 11

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