André Wiesendanger kennt die Flaachtaler Kläranlage genau. Als Wärter überprüft er die reibungslose Funktion und wacht darüber, dass das in den Bach geleitete Wasser wirklich sauber ist. Doch auch nach vielen Jahren ist er erstaunt, was alles im Abwasser bei der Kläranlage ankommt. «Manchmal frage ich mich, wie das durch die Rohre passt», sagt er. Neben Lappen und Windeln finden sich im herausgefilterten groben Dreck auch massive Bohrkerne, die bei Bohrungen an Häusern in den Abwasserkanal gelangt sein müssen. Bevor mit der eigentlichen Säuberung des Abwassers begonnen werden kann, muss das alles raus.
Gereinigtes Wasser fliesst in Rhein
Gepumpt werden muss das Wasser nicht, da die fünf zugehörigen Gemeinden des Zweckverbands (Berg und Buch am Irchel, Dorf, Flaach und Volken) höher liegen als die Kläranlage neben der Strasse Richtung Rüdlingen. Nach der Grobreinigung durchläuft das Wasser weitere Stationen durch Sandfilter und verschiedene Klärbecken, bevor es gereinigt via Bach in den Rhein gelangt. «In anderen Ländern trinken sie dann unseren Dreck», scherzte einer der 60 Besucher, die am Samstag zu den beiden öffentlichen Führungen kamen. Von diesem grossen Interesse an einem heissen Tag waren die Verantwortlichen «freudig überrascht», wie Zweckverbandspräsident Reto Zimmermann bei der Begrüssung sagte.

30-minütige Führungen
Auf den knapp 30-minütigen Führungen erfuhren die Gäste von Anlagenwärter André Wiesendanger, was zur Säuberung des Abwassers benötigt wird. Neben Filtern braucht es auch Bakterien, die den Dreck auffressen. Damit diese leben können, muss Luft und damit Sauerstoff in die Becken geblasen werden. Gekauft und eingesetzt werden müssen die Bakterien dafür aber nicht. «Die Natur funktioniert einwandfrei», sagte André Wiesendanger über die fleissigen Helfer.
Problem Mikroplastik
Chemische Mittel müssen aber zur Bindung schädlicher Stoffe, die zum Beispiel in Waschmittel enthalten sind, zugesetzt werden. Mikroverunreinigungen können in der Flaachtaler Anlage hingegen noch nicht herausgefiltert werden. «Da sind alle Haushalte gefordert», meinte André Wiesendanger zu diesen problematischen Stoffen.
Erstaunt waren viele der Interessierten darüber, dass es gar nicht so streng roch. Die vom Zweckverband offerierten Würste vom Grill liessen sich die Flaachtalerinnen und Flaachtaler dann auch gern in der Nähe der Klärbecken schmecken.
1973 begann der Bau der Kläranlage, die von allen Flaachtalgemeinden (Berg und Buch am Irchel, Dorf, Flaach und Volken) gemeinsam betrieben wird. 1975 – vor 50 Jahren – wurde sie fertiggestellt. «Das war damals fortschrittlich», sagte Reto Zimmermann, Präsident des Zweckverbandsvorstands, an der öffentlichen Führung. «Oben fliesst das Wasser dreckig hinein, unten kann sauberes in den Bach geleitet werden, in dem viele Fische leben». Kläranlagenwärter André Wiesendanger und sein Stellvertreter Hans Fehr arbeiteten mit anderen Kläranlagenwärtern der Umgebung zusammen, was für alle ein Gewinn sei, so Reto Zimmermann.
Die Anlage wurde gerade für rund 2,3 Millionen Franken umfangreich saniert. Der Kredit dafür wurde im März 2023 von den Verbandsgemeinden mit einer Mehrheit von über 92 Prozent an der Urne bewilligt (AZ vom 14.3.2023). Risse und Senkungen im Boden zwischen den Becken, die wichtige Leitungen freigelegt hatten, mussten ebenso saniert werden wie die Technik. Diese wurde komplett erneuert, sowohl die, die das Gebläse für die Sauerstoffzufuhr regelt, wie auch alle anderen Steuerungs-, Regelungs- und Messtechniken. Auch eine Photovoltaikanlage wurde aufs Dach des neuen Biologiegebäudes gesetzt, die einen Teil des benötigten Stroms liefert.
Der Kanal, der das Abwasser aus den fünf Gemeinden nach Flaach bringt und für den der Zweckverband zuständig ist, zieht sich über eine Strecke von zwölf Kilometern. Noch ist die Sanierung nicht komplett abgeschlossen: Dieses Jahr soll noch der Faulturm isoliert werden. «Eine solche Anlage muss ständig saniert und erweitert werden», sagte Anlagenwärter André Wiesendanger aus Erfahrung. Zumindest ist sie mit der gerade erfolgten grossen Sanierung durch die moderne Technik für die nächsten Jahre wieder gut gerüstet. (cs)
Bakterien sorgen für sauberes Wasser