Weinland

Der «Rebstock» wird thailändisch

Am 24. Oktober gibt Silvia Braun die Schlüssel ihrer Pizzeria «Rebstock» ab. Zwei Wochen später wird das Lokal neu eröffnet – frisch gestrichen und mit thailändischer Küche.

von Roland Spalinger
25. September 2020

Dieses Mal gibts Lob. Vor 36 Jahren war das anders: Am 1. November 1984 machten Hans und Marlene Ritzmann als Erste im Weinland eine Pizzeria auf. Was heute gang und gäbe ist, sei damals fast ein Skandal gewesen, erinnert sich Tochter Jeannette Studer. Sie und ihre Schwester Monika Ritzmann sind heute Eigentümerinnen des Gastlokals an der Landstrasse 35.

Sie machen nun wirklich diesen Schritt ins Exotische: Der «Rebstock» wird zwar weiterhin so heissen, gekocht wird aber neu thailändisch. Suporn Dumlak heisst die neue Gastgeberin. Sie übernimmt das Lokal von Silvia Braun, die seit November 2005 Ritzmanns italienische Ausrichtung erfolgreich weitergeführt hat.

Während des Lockdowns reifte bei ihr die Überzeugung, dass nun der richtige Moment ist, aufzuhören. «Jetzt freue ich mich», sagt sie. Silvia Braun ist seit ihrem 16. Lebensjahr in der Gastronomie, blickt auf viele Begegnungen und geschlossene Freundschaften zurück, aber auch zufrieden dem kommenden Ende entgegen. Am 24. Oktober wird sie letztmals geöffnet haben und bittet die Kunden, ihre Gutscheine bis dann einzulösen.

Am 6. November geht die Tür des «Rebstock» wieder auf. Viel mehr als eine Pinselrenovation wird am Lokal nicht gemacht. Auch der Holzofen bleibt drin, wird für die thailändische Küche jedoch nicht gebraucht. «Noch nicht», ergänzt die Geschäftsführerin.

Lehrling wird übernommen
Von ihrer Vorgängerin übernimmt sie die Öffnungszeiten Dienstag bis Samstag, den Wein von Schloss Goldenberg und – für den Stammtisch wichtig, den die neue Pächterin weiter pflegen möchte – hiesiges Bier; die Marke Singha wird es aber auch geben. Vom Personal bleibt Leart Hoxha, der im Sommer seine Lehre abschliessen wird.

Über Mittag stehen vier Menüs zur Auswahl; zwei Klassiker sind immer zu haben, zwei Gerichte wechseln saisonal ab. A-la-Carte gibt es am Abend und über Mittag mit Reservation. Und wie Suporn Dumlak ergänzt, ist auch immer Take-away möglich.

Ihr zur Seite stehen Köchin Warinsron Ferrigno und Jiraporn Haslecker im Service, Unterstützung erhält sie auch von ihrem Lebenspartner Bruno Greuter, der reichlich Gastroerfahrung hat. Mit den zwei Kindern leben sie in Gütighausen.

Im Konsulat gearbeitet
Eine absolute Quereinsteigerin ist Suporn Dumlak nicht. Sie kam vor 25 Jahren in die Schweiz zu einer Pflegefamilie und sammelte Erfahrungen in einem Hotel in Engelberg. Als das thailändische Konsulat in Zürich im Februar 2018 geschlossen wurde – sie ar­bei­te­te dort im Büro – machte sie sich selbständig und bietet seither mit ihrer Firma Thai-Helping-Point Hilfe bei Visa- und Passangelegenheiten; diese Arbeit wird sie weiterführen.

Vor allem aber ist sie nun Gastgeberin im «Rebstock». Das Lokal sei gut gelegen, habe eine optimale Grösse und entspreche von der Bauweise her mit viel Holz ihrem Stil. Dekoration werde denn auch sehr gezielt eingesetzt. «Zu viel ist nicht gut», sagt Suporn Dumlak, die beide Kulturen kennt, die schweizerische und die thailändische.

Der anstehende Wechsel hat bereits da und dort die Runde gemacht. Jeannette Studer und Monika Ritzmann staunen, wie schnell es ging, dass sie dar­auf angesprochen wurden. Die Reaktionen seien ausschliesslich positiv gewesen, erzählen sie. Ein thailändisches Restaurant scheint bisher im Weinland gefehlt zu haben – wie 1984 eine Pizzeria, die Ritzmanns zuerst «Papagallo» nennen wollten. Das wäre dann wohl zu viel des Guten gewesen, meint Jeannette Studer.

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