Weinland

Der Spass hinter dem Horror

Wer an einem der vergangenen Wochenenden einen vermeintlichen Zombie im Andelfinger Wald oder beim Mar­tha­ler Schützenhaus gesehen hat: ruhig Blut. Dario Brunner erfüllt sich einen Traum und dreht einen kurzen Horrorfilm.

von Eva Wanner
09. Juli 2019

Worum es im Film geht, verrät Dario Brunner nicht. Nur so viel: Es ist ein Horrorfilm, den er in Mar­tha­len und Andelfingen dreht. Er soll 15 bis 20 Minuten lang werden und ist das erste Projekt, das der 23-Jährige zwar nebenberuflich und aus Spass, aber dennoch professionell aufzieht. Sein grösster Wunsch wäre, dass der Film öffentlich gezeigt wird, vielleicht in Winterthur an den internationalen Kurzfilmtagen.

Gefilmt und fotografiert habe er schon lange gerne, sagt der Rheinauer. Etwa ein Musikvideo für einen Freund oder einen Kurzstummfilm. Dann wollte er ein Video mit gesprochenem Text drehen – und scheiterte. Weder seien die Dialoge und Handlungsstränge gänzlich durchdacht gewesen, noch habe die schauspielerische Leistung der Freunde und Bekannten ausgereicht. Statt sich unterkriegen zu lassen, wurde sein Ehrgeiz geweckt.

Alle Schauspieler besucht
Ein Freund (Freunde und Bekannte sind in dieser Geschichte besonders wichtig) schaltete auf einer Plattform, in der Schauspieler sich für Rollen melden können, einen Kurzbeschrieb des Projekts auf. «Es war erstaunlich, wie viele Personen sich meldeten», so Dario Brunner. Umso mehr, als der Einsatz nicht entlöhnt wird. Einige schrieben bloss «ich habe Interesse», andere sandten einen kurzen Lebenslauf und Links zu Videos, in denen sie schon mitgespielt haben.

Einmal eingegrenzt, besuchte Dario Brunner alle potenziellen Schauspieler, um sie kennenzulernen. Dafür reiste er durch die halbe Schweiz – die Frauen und Männer stammen aus Zug, Bern, Zürich und aus dem Aargau. Auch die Visagistin, die als Einzige einen Lohn erhält, besuchte er persönlich in Luzern.

Hemden bedruckt, Auto beklebt
Nicht nur die Gesichter im Film müssen stimmen, sondern das, was sie sagen, wie und wo sie sich bewegen, die Kulisse und so weiter. Das Drehbuch hat Dario Brunner selbst geschrieben – und sich mit viel Kreativität für Details seines Films eingesetzt. Ein Käfig etwa, der im Film zu sehen sein wird, besteht aus ausgemusterten Armierungseisen, die der Elektroinstallateur von einer Baustelle mitnehmen durfte. Ein Freund – Teil des Kernfilmteams aus vier Personen – hat daraus einen Käfig geschweisst.

Eine Odyssee hat er für die Authentizität der Gesetzeshüter hinter sich gebracht: Trotz Kontakten (diesmal via Verwandtschaft) zur «Tatort»-Produktion kam er nicht an echte Polizeiuniformen heran. Nach Recherchen fand er blaue Hemden, die ihm einigermassen originalgetreu schienen, und liess diese mit «Polizei» bedrucken. Die Hosen kommen aus dem Baumarkt, «die Kampfstiefel aufzutreiben, war dann das geringste Problem», sagt er lachend. Ein Privatwagen wurde mittels Folie kurzerhand zum Polizeiauto umfunktioniert.

Um nicht mit den echten Gesetzeshütern in Konflikt zu geraten, hat Dario Brunner sich bei der Gemeinde nach Drehplätzen erkundigt. In Mar­tha­len blitzte er ab – der Bibersee ist Naturschutzgebiet. Nach einigem Suchen im Gis-Browser wurde er in Andelfingen fündig, die Gemeinde bestätigte, dass beim Oberen Orweier gedreht werden darf. Das Schützenhaus in Mar­tha­len wurde ebenfalls kurzzeitig zum Filmset. Einen weiteren Anruf tätigte der Neo-Produzent bei der (richtigen) Polizei, um anzumelden, wo sie drehen würden.

Trailer im Netz
Inzwischen ist das meiste im Kasten. Da vieles «logisch abgefilmt» wurde, sprich in der Reihenfolge, in der die Szenen im Film erscheinen werden, konnte Dario Brunner sich laufend ans Schneiden machen. Die Musik wird voraussichtlich der Freund eines Freundes liefern. Bis zum Endprodukt dürfte es also nicht mehr lange dauern. Einen Trailer werde er wohl zusammenschneiden und veröffentlichen, kann Dario Brunner die besonders Neugierigen beruhigen. Und den fertigen Film dann hoffentlich an einem Filmfestival wie in Winterthur zeigen. Einen Eindruck von anderen Arbeiten des Rheinauers gibts unter www.dariobrunner.ch.

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