Weinland

«Das Monopoly unter den Trinkspielen»

Aus einer Geburtstagsidee für den Kollegen entstand ein beliebtes Partyspiel. Die beiden Jungunternehmer Luca Palmisano und Tim van der Linden erzählen von ihrer Idee, die in einem Wohnwagen herangereift war.

von Jasmine Beetschen
07. Juli 2020

Begonnen hat alles mit zwei Kollegen, die nach Feierabend gerne in ihrem Wohnwagen zusammensitzen und lustige Collagen von Freunden erstellen. Entstanden ist daraus das amĂĽsante Busfahrer-Trinkspiel.

Aber der Reihe nach. Vor rund einem Jahr erstellten der baldige Immobilienmanagement-Student Luca Palmisano und Tim van der Linden, der im Fernstudium Marketing und Management in Holland studiert, auf Instagram die Seite «Partymemes». Hier posten sie regelmässig Witze und lustige Bilder rund ums Thema Ausgang. Innerhalb der letzten fünf Wochen wuchs die Seite um 7000 Follower. «Das Ganze hat sich komplett verselbständigt, wir waren überwältigt von dem grossen Interesse», sagt Tim van der Linden. Diesen Followern hätten sie es auch zu verdanken, dass das Busfahrer-Spiel entstanden sei. «Ursprünglich bastelten wir lustige Karten, auf denen die Gesichter einiger Freunde waren – es sollte ein Geburtstagsgeschenk für einen Kollegen sein», erzählt Luca Palmisano. Als sie das Spiel ihren Followern zeigten, war das Echo riesig: «Sie meinten, wir sollten daraus ein richtiges Spiel entwickeln – so kam alles ins Rollen», meint Tim van der Linden.

Doch keiner der beiden hatte Erfahrung damit, wie ein solches Projekt realisiert werden kann. «Wir hatten viele Fragen und wendeten uns deshalb ans StartNetzwerk Thurgau», sagt Luca Palmisano. Von der Non-Profit-Organisation, die zum Ziel hat, das Unternehmertum im Thurgau zu fördern, erhielten sie aber nicht nur Antworten. «Völlig überraschend wurden wir ins Förderprogramm aufgenommen, da dem Präsidenten unsere Idee so gut gefiel», erzählt Luca Palmisano. Tim van der Linden ergänzt: «Wir haben gleich einen ausgereiften Businessplan vorgelegt, damit konnten wir sicher zusätzlich punkten.» Als Starthilfe erhielten sie Gutscheine, die sie für ihr Projekt bei lokalen Anbietern im Thurgau einlösen können.

«Wir wollten alles richtig machen»

Das Spiel ist als lustiges Trinkspiel gedacht, wobei die Karten so gemacht sind, dass auch ohne Alkohol gespielt werden kann. Das sei den beiden Diessenhofern sehr wichtig, weshalb sie sich vorgängig mit einem Anwalt getroffen hätten, um dies auf dem Spiel korrekt zu vermerken. Auch half eine Deutschlehrerin dabei, das Spiel genderneutral zu formulieren. «Wir wollten einfach alles richtig machen», meint Luca Palmisano.

Nachdem das Konzept des Spiels gemacht war, erstellten sie mithilfe eines weiteren Kollegen das Design. Leandro Nold sei eine grosse Hilfe gewesen, und innerhalb von vier Monaten stand das komplette Design. «Ohne ihn wären wir sicher nicht da, wo wir jetzt sind», sind sich die beiden einig. Nachdem sie ein erstes Sample aus China bestellt hatten, war schnell klar, dass sie die Produktion innerhalb Europas ansetzen wollten. Die Spielkarten sind nun aus Leinenpapier, wasserabweisend und komplett wiederverwertbar.

Und so starteten sie und produzierten 1500 Spiele, die «von unserem kleinen Garagen-Lager in Diessenhofen in die Welt hinaus sollen», erklärt Luca Palmisano ihr Ziel.

Der Vorverkauf, der am 7. Mai startete, hatte die beiden komplett überrumpelt. Eigentlich ein Grund zur Freude, wäre da nicht die Corona-Krise gewesen. «Die Grenzen waren zu, was zu einem Monat Lieferverzögerung führte», so Tim van der Linden. «Da kommt man schon unter Druck, vor allem, weil viele bereits bezahlt hatten und nun natürlich auch das Spiel geliefert bekommen wollten.»

UnterstĂĽtzung von rundherum

Ende Mai kam endlich die Lieferung. Die Diessenhofer packten ihre Autos voll und lieferten die Spiele gleich persönlich aus. Das sei bei vielen gut angekommen. «Wir sind mega stolz und auch überrascht, dass wir so viel Unterstützung erfahren konnten», freuen sich die beiden. Im Rheinbad Rodenbrunnen in Diessenhofen, wo sie beide auch Teilzeit arbeiten, dürfen sie ihr Spiel ausstellen und freuen sich, wie gut es ankommt.

Mit dem Projekt möchten sie in erster Linie Erfahrungen sammeln und sehen, was es alles braucht, um später auf diesem Wissen aufbauen zu können. «Man braucht auf jeden Fall den Kopf dafür, um sich zu getrauen und das Projekt einfach durchzuziehen», erklärt Luca Palmisano. Die letzten sechs Monate seien wahnsinnig turbulent gewesen, erst nach der ersten Auslieferung konnten sie das erste Mal durchatmen.

Der nächste Schritt sei nun der Ausbau des Instagram-Accounts, die nächste Herausforderung dann die Weihnachtszeit. Doch die Freunde möchten alles auf sich zukommen lassen: «Wir hoffen einfach aufs Beste und geniessen die Zeit, in der es so gut läuft wie jetzt.»

Das Busfahrer-Spiel

Zu Beginn spielen die Spielerinnen und Spieler um ihre eigenen fünf Karten. Die Person, die das Spiel führt, nimmt dazu die Karten verdeckt in die Hand und lässt die Mitspieler raten, ob die nächste Karte zum Beispiel «schwarz oder rot» ist. Wer richtig rät, darf eine der «guten», wer falsch rät, eine der «bösen» Aktionskarten ziehen. Sobald jeder fünf Spielkarten besitzt, folgt die zweite Runde. Nun geht es darum, so viele Spielkarten wie möglich bei der Pyramide auf dem Brettspiel loszuwerden. Wer zum Schluss die meisten Spielkarten in der Hand hält, verliert und muss Bus fahren. Zur Strafe muss er bei fünf umgedeckten Karten erraten, ob die jeweils nächste Karte vom Zahlenwert her höher, tiefer oder gleich der vorherigen Karte ist. Das Spiel sei nicht nur für den Trinkspass geeignet, sondern auch, um sich besser kennenzulernen oder den einen oder anderen Flirt anzukurbeln. Das hätten sie beim ersten Durchgang mit dem Prototyp gleich selber beobachtet, wie Luca Palmisano schmunzelnd erzählt. (jbe)

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