Das Auto kommt vor dem reformierten Kirchgemeindehaus zum Stehen. Thomas Borchert (Christian Kohlund) steigt aus und blickt zum Gerichtsgebäude, wo ein Polizeiauto angehalten hat. «Was ist passiert?», ruft er über die Strasse zur Polizistin. Und: «Wollte er sich umbringen?» Es ist eine Szene der 25. Folge des Zürich Krimis mit dem Arbeitstitel «Borchert im bedrohten Paradies».
In der Episode geht es um ein Naturschutzgebiet und ein Geothermiewerk. Und natürlich um einen Mord. Produzentin Annemarie Pilgram von der Graf Film umschreibt es so: «Die Ehefrau des Toten ist davon überzeugt, dass der tödliche Treppensturz durch ein Erdbeben verursacht wurde, an dem das Geothermiewerk schuld sein soll – doch niemand sonst im Ort hat etwas davon bemerkt. Auch Borchert ist skeptisch, doch dann findet er erste Anzeichen, dass die alte Dame recht haben könnte ...»

Kirchgemeindehaus wird Rathaus
Ausgestrahlt werden die Folgen seit 2016 im Ersten deutschen Fernsehen ARD und erreichen zwischen fünf und sieben Millionen Zuschauende. Alle Innenaufnahmen für diese Krimiserie wurden und werden in Prag gedreht. Auch die Villa, das Elternhaus des Protagonisten Thomas Borchert, steht in Tschechien. Der Hintergrund wurde aber nachbearbeitet, sodass der Blick über Zürich und den Zürichsee geht. Die Stadt ist Programm, die Aussenaufnahmen müssen deshalb aus dem Kanton Zürich sein.
Das gilt freilich auch für die 25. Folge, die Borchert nach Andelfingen bringt. Doch den Namen des Bezirkshauptorts wird man nicht hören oder lesen. Der fiktive Ort heisst Schönwil. Und liegt im Thurgau. Das Andelfinger Kirchgemeindehaus ist als Rathaus Schönwil angeschrieben, das Polizeiauto hat eine TG-Nummer. Gefilmt wurde am Dienstag in Andelfingen und am Mittwoch in Regensberg.


Ein richtiger Polizist im Bild
Den Take vor dem reformierten Kirchgemeindehaus (oder eben Rathaus) brachte die die 60-köpfige Crew kurz vor der Mittagszeit in den Kasten – zu der Zeit, wenn die Landstrasse noch mehr frequentiert ist als sonst schon, hatten der BMW von Major Marco Furrer (Pierre Kiwitt) und das Polizeiauto Vortritt. Zu sehen am Set war eine junge Darstellerin, nicht dabei war Borcherts Kanzleichefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink).
Weitere Schauplätze waren vor dem Polizeiposten (wo es zur skurrilen Situation kam, dass ein richtiger Polizist fragend zuschaute), hinter dem Zentrum Breitenstein, bei der Obermühle und auf dem Marktplatz. In Andelfingen war kaum jemand auf den Dreh vorbereitet gewesen. Der am Rand sichtbare Marktstand mit Früchten und Gemüse hätte gut als Vorbote für den geplanten Bauernmarkt (AZ vom 26.8.2025) gehalten werden können, war aber von der Crew im Laufe des Morgens aufgestellt worden.
Location scouts hätten Andelfingen gewählt, erzählte Julian Underwood, Aufnahmeleiter bei der Hugo Film GmbH. Die Vorlaufzeit für den Dreh selber sei dann mit lediglich zwei Wochen aber recht kurz gewesen. Für eine Filmminute rechne man mit sechs Stunden Aufnahmen.

Die Thurbrücke war entscheidend
Christian Kohlund (75) ist ein erfahrener Schauspieler und Seriendarsteller, unter anderem bekannt aus «Schwarzwaldklinik», «Das Traumhotel» und vielen weiteren Produktionen. Er ist in Stäfa aufgewachsen. Am Weinland sei er bisher nur vorbeigefahren, sagte er in einer kurzen Pause am Set. Nach Jahren in der Welt wolle er wieder mehr Zeit in der Schweiz verbringen. Bei einem Dreh nehme er die Orte wahr – ja, Andelfingen sei sehr schön.
In seinem schwarzen Dienstfahrzeug fährt Borchert via Marktplatz zur Holzbrücke und über die Thur. Auf diesem Weg werde der ermittelnde Anwalt Schönwil verlassen, verriet Julian Underwood. Die Brücke sei ein wichtiger Grund für die Wahl des Drehorts gewesen.
Borchert ermittelt am Marktplatz