Weinland

Das Sammeln kann beginnen

Die Hitzewelle im August mit Temperaturen von lokal bis zu 36 Grad hat auch Auswirkungen auf die hiesigen Pilze. War­um trotzdem ohne Einschränkungen in die Pilzsaison gestartet werden kann, erklären Kontrolleurinnen aus dem Weinland.

von Jasmine Beetschen
19. September 2023

Die Blätter der Bäume verfärben sich langsam, am Morgen liegt bereits der erste Nebel über der Region: Obwohl sich die Temperaturen lange hartnäckig oben hielten, spürt man nun die Anfänge des Herbstes. Der Einbruch der dritten Jahreszeit bedeutet aber nicht nur das Ende des Sommers, des Badens und der warmen Abende, sondern auch den Start der besten Zeit für Pilzliebhaber.

Für die Sammlerinnen und Sammler sei im Hinblick auf die Hochsaison im Herbst alles offen, so eine Mitteilung der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz (Vapko). Dies bestätigt auch Nicole Mettler, die in Feuerthalen die Kontrollstelle für die Gemeinden Feuerthalen, Dachsen, Laufen-Uhwiesen und Flurlingen bedient. «Wenn der Regen nun kommt, können wir trotz der sehr hohen Temperaturen im Sommer mit einer guten Pilzsaison rechnen.»

Der Wechsel von schönem und regnerischem Wetter tue den Pilzen gut, und die Trockenheit sei dieses Jahr kein Problem. Im August wuchsen zum Beispiel viele Steinpilze, insbesondere auch in den Bergen, wo dank Gewitterregen eher feuchte Böden entstehen würden als weiter unten. Der ab Anfang Herbst auftretende Morgentau helfe den Pilzen dabei, schnell zu wachsen, erklärt sie. Trockenheit sei daher, wenn überhaupt, ein lokales Problem.

Die Pilzsammlersaison startete derweil bereits Anfang August. Viel finden konnte man bis anhin noch nicht, wie Beatrice Küng von der Kontrollstelle in Andelfingen weiss. «Nicht nur die Hitze hemmt das Wachstum der Pilze. Wir haben über Jahre immer wieder eine gewisse Trockenheit gehabt, die sich nun nach und nach auf die Pilzvorkommen auswirkt. Der Klimawandel wirkt sich auf die gesamte Natur aus, so auch auf die Pilze», sagt sie.

Trotzdem lässt sich im Weinland nun zum Beginn der Hochsaison im September und bis mindestens in den Oktober hinein eine breite Palette an Pilzen finden. Dies in Wäldern, Wiesen, aber auch entlang des Rheins. Am beliebtesten sind Steinpilze und Eierschwämmli, verschiedene Röhrlinge und natürlich Parasole, so die Erfahrungen der Pilzkontrolleurinnen.

Verwechslungsgefahr ist gross
Mit dem Start der Pilzsaison steigen aber auch die Meldungen über Pilzvergiftungen ab Anfang Herbst an, so die Vapko. Eine grosse Gefahr sei vor allem die Verwechslungsgefahr bei vermeintlich bekannten Pilzen. «Immer wieder werden harmlose Exemplare mit ihren giftigen Brüdern verwechselt», erzählt Nicole Mettler. Zudem kämen aufgrund der Wärme gehäuft giftige Pilze wie der wurzelnde Bitterröhrling und der Satansröhrling vor, auch grünblättrige Schwefelköpfe würden gefunden, ergänzt Beatrice Küng.

Um Vergiftungen vorzubeugen und die Natur möglichst wenig durch wahlloses Pflücken zu belasten, sollten Sammlerinnen und Sammler bewusst pilzeln und die Fundstücke immer bei der lokalen Kontrollstelle überprüfen lassen. Die meisten Stellen in der Schweiz haben seit dem Ende der Sommerferien geöffnet.

