«Das Herz von Kleinandelfingen werden»

Kleinandelfingen - Ingrid Lüthi und Bruno Greuter schreiben das nächste Kapitel des «Hirschen». Das Gastlokal bleibt italienisch, erhält jedoch ein anderes Konzept. Seit Donnerstag ist es offen.

Roland Spalinger (spa) Publiziert: 07. November 2025
Lesezeit: 2 min

Eine Vespa im Eingangsbereich, Bilder von italienischen Filmgrössen an der Wand, und auch das springende Pferd von Ferrari fehlt nicht – italienisches Flair herrscht im «Hirschen» zwar seit der Wiedereröffnung im Herbst 2022. Doch war es in der «Casa Volpi» eher ein Lüftchen, weht in der «Casa Topolino» jetzt ein frischer Wind.

Nach drei Monaten Unterbruch schreiben Ingrid Lüthi und Bruno Greuter die Geschichte des ältesten Lokals in Kleinandelfingen weiter. Christian Kempf, mit seinem Zwillingsbruder Florian Inhaber der Liegenschaft, ist beeindruckt, mit wie viel Leidenschaft und Liebe zum Detail sowie Respekt ge­gen­über dem Haus sie das tun. Er spricht bei 250 Jahren Wirtschaftsgeschichte (AZ vom 9.9.2022) von einem Erbe. Der auslaufende Vertrag mit der Vorgängerin sei aus gesundheitlichen Gründen nicht verlängert worden.

Familien und Vereine

«Wir möchten das Herz von Kleinandelfingen werden», sagt Bruno Greuter. Er findet die Voraussetzungen des «Hirschen» mit Terrasse unter der gros­sen Platane, angrenzendem Gemeindehausplatz, Kegelbahn und Säli geradezu ideal. Sie würden Leben mitten ins Dorf bringen, verspricht das Duo. Sie seien auch offen für Vereine.

Wir sind offen für Vereine und passen uns an, wenn es nötig ist.

Die «Casa Topolino» kommt unter das Dach der Weinland Esskultur GmbH von Ingrid Lüthi und Bruno Greuter, die sich an ihrem Wohnort Thalheim kennengelernt haben. Sie hat über 30 Jahre Erfahrung im Finanzbereich, er mehr als 20 in der Gastronomie, am liebsten an der Front. «Wir ergänzen uns», sagen die beiden. Unter dem Firmendach ist bereits die «Thai Lodge» in Seuzach, Ende Jahr kommt (buchhalterisch) der «Reb-Thai» dazu, den Bruno Greuter und seine Frau genau vor fünf Jahren, am 6. November 2020, aus dem «Rebstock» gemacht haben.

Ohne Pizza

Italienische Lokale ohne Pizza sind Ristoranti wie der neue «Hirschen». Auf der Karte – klein, aber frisch – sind Pasta, Antipasti, Fisch und Fleischgerichte zu finden, das Angebot wechsle alle zwei Monate. «Wir passen uns an, wenn es nötig ist», sagt Ingrid Lüthi. Offen ist das Lokal von Donnerstag bis Montag (Mittagsmenü für 19 Franken), am Sonntag mit durchgehend warmer Küche.

Fixpunkt wird ein Ossobuco – ein Klassiker, in Sachen Beliebtheit die Nummer zwei in Italien, sagt Bruno Greuter. Er habe gegoogelt. Im «Hirschen» wird das Schmorgericht mit Risotto und im speziellen Teller serviert. Der neue Stil ist also nicht nur im Eingangsbereich ersichtlich. Und: Seit der Eröffnung steht ein Fiat Topolino neben der Eingangstüre.

Ein Haus mit Geschichte

Der 1750 gebaute «Hirschen» hatte wohl immer eine Gaststube. Aktenkundig ist er seit 1805 eine Weinschenke und seit 1848 ein Hotel, Letzteres vermutlich aufgrund des Baus der Schaffhauserstrasse 1842 bis 1853. 1848 wurde das Haus baulich stark verändert, sechs Jahre später kam der Saalanbau hinzu. Die nächste Modernisierung passierte 1972 bis 1976, die letzte 2014 (aus­sen) und 2020 (innen). Die neuen Pächter haben nun lediglich neues Mobiliar angeschafft, das variable Sitzordnungen zulässt. Ihr Lokal heisst «Hirschen Casa Topolino» – der Name Hotel prangt nach wie vor an der Fassade. Er ist geschützt. (spa)