Weinland

«Der Fokus komponiert das Bild»

Der Zauber steckt im Detail: Thomas Tito Greuter fotografiert alte Oberflächen und schafft damit abstrakte Landschaften. Anfang Juli stellte der Flurlinger seine Bilder an der Photo Schweiz aus.

von Jasmine Beetschen
03. August 2021

«Ein Bild entsteht durch den Fokus: Mit der Wahl des Ausschnitts komponiert man ein Bild.» Mit diesen Worten erklärt Thomas Tito Greuter seine Fotografie. Bereits mit 15 Jahren machte er seine ersten Bilder. Seine Motive sind aber nicht die klassischen mit Landschaften oder Menschen. «Ich bezeichne meine Arbeit als abstrakte Fotografie – auf den ersten Blick ist nicht immer erkennbar, wo­rum es sich handelt», erklärt der Flur­linger.

Bei dieser Form der Fotografie wandle er mit fotografischen Mitteln konkrete Altobjekte in abstrakte Bilder um. So zeigen seine Nahaufnahmen beispielsweise verrostete Schiffs- und Bootswände, die er auf seinen vielen Reisen entdeckt hat, oder vergilbtes Holz von alten Sitzbänken.

Durch die Wahl des Ausschnitts entstehen neue Bilder: In den Farben und Formen einer rostigen Schiffswand sieht der Betrachter plötzlich das Gemälde einer Landschaft. «Ich versuche nicht, ein bestimmtes Bild hervorzurufen, so bleibt es spannend, da jede und jeder etwas anderes darin entdeckt», so der Fotograf.

Bei seinen Bildern bleibt er möglichst unaufgeregt, was die Farbwahl betrifft. «Grau, braun, weiss – das sind meine Farben», fügt er hinzu. Auch bei der Bearbeitung bleibe er zurückhaltend, hier und da wird höchstens etwas an der Farbintensität gedreht. «Ich fotografiere vor allem Gegenstände, deren Strukturen bedürfen gar keiner weiteren Bearbeitung, sind sie doch meist auch so schon aussergewöhnlich bei näherer Betrachtung», ist Thomas Tito Greuter überzeugt. Von jung auf sei er da seiner Linie treu geblieben.

Von Flurlingen an die Photo Schweiz
Mit 66 Jahren hat er dieses Jahr aber doch noch etwas Neues gewagt. So nahm er Anfang Juli an der Ausstellung Photo Schweiz in Oerlikon teil. «Ich war schon oft als Besucher da, letztes Jahr habe ich noch gezögert, doch dieses Jahr wollte ich es mal als Aussteller versuchen», meint Thomas Tito Greuter. Und wie jedes Jahr sei es eine beeindruckende Veranstaltung gewesen: «Da sind über 2000 Fotos, das sind schon viele Eindrücke.»

Was ihm besonders gefallen habe: «Es geht an der Photo Schweiz nicht in erster Linie um den Verkauf, sondern vielmehr um den Austausch – auch über die Grenzen hinaus», erzählt er. Und davon lebe die Branche zu einem grossen Teil. Durch den Austausch entstünden viele Zusammenarbeiten oder neue Kompositionen, was das Ganze besonders spannend mache. Mit seiner raren Sparte, der abstrakten Fotografie, sei er aufgefallen, wodurch viele interessante Gespräche entstanden seien.

Durch Ausprobieren ans Ziel
Seit Anfang dieses Jahres experimentiert Thomas Tito Greuter nun auch handwerklich. «Meine Tochter brachte mir das Arbeiten mit Lehm bei, das hat mich irgendwie gepackt», erzählt er. In einem kleinen Atelier im Kulturort Höfli 7 in Herblingen, welches in Zusammenarbeit mit dem Verein für sinnvolle Raumnutzung VSR verschiedensten Künstlern als Zwischennutzung zur Verfügung steht, versucht er sich in «Sgraffito». «So heisst die Technik, und auch mein aktuelles Projekt habe ich danach benannt», führt Thomas Tito Greuter aus.

Früher sei diese Technik auf keramischen Gefässen und Hausfassaden zur Anwendung gekommen, zum Beispiel an Engadiner Häusern. Der Künstler bemalt Holz- oder Aluflächen mit Farben, danach werden diese mit einem dünnen Lehmverputz überzogen. Daraufhin kratzt er mit dem Gummischaber Strukturen oder Linien heraus, sodass die Farbe stellenweise wieder zum Vorschein kommt.

Es sei viel Ausprobieren, vor allem am Anfang sei dabei so einiges schiefgelaufen. «Aber wie sagt man so schön: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen», meint er lachend. Und sowieso: Erst durch Ausprobieren finde man das, was einem gefällt, und in welcher Form man seine Botschaft am besten vermitteln kann. Diesem Motto bleibe er treu.

Mehr Informationen unter: www.hoefli-7.ch und www.thomas-greuter.ch

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite

Zeitung Online lesen Zum E-Paper

Folgen Sie uns