«Der Austausch zwischen den Generationen wird immer wichtiger»

Feuerthalen - Ein generationenübergreifendes Miteinander wird immer wichtiger. Um Jung und Alt zusammenzubringen, lädt die Spielgruppe im Zentrum Spilbrett Seniorinnen und Senioren ein.

Jasmine Beetschen
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Zusammen backen und spielen, Geschichten lesen oder kleine Ausflüge unternehmen: Die Zeit mit den Grosseltern oder gar Urgrosseltern geniesst jedes Kind. Aber nicht nur in der eigenen Familie ist der Austausch zwischen den Generationen von grosser Bedeutung, sondern auch allgemein in unserer alternden Gesellschaft. Ein generationsübergreifendes Miteinander wird immer wichtiger.

Das findet auch Kleinkinderzieherin Helene Bisig aus Feuerthalen. «Viele Kinder kommen leider nur noch vereinzelt mit älteren Menschen in Kontakt, und viele Senioren ohne Familie oder soziale Kontakte ziehen sich zurück und vereinsamen.» Aus diesem Grund haben sie und ihre Kolleginnen Madleina Tanner und Pia Bächi in Feuerthalen eine Generationenspielgruppe ins Leben gerufen.

Nach zwei Jahren im Seniorenzentrum im Reiat sind sie im Sommer umgezogen in die Räume der Reformierten Kirche im Zentrum Spilbrett. Das Ziel: Generationen zusammenzubringen. «Junge und alte Menschen sollen voneinander profitieren, solche Begegnungen sind wahnsinnig wertvoll», sind die drei überzeugt.

Seit den Sommerferien treffen sich die zwölf Kinder der Gruppe jeden Montag zwischen 9 und 11 Uhr. Den Morgen verbringen die Zweieinhalb- bis Fünfjährigen jeweils mit Spielen, Bewegen und gemeinsamem Singen – so wie eine gewöhnliche Spielgruppe auch. Das Besondere: Seniorinnen und Senioren dürfen an den Spielgruppenmorgen teilnehmen. «Wir freuen uns über jeden Besucher und jede Besucherin, eine Anmeldung ist auch nicht nötig», so Helene Bisig.

Die älteren Menschen können sich am Geschehen beteiligen oder auch einfach nur als Zuschauer dabei sein. «Ältere Menschen erleben durch die Spontanität, Fröhlichkeit und Zuneigung der Kinder Lebensfreude, Abwechslung und Momente des Unbeschwertseins, des Gebraucht- und Angenommenseins», so die Kleinkindererzieherin.

Win-Win-Situation für Jung und Alt
Beide Altersklassen haben das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Kommunikation, welchem auf diese Weise nachgekommen werden kann. Kinder seien offen und noch ohne Berührungsängste oder Vorurteile, das schaffe eine Basis für einen tollen Austausch zwischen den beiden Altersstufen. Vor allem auch für Menschen, die gerne mit Kindern zusammen seien, allenfalls aber keine Enkelkinder in ihrer Nähe hätten, sei es eine Möglichkeit, den Kontakt herzustellen. «Das Alter und die Kinder sind für mich etwas Besonderes», erzählt eine Seniorin, die regelmässig vorbeischaut. «Die Kleinen sind ehrlich, das ist erfrischend und hält jung. Kurz gesagt: Es ist eine schöne Herausforderung.»

Und auch die Kinder profitieren von den Besuchen. Die Seniorinnen und Senioren können ihren grossen Erfahrungsschatz und ihr Wissen weitergeben. «Kinder lernen im Kontakt mit Senioren respektvoll und rücksichtsvoll zu sein, das sind wertvolle Erfahrungen», sagt Helene Bisig. Die älteren Menschen müssten auch keine speziellen Fähigkeiten haben, um teilzunehmen. «Viele Leute zögern, weil sie denken, sie müssten eine Verantwortung übernehmen oder den Kleinen etwas Bestimmtes beibringen», erzählt Helene Bisig. Das sei nicht so. Für die Kinder reiche es schon, ein Bilderbuch vorgelesen zu bekommen oder gemeinsam ein Puzzle zu machen – oder ihre brennenden Fragen über alles mögliche loswerden zu können.

Aber auch zuschauen sei vollkommen in Ordnung, so wie es für die Besuchenden passe, so Helene Bisig. «In erster Linie geht es um die Begegnung und den Austausch, dieser ist für beide Seiten bereichernd und auf jeden Fall eine spannende Erfahrung mehr.»