Bei der Bestimmung von Pilzen empfehlen die Kontrolleurinnen die Verwendung von Büchern. Von Erkennungs-Apps, die immer häufiger zurate gezogen werden, rät Nicole Mettler ganz klar ab. «Das Erscheinungsbild eines Pilzes ist sehr unterschiedlich, abhängig von Alter, Stadium, Trockenheitsschaden und allgemeiner Verfassung. Das ist wie bei uns Menschen, jeder sieht seinen Lebensumständen entsprechend anders aus.»

Auch Beatrice Küng sieht in Apps die Gefahr, dass der richtige Pilz nicht erkannt wird und die App möglicherweise einen giftigen Pilz als essbar benennt. «Apps haben in einem Versuch einen von zehn Pilzen richtig erkannt – das ist definitiv zu wenig, um sich sicher zu sein», erklärt sie. Wer aber bereits ein breites Wissen besitze, könne die Bibliothek der Apps nutzen und eine erste Bestimmung wagen. «Eine anschliessende Pilzkontrolle ist trotzdem unerlässlich», betonen beide.

Schonfrist immer Anfang Monat
In der Schweiz gibt es kantonale Regeln bezüglich des Pilzsammelns. So gilt im Kanton Zürich vom 1. bis 10. Tag jedes Monats eine Schonzeit. Auch in den Kantonen Glarus, Graubünden und im Fürstentum Lichtenstein gilt die zehntägige Schonfrist, in Obwalden und Luzern dauert sie sieben Tage. Die restlichen Kantone haben grundsätzlich keine besonderen Bestimmungen. Lediglich das organisierte Sammeln in Gruppen sowie das mutmassliche Zerstören von Pilzen ist vielerorts verboten. In den meisten Kantonen gilt eine Mengenbegrenzung von zwei Kilogramm pro Person und Tag. In Zürich, Nidwalden, im Thurgau sowie im grenznahen Schwarzwald ist nur ein Kilogramm erlaubt, im Tessin hingegen drei.

Sicheres Bestimmen von Pilzen
Um der Bevölkerung ein solides Wissen und eine gute Grundlage für die Bestimmung von Pilzen zu vermitteln, werden vielerorts Kurse angeboten. Auch Beatrice Küng und ihre Stellvertreterin Nicole Hollenstein führen als Pilzbestimmerinnen und Vorstandsmitglieder des Vereins für Pilzkunde Winterthur mehrere Lernexkursionen durch. Die nächste steht am 30. September an. «Aufgrund der Nachfrage in der Pilzkontrolle im Rekordjahr 2022 haben wir uns entschieden, 2023 auch im Weinland mehrere solcher Kurse anzubieten», so Beatrice Küng.

Für eine erfolgreiche Durchführung der Exkursion stehen die Chancen gut, auch dank des anstehenden Regens der kommenden Tage. Auch die Kontrolleurinnen, welche sich in der Region immer wieder auf die Suche nach feinen Exemplaren machen, freuen sich auf einen guten, ergiebigen Herbst. Dabei gilt für sie wie auch für alle Sammlerinnen und Sammler: lieber einmal zu viel als einmal zu wenig kontrolliert.

Regeln beim Sammeln von Pilzen

Es gibt einige Regeln und Tipps, die Interessierte beim Sammeln von Pilzen beachten sollten:

- zum Sammeln einen luftdurch­lässigen Korb verwenden, keine Plastiktaschen
- pro Person darf im Kanton Zürich nur ein Kilo gesammelt werden
- nur bekannte Pilze sammeln
- Pilze beim Pflücken sorgfältig ausdrehen, Stiele nie abschneiden
- Pilze vorsortiert und nach Arten getrennt bei der Kontrollstelle vorlegen (z.B. in Schälchen oder mit Zeitungspapier getrennt)
- in Naturschutzgebieten ist das Sammeln immer verboten
- Pilze möglichst frisch und sofort zubereiten (jbe)

/ zvg

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