Brunnen wird Leiterlispiel

Rheinau - Sechs prächtig geschmückte Brunnen leuchten seit dem ersten Advent wieder um die Wette – in diesem Jahr sogar interaktiv. Die dargestellten Gesellschaftsspiele laden zum Verweilen unter freiem Himmel ein.

Bettina Schmid
Lesezeit: 2 min

Klassiker wie Eile mit Weile, Mühle, Memory oder Leiterlispiel erfreuen sich auch im Zeitalter von Computer­games grosser Beliebtheit. Weshalb nicht mal ein Spiel ganz Corona-konform unter freiem Himmel spielen und dies mit einem gemütlichen Adventsspaziergang durchs Städtchen verbinden?

Dies dachten sich auch die sieben Frauen, die rechtzeitig auf den ersten Advent sechs Gemeindebrunnen mit viel Liebe zum Detail dekoriert haben – wie immer in den letzten rund 30 Jahren, jeweils in wechselnden Teams. Eine davon ist Fabienne Beer. «In diesem Jahr wurde Corona-bedingt vieles abgesagt, da wollten wir umso mehr an unseren Brunnen-Dekorationen festhalten und den Menschen eine Freude machen.» Der Spaziergang dauert etwa eine Stunde, ab 17 Uhr sind die Tröge beleuchtet.

Monatelange Arbeit
Bereits im Frühling hätten sie mit der Planung und Themensuche begonnen, ab dem Spätsommer sei gebastelt worden. Wobei unsereiner unter basteln vermutlich etwas anderes versteht, denn für die Gestaltung der Brunnen wird nicht nur gemalt und geklebt, sondern auch genäht, gebohrt oder gesägt. «Man muss schon mit unterschiedlichen Werkzeugen umgehen können, sonst hält es nicht lange», sagt Fabienne Beer. Zum Glück ergänzen sich die sieben Frauen gut, und jede bringt ihre Talente ein. In diesem Jahr wurden sie zudem von der Handarbeitslehrerin Yvonne Wirthlin unterstützt, die mit ihren Erst- und Zweitklässlern den Brunnen beim Schulhaus mit dem Würfelspiel «Drachenhöhle» geschmückt hat. Besonders herausfordernd beim Gestalten sei jeweils die Auswahl der richtigen Materialien. Diese müssen wetterfest sein, denn bis zum Abräumen werden sie einige Male verschneit oder verregnet.

Dabei hilft die Erfahrung, denn die meisten Frauen sind seit Jahren dabei. Wie lange sie an einem Brunnen arbeiten, kann Fabienne Beer nicht abschätzen. «Das sind viele, viele Stunden.» Da im Gestaltungsteam ausschliesslich Mütter seien, die nebst ihrer Familie auch noch einer Arbeit nachgehen, müssten sie früh anfangen und jede freie Minute nutzen, etwa, wenn die Kinder in der Spielgruppe seien. Es sei ein gros­ser Aufwand, aber es mache ihnen auch sehr viel Freude; sie alle seien leidenschaftlich dabei. «Wir erhalten so viele Dankesbriefe und begeisterte Rückmeldungen, dies treibt uns immer wieder aufs Neue an.» Und in diesem Jahr sei der Dank noch grösser als sonst. Die Leute seien einfach froh, dass die Tradition der geschmückten Brunnen im Gegensatz zu vielen anderen Aktivitäten trotz Corona beibehalten werde – und somit Freude und Licht in die Adventszeit bringe.

Wo die Brunnen zu finden sind

Die geschmückten Brunnen (auf der Karte als Sterne markiert) sind im Dorf verteilt. Wer mit dem Auto anreist, kann dieses auf dem Aquarina-Parkplatz abstellen. Der erste Brunnen steht an der Poststrasse 63, kurz nach dem Schwimmbad, ein weiterer beim Schulhaus vis-à-vis des Volgs. Alle weiteren sind im Unterdorf zu finden (Fussweg an Schule und reformierter Kirche vorbei). Ein Brunnen befindet sich bei der Kreuzung Zollstrasse und Sonneckstrasse, einer steht ge­gen­über dem ehemaligen Gast­hof Löwen und einer bei der Raiffeisenbank. Ein weiterer befindet sich beim Restaurant Augarten. Anschlies­send kann man den Weg nehmen, der beim Klosterplatz rechts abbiegt und über den Rebberg wieder hinauf zum Aquarina führt. Selbstverständlich ist der Rundgang auch in umgekehrter Richtung möglich. (bsc)