Die Smart Meter kommen

Region - Schon vor dem gesetzlichen Termin Ende 2027 sollen konventionelle durch intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter, ersetzt sein. Denn mit dem Solarboom fliesst Strom je länger, je mehr in mehrere Richtungen.

Roland Spalinger (spa) Publiziert: 04. November 2025
Lesezeit: 3 min

Früher war nicht alles besser – gewisse Dinge waren aber einfacher. Strom zum Beispiel floss von Produzenten zu Abnehmern. In Mar­tha­len von der Elektrizitätsgenossenschaft (EGM) zu den Haushalten und Firmen. Bei Ersteren wurden die Zähler zweimal pro Jahr abgelesen und der Verbrauch verrechnet, bei Abnehmern mit grossem Verbrauch monatlich.

Seit viele Kunden dank Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern auch Strom produzieren und ins Netz einspeisen, ist es nicht mehr so einfach. Und nun wird es sogar noch komplizierter: Wer Strom produziert, kann diesen selber verkaufen, Abnehmer suchen und eine lokale Ener­gie­gemeinschaft (LEG) bilden – auch Nachbarschaftsstrom genannt. Ener­gie­ fliesst somit vom Elektrizitätswerk zu Kunden und umgekehrt sowie von Kunden zu Kunden.

Diese Möglichkeit im gleichen Netz sowie einen virtuellen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (vZEV) an derselben Leitung sieht der Gesetzgeber bereits ab 2026 vor. Dafür braucht es intelligente Stromzähler, die alle 15 Minuten den Strom ablesen – was verbraucht und was (allenfalls) produziert wurde. Deshalb eilt es mit der Umstellung; die Werke haben nun eben nicht bis Ende 2027 Zeit.

Umbau ist im Gange

Die EKZ als grösste Anbieterin im Kanton hat laut eigenen Angaben bereits 2013 mit der Einführung von Smart Metern begonnen; aktuell seien in ihrem Netz mehr als 210'000 dieser intelligenten Stromzähler in Betrieb.

In Andelfingen mit eigenem Elektrizitätswerk soll die 400'000 Franken teure Umstellung laut Gemeindepräsident Hansruedi Jucker bis Ende Jahr abgeschlossen sein, in Benken laut Anlagewart Heinrich Spielhofer Gleiches im Frühling. Mar­tha­len, in Sachen Strom die dritte eigenständige Gemeinde im Bezirk, fängt im November an.

Dort sind 1050 Zähler betroffen, wie die Verantwortlichen am Donnerstag an einer Infoveranstaltung sagten. Gerechnet werde mit einem Abschluss Ende 2026, wobei gemeldete LEG priorisiert werden könnten. Es sei eine «recht aufwendige Geschichte», sagte Matthias Gut, Betriebsleiter der Licht- und Kraftwerke Glattfelden (LKWG), der Partnerin der EGM.

Solarstrom selber brauchen

In den Ausführungen der Verantwortlichen wurde eines deutlich: Die Umstellung ist eine mathematische Sache und ermöglicht eine genaue Berechnung von Bezügen (was die Mehrheit betrifft) und Lieferungen (jene mit einspeisenden Solaranlagen). Statt zweimal pro Jahr werden die Stromflüsse 35'000-mal pro Jahr gemessen.

Was es bringe, wurde Matthias Gut gefragt. «Die Kunden können ihren Tagesverbrauch anschauen», sagte er. Aber nicht nur das: Privatkunden können nun einen Teil ihres Stroms selber bei einem Solarstromproduzenten einkaufen und den Preis direkt mit diesem aushandeln. Smart Meter halten fest, wann wie viel Strom in welche Richtung geflossen ist; der Netzbetreiberin – in Mar­tha­len die EGM – ist für die Nutzung ein Betrag zu bezahlen.

In Marthalen mit vielen PV-Anlagen wird an schönen Tagen mehr Strom produziert, als verbraucht wird, wie Matthias Gut anschaulich zeigte. Am 20. August um 15.03 Uhr war der Himmel bedeckt, die EGM lieferte ihren Kunden 1200 Kilowatt. Fünf Minuten später schien die Sonne – die EGM musste 500 Kilowatt Strom ins Netz abgeben. Eine Differenz von 1700 Kilowatt. «Die Last ändert schnell» und sei nicht vorhersehbar, sagte Matthias Gut. Für eine stabile Netzversorgung seien solche Wechsel eine Herausforderung. Die LKWG-Vertreter betonten daher die Wichtigkeit, den Zubau von Solaranlagen zu melden.

Smart Meter bieten privaten Stromproduzenten also die Möglichkeit, ihren überschüssigen Strom in Echtzeit selber zu verkaufen – wohl teurer als die Einspeisevergütung, aber billiger als der Preis des Elektrizitätswerks, wovon somit auch die Abnehmer profitieren. Am besten für die EGM wäre laut Genossenschaftspräsident Ruedi Stutz, wenn sämtliche Solarproduzenten ihre überschüssige Ener­gie­ in ihrer eigenen LEG absetzen könnten. Nichts sei für sie unattraktiver, als bei Überproduktion und Tiefstpreisen Strom ins Netz einzuspeisen. Denn die EGM ist verpflichtet, Solarstrom abzunehmen und das Netz auszubauen. Bei Spitzen können Abstriche gemacht werden.