Weinland

Bachdelle verliert Attraktion

Gäste kamen zwar nicht nur wegen dem Badiboot in die Bachdelle. Mit dem Anlegeverbot schiebt die Polizei der beliebten Attraktion nun aber einen Riegel. Auslöser war die Anfrage einer Privatperson.

von Roland Spalinger
06. Juni 2023

Seit mehr als 25 Jahren steuert die Ernst Mändli AG «mit grosser Freude und höchster Sorgfalt» auch die Dachsener Badi an. Das waren Kursschiffe, in den Sommerferien aber auch ein Extraboot. Es lud Schwimmende auf und liess sie unterhalb des Rheinfalls in den Fluss springen, um sich treiben zu lassen. «Bedauerlicherweise müssen wir Ihnen mitteilen, dass dies nun ein Ende findet», schreibt das Unternehmen auf seiner Website. Die Bachdelle sei ab sofort für jeglichen Schiffsverkehr gesperrt, also auch fürs Badiboot.

Laut Mitteilung der Kantonspolizei hat sie aufgrund einer Anfrage der Gemeinde Dachsen die Rechtslage für das Anlegen von Booten bei der Bachdelle überprüft und ist zum Schluss gekommen, dass «im betreffenden Uferbereich seit 1974 ein Anlegeverbot (heute das sogenannte Stillliegeverbot) besteht». Es existiere «keine Konzession für eine Bootsanlegestelle», so die Polizei.

Gemeinderat bedauert Aufhebung
Gemeindepräsident Urs Schweizer präzisiert. Ende letzter Saison sei eine Privatperson an das kantonale Amt Awel gelangt, worauf Gespräche mit verschiedenen Akteuren stattgefunden hätten, unter anderem mit der Gemeinde. Sie hätten gehofft, dadurch guten Gewissens in die neue Saison starten zu können. Dem ist nicht so, was «wirklich schade» sei – für Touristen und für die Firma Mändli, sagt er.

Eine Ausnahme gilt bei der Bachdelle laut Kantonspolizei einzig für Schiffe der Kraftwerke, soweit dies für die Erfüllung ihrer Aufgaben notwendig sei; das Kraftwerk Rhein­au ist seit dem Bau für den Unterhalt des Uferbereichs zuständig. «Für alle anderen Schiffe ist das Anlegen im betroffenen Uferbereich verboten», so die Kapo weiter.

Das Problem bei der Bachdelle: Boote und Schwimmende teilten sich viele Jahre den gleichen Ein- oder Ausstieg, eine Trennung gibt es nicht. Zudem wurden die Motoren beim Ein- und Aussteigenlassen nicht abgestellt, die Schiffsschraube drehte also fortwährend. Es grenze an ein Wunder, dass noch kein Unglück passiert sei, ist von mehreren Insidern zu hören.

Laut ihnen wurde das Recht durchgesetzt und Freizeitkapitäne wurden gebüsst, die für einen Besuch in der Badibeiz dort angelegt hatten. Bei der Firma Mändli aber habe niemand hingeschaut. Oder es schauten alle weg. Brenzlige Si­tua­tio­nen habe es gegeben. Urs Schweizer sind jedoch keine Vorfälle bekannt. Auch er selber habe das Badiboot vereinzelt genutzt. «Wäre uns eine Gefahr bewusst gewesen, hätten wir reagiert», sagt er.

Ein Segen, aber nicht nur
Spätestens bei einem Unglück wäre die Schuldfrage aufgekommen, die sich jemand Ende Saison 2022 gestellt hatte. Im Supersommer verkehrten die Badiboote beinahe im Zehn-Minuten-Takt. Die beliebte Attraktion, die am Anfang nur in den Ferien stattfand, dann an jedem Wochenende und zusätzlich durch Zustiegmöglichkeit in Kursschiffe ergänzt wurde, hatte aber auch ihre Schattenseite.

Ab 2018 verkauften die Bistropächter keine Tickets mehr fürs Badiboot; der Aufwand war zu gross, und nicht selten sorgten solche Gäste für lange Schlangen vor dem Kiosk. Aber auch die Parkierung war betroffen. Ein möglicher Ausbau der Parkplätze war an der Gemeindeversammlung umstritten (AZ vom 11.12.2020). Weil bei der Bachdelle Fahrzeuge gratis abgestellt werden können, wurden Rundfahrten ab diesem Ort geplant.

Der Gemeinderat werde das Thema «Stillliegeverbot Badi Dachsen» an der Sitzung am Donnerstag besprechen und das weitere Vorgehen festlegen, teilt Präsident Urs Schweizer mit. «Dabei werden auch alternative Lösungen diskutiert.» Auch die Kantonspolizei bietet laut Mitteilung Hand für eine Lösung und hat laut eigenen Angaben «die Gemeinde Dachsen über die Möglichkeiten der Weiterführung eines Badiboots und das Vorgehen dazu informiert»

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite

Zeitung Online lesen Zum E-Paper

Folgen Sie uns