Weinland

Die Unterländerin am Porsche-Lift

Jasmin Kunz hat sich ihren Traum erfüllt und ist eine Bähnlerin geworden. Um 7.30 Uhr besteigt sie in Laax die Personal-Seilbahngondel, die Strecke zu «ihrem» Lift fährt sie mit den Skiern und schwärmt.

von Roland Spalinger
21. Februar 2020

«Wunderschön» sei es, als Erste auf der frisch präparierten Piste zu fahren. Die Sonne aufgehen zu sehen, und wie sich der Himmel verfärbt, sei «ein Mega­geschenk!», schwärmt Jasmin Kunz. Seit dem 21. Dezember arbeitet die 21-jährige Henggarterin bei den Bergbahnen der Weissen-Arena-Gruppe. Nach der Lehre als Bäckerin/Konditorin bei Nils Gnädinger am Andelfinger Marktplatz hat es sie nach Flims-Laax-Falera gezogen, wo sie einst Skifahren gelernt und mit ihrer Familie die Sportