Weinland

Biodiversität vor der Haustür

Von den Dohlen im Schlosspark zur Biberfamilie am Seltenbach – mit der App Naturpfade macht der örtliche Naturschutzverein Biodiversität erlebbar. Hinausgehen muss man aber schon selber.

von Roland Spalinger
21. Juni 2019

Menschen über die Natur zu informieren, sei für den Andelfinger Naturschutzverein seit der Gründung 1983 ein zentrales Thema, sagte Präsident Matthias Griesser am Mittwoch beim Bio-Bücher-Bistro. Dorthin hatte der Naturschutzverein Medien, Vertreter befreundeter Vereine und der Behörden von Andelfingen und Kleinandelfingen zum Start der App Naturpfade geladen.

In der Nähe ist auch der erste von zwölf Schauplätzen des Pfads in den beiden Gemeinden: die Dohlen im Kirchturm. Mit rund 30 Brutpaaren ist es die grösste Kolonie im Kanton. Dies und mehr ist mit der App zu erfahren – vor Ort. Denn nur im Umkreis von
40 Metern können die jeweiligen Biodiversitäts-Hotspots «freigespielt» werden und zeigt sich der ganze Inhalt der Gratis-App. Dazu gehören Bilder, Töne und auch ein Quiz.

Eine von fünf Pilotgemeinden
Die Idee stammt von der Stiftung Pusch (Praktischer Umweltschutz), die im Herbst für die Umsetzung Pilotgemeinden gesucht und schliesslich fünf gefunden hat. Nebst Horgen, Horw (noch nicht aufgeschaltet), Hünenberg und Zizers eben Andelfingen/Kleinandelfingen. Sie seien «Feuer und Flamme» gewesen, sagte Vreni Hauser, die sich als Projektleiterin des Andelfinger Naturschutzvereins sehr für das Projekt Naturpfad engagiert hat.

Sie und alle Helferinnen und Helfer sparen dem Verein und den Gemeinden die einmaligen Einrichtungskosten von 3000 bis 5000 Franken für die App, unterstützen im Gegenzug aber Pusch, ein besseres Verständnis zu erhalten über Aufwand und Kosten, die hinter der Erstellung des virtuellen Naturpfads stecken. Denn Ziel der Stiftung ist, dass ab 2020 Gemeinden und Naturschutzvereine in der ganzen Deutschschweiz solche Pfade einrichten können. Als weitere Kosten fallen die jährliche Abogebühr an, die zwischen 500 und 800 Franken beträgt.

Pusch stellte also das Gerüst zur Verfügung, den Inhalt besorgte jedoch der Andelfinger Naturschutzverein. Acht bis zehn Schauplätze sollte er bestimmen, zwölf sind es schliesslich geworden, verteilt auf Siedlungsgebiet und Landschaft und auf die beiden Gemeinden an der Thur. Der aktive Verein hat Fotos organisiert (sie sollen zu den Jahreszeiten passen) und Texte geschrieben. Dazu wurden Archive und Chroniken durchforstet, Gespräche geführt und auf das eigene Fachwissen zurückgegriffen.

Start zur Testphase
Fertig ist die Arbeit mit dem Startschuss am Mittwoch aber nicht, sondern es ist der Beginn der Testphase. Bis Ende September sollen sich Nutzer melden und einbringen – also helfen, die App weiterzuentwickeln, erklärte Präsident Matthias Griesser. Stimmen die Inhalte und werden sie auch verstanden?

Biodiversität sei für viele abstrakt, sagte Remo Bräuchi, Projektleiter bei Pusch. Und sie fragten sich: «Was kann ich schon tun?» Deshalb sind nicht nur die bedrohten Dohlen, der Altlauf der Thur oder der Schlosspark Thema des Naturpfads Andelfingen/Kleinandelfingen, sondern auch ein Privatgarten mit Holzhaufen, Bienenhotel und Wiese statt Rasen, oder ein Garagendach als Trockenstandort. «Nur wer die Natur kennen und schätzen lernt, ist bereit, sie auch zu schützen», so Matthias Griesser.

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