Die Fasnacht ist zurück im Dorf
Marthalen: Ein hübscher Flyer und viel los: Nirgends im Weinland wird die fünfte Jahreszeit ausgiebiger gefeiert als in Marthalen. Nebst Maskenball, Umzug mit neuer Route und Feuer mit Böögg lebt auch die Beizenfasnacht.
Marthalen mausert sich zur Weinländer Hochburg in Sachen Fasnacht. Und diese bleibt mehrheitlich im Dorf. Den Anfang der fünften Jahreszeit am Wochenende vom 24. bis 27. Februar machen die Restaurants Ochsen – ab 17 Uhr mit dem legendären Nachthämperball mit Prämierung – und Stube mit DJ-Party. Auch Guggensound fehlt beiderorts nicht, wobei die Beizentour der hiesigen Chrottepösche ab etwa 19 Uhr auch das «Pub» und das «Rössli» umfasst sowie die «Traube» in Rudolfingen.
Ein bisschen extern geht das närrische Treiben also auch. Sein Zentrum ist aber im Dorf, am Samstag wie in früheren Jahren die Mehrzweckhalle; zwischenzeitlich wich die organisierende Gugge Chrottepösche bekanntlich in die Landihalle aus, ehe sie im März 2022 mit dem Outdoor-Maskenball den Pausenplatz der Primarschule bespielte. Nun erhält die Gugge die Halle wieder. Im Aussenbereich ist die hiesige Faoma mit ihrem Sujet- und Barwagen präsent, und es wird ein geheiztes Kafizelt mit Livemusik (Huusfraue-Gruess) aufgestellt.
Ebenfalls Fasnachtstreiben herrscht am Samstag in der «Stube» (wie in der Mehrzweckhalle bis 3 Uhr) sowie im «Ochsen», dort mit dem Motto «Casino Royal» und bis 6 Uhr früh. Auftreten werden an allen drei Orten die angemeldeten sieben Guggen, drei von nah, vier von fern.
Hauptpunkt am Sonntag ist das traditionelle Feuer der Pappenmannli auf dem Lindenhof. Punkt 20 Uhr wird der Holzstoss zum Funken und sind, untermalt von Guggenklängen, die Sekunden des Bööggs gezählt. Davor sind ab 12 Uhr die Fasnachtslokale «Ochsen» und «Stube» offen und startet um 13.13 Uhr beim Rössliplatz der Umzug. Die neue Route führt ins Mitteldorf, zum Ochsenbrunnen und via Tüfewege und Zinggestrass zur Mehrzweckhalle, wo der Kindermaskenball mit Sirupbar und Prämierung stattfindet.
Den Abschluss macht am Montag – ebenfalls traditionell – der «Ochsen» mit der «Uuslumpete». Das ganze Programm ist auf einen hübschen Faltflyer gedruckt, online einsehbar auf chrottepoesche.ch; die Gugge feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen. (spa)
Es ist bereits drei Jahre her, seit zum letzten Mal bunt verkleidete Bööggli mit ihren Eltern durchs Dorf gezogen sind, begleitet von viel Konfetti und fröhlicher Guggenmusik. Auch in diesem Jahr und ohne pandemiebedingte Umstände wird es auf den Henggarter Strassen ruhig bleiben, denn die Chinderfasnacht vom 18. Februar wurde abgesagt.
Der Entscheid sei ihnen sehr schwergefallen, sagt Viola Ehrensberger, OK-Präsidentin der Chinderfasnacht Henggart. Für die Absage gebe es zwei Hauptgründe: Einerseits hätten sie Mitte Januar trotz grosser Bemühungen immer noch keine Zusage von einer Guggenmusik gehabt, andererseits fehle es an Personen, die bereit seien, im OK-Team mitzuwirken.
Fehlende Alternativen
«Wir hätten nochmals einen grossen Effort leisten und uns eine Alternative zu einer Gugge überlegen müssen», so Viola Ehrensberger. Am Ende wäre aber dennoch nur eine halb zufriedenstellende Lösung herausgekommen, zumal sich bereits abgeklärte Möglichkeiten wie etwa ein grosser Wagen mit Lautsprechern als nicht praktikabel herausgestellt hätten. «Eine Chinderfasnacht ohne Gugge ist einfach nicht das Gleiche.»
Sie hätten bereits seit mehreren Jahren Mühe, eine Gruppe organisieren zu können. Auf Anfragen würden sie häufig lange nichts oder nur unverbindliche Zusagen hören, anschliessend seien viele bereits ausgebucht. «Wir hatten auch schon die Situation, dass eine Gugge zugesagt, dann aber zwei Tage vor dem Anlass wieder abgesagt hat aufgrund von Terminkonflikten, die sie übersehen hatte.»
Eine zusätzliche Schwierigkeit sei, dass sich die Organisationsarbeit auf nur wenige Leute aufteile. «Der Nachwuchs fehlt im OK-Team.» Sie hätten vorgängig auf allen möglichen Kanälen nach weiteren Personen gesucht, etwa mit Inseraten im Volg, in der Dorfzeitschrift oder auch mit persönlichen Gesprächen. «Leider kamen jeweils kaum Rückmeldungen.» Sie hätten zwar in diesem Jahr erfreulicherweise einen Zuwachs verzeichnen können. Ideal wären aber noch mindestens ein, besser zwei, OK-Mitglieder mehr. Denn Viola Ehrensberger selbst steigt nach zehn Jahren im Amt aus dem Team aus. «Es ist Zeit für eine neue Generation», sagt sie.
Sie könne die ehrenamtliche Tätigkeit nur jeder und jedem empfehlen. Es bedeute zwar etwas Arbeit im Vorfeld, wenn sie aber jeweils die strahlenden Gesichter der Kinder gesehen habe, habe sie wieder gewusst, weshalb sie dies mache.
Hoffnung auf 2024
Tatsächlich war die Chinderfasnacht in den letzten Jahren beliebt. Hinter der Guggenmusik liefen jeweils viele begeisterte Prinzessinnen, Piraten oder Pippi Langstrumpfs her, und auch die Wylandhalle war beim anschliessenden gemütlichen Zusammensitzen mit Musik, Speis und Trank sowie einem Unterhaltungsprogramm für die Kinder gut gefüllt. «Es wäre sehr schade, wenn der Anlass aussterben würde», so Viola Ehrensberger. Die grossen Umzüge würden ihn nicht ersetzen, «denn hier ist alles persönlicher und vertrauter, man kann mit bekannten Gesichtern zusammensitzen, schwatzen und durch die Strassen ziehen».
Interessierte, die die Chinderfasnacht 2024 mitorganisieren möchten, können sich bei Viola Ehrensberger melden (Kontaktdaten auf der Website der Gemeinde Henggart). Zu früh dafür ist es nicht, die Organisation läuft getreu dem Motto «Nach der Fasnacht ist vor der Fasnacht» bald wieder an. In Henggart zumindest dann, wenn mindestens ein neues OK-Mitglied gefunden wurde. Ansonsten steht die Chinderfasnacht vor dem definitiven Aus.
Chinderfasnacht: Ungewisse Zukunft