Sie verkriechen sich tagsüber in kleinen Spalten und Ritzen in Dachstöcken und bleiben so die meiste Zeit unsichtbar – die Fledermäuse der Art Graues Langohr. Erst wenn es ganz dunkel ist, fühlen sich die nur ungefähr zehn Gramm schweren Tierchen sicher genug, um auszufliegen und zu jagen. Dass in einem Quartier Fledermäuse wohnen, ist meist nur an Kotkügelchen zu erkennen. So auch im Kirchturm von Henggart. Da dort in den nächsten Jahren eine Sanierung ansteht, hat der Fledermausschutz des Kantons Zürich genauer hingeschaut.
Mithilfe von Wärmebildkameras sei festgestellt worden, dass es sich um eine grosse Kolonie mit 12 bis 14 Tieren handle, erklärte Karin Safi von der regionalen Koordinationsstelle Fledermausschutz in Winterthur, auf Anfrage. Auch das Skelett eines Jungtiers sei gefunden worden, was zeige, dass sich im Kirchturm eine Wochenstube befinde. Also ein Quartier, in dem Jungtiere aufgezogen würden. Diese seien für den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Art besonders wichtig. Die Kolonie wohne vermutlich bereits seit vielen Jahren im Turm. Dank der Analyse des Kots konnte die Fledermausart bestätigt werden.
Im Kanton Zürich gebe es mittlerweile rund zehn Kolonien der Grauen Langohren, sagte Karin Safi. Alle in der nördlichen Hälfte und gleich mehrere in der Region (AZ vom 27.7.2018). «Dass sich die Grauen Langohren in unserem Kirchturm so wohlfühlen und wir mit dieser Population ein Naturjuwel beherbergen dürfen, macht uns schon ein bisschen stolz», schreibt Kirchenpflegerin Michèle Mullis im Mitteilungsblatt «Henggarter Ziit».
Im darin veröffentlichten Bericht des Fledermausschutzes heisst es, die Tiere würden zwei Lüftungslöcher unterhalb des Daches als Ausfluglöcher benutzen. Bei der anstehenden Sanierung habe es höchste Priorität, dass diese Öffnungen unverändert erhalten blieben. Auf der Website des Fledermausschutzes wird auf die verschiedenen Gefahren für die Lebensräume der Tiere aufmerksam gemacht. Eine grosse Gefahr sei der Verlust von Quartieren durch die Sanierung von Gebäuden. Zur energetischen Optimierung würden oft die Zugänge verschlossen.
Bedrohte Fledermäuse fühlen sich in Henggart wohl