Weinland

Das Engagement der tapferen Frauen und das Erbe der Witwe von Auw

60 Jahre alt wird der Chindsgi dieses Jahr. Dass dies am 7. Juli gross gefeiert werden kann, ist vor allem vielen fleissigen Frauen zu verdanken, wie ein Blick in das Archiv der «AZ» zeigt.

von Eva Wanner
22. Juni 2018

«Benken. Vermächtnisse. Die am 14. April verstorbene Frau Emma v. Auw-Müller, Witwe des Kd. v. Auw, früherer Bäcker und Wirt zum ‹Baumgarten›, hat folgende Legate errichtet, von welchem wir der Öffentlichkeit Kenntnis geben wollen.» So lautete der Beginn einer Meldung in der «Andelfinger Zeitung» im Jahr 1958. Stolze 5000 Franken hat die Witwe von Auw der Gemeinde vermacht, für die «Anstellung und Besoldung einer Gemeindekrankenschwester». Und ganze 3000 Franken hinterliess sie dem Frauenverein Benken – es sollte dem Kindergarten zugute kommen, der damals gebaut wurde.

Um diese Zahlen in ein Verhältnis stellen zu können: An der Gemeindeversammlung, an der auch der Bau der «Klein-Kinderschule» genehmigt worden war, wurde die Gemeinderechnung mit gut 100'000 Franken Ausgaben und 94'000 Franken Einnahmen präsentiert. Der Neubau des einstöckigen Kindergartens kostete 125'000 Franken.

«zumteil geschenkweise»
Günstig war der Landkauf. Denn gebaut wurde der Chindsgi an der Nüsatzstrasse (wo er heute noch steht) – auf Land, «zumteil geschenkweise für diesen Zweck zur Verfügung gestellt», wie die «AZ» damals zu berichten wusste.

Kaum gratis gearbeitet haben dürften jedoch die Handwerker. Per Inserat forderte die Gemeinde Benken Unternehmer dazu auf, im Gemeindehaus Pläne und Offertenformulare abzuholen. Einzureichen waren diese eine gute Woche später, «verschlossen und mit der Aufschrift ‹Kinderschule Benken› nebst Angabe der Arbeitsgattung». Gesucht wurden Handwerker für Erdaushub, Maurer- und Eisenbetonarbeiten, Kunststein-, Zimmer-, Dachdecker- und Spenglerarbeiten, Sanitäranlagen sowie die elektrische Heizanlage.

«Eine besondere Saat»
Am 12. Oktober 1958 war es dann endlich so weit: Der Kindergarten wurde eingeweiht. Die «Andelfinger Zeitung» widmete dem Ereignis eine grosszügige Zeilenzahl – und ein Foto. Damals eine Ausnahme; bebildert wurden meist Artikel aus dem weiteren Inland oder dem Ausland. Der Schreibende schien beeindruckt, beschreibt er doch den Chindsgi im Textanfang so: «In herrlicher Lage thront er über dem Dorf. Auf einem ehemaligen Acker ist eine besondere Saat aufgegangen (…).»

Auch für die Benkemerinnen hat er nur lobende Worte übrig. Ein Kindergarten sei «mehr als eine Erleichterung für überlastete Mütter», eine Kindergärtnerin «gibt einem jungen Menschen Entscheidendes mit», heisst es im Artikel. Der Schreibende kommentiert: «Die Frauen haben das natürlicherweise vor ihren Männern erkannt.» Die Frauen hätten nach Möglichkeiten  gesucht und für einen Sommer probeweise eine Kleinkinderschule im Schützenhaus eingerichtet – «und siehe, es ging sehr gut, sogar sieben Jahre lang!». Die Kindergärtnerin wurde mit Kost bei wechselnden Familien und Logis bezahlt.

Der Frauenverein hat für einen festen Kindergarten «unglaublich viele Tausender» eingeholt mit Bazars und dank verschiedener Gönner. Federführend muss dabei ein gewisses Fräulein Kuhn gewesen sein. Das Lob gipfelt, als der Journalist schreibt: «Es ist zu hoffen, dass Gemeinden, die noch keinen Kindergarten besitzen, dem Beispiel der tapferen Frauen von Benken folgen.» Gefeiert wurden diese tapferen Frauen und ihr Werk mit Gesang, Spiel und Ansprachen. Der Artikel schliesst salbungsvoll: «Möge es bald wieder, und auch auf anderen Gebieten, zu solch schöner Zusammenarbeit kommen!».

Wie das in den letzten 60 Jahren aussah, ist unbekannt. Eine schöne Zusammenarbeit hat sich aber erneut ergeben: Der Frauenverein plante das Jubiläumsfest des Chindsgis mit. Frauen scheinen prägend für dessen Geschichte.

Am Samstag, 7. Juli, Jubiläumsfest Kindergarten Benken, Nüsatzstrasse 1. Das Fest beginnt um 15 Uhr, ab 17.30 Uhr Apéro. Ab 20 Uhr Schülerdisco im Jugendraum und allenfalls WM-Übertragung bei Schweizer Beteiligung.

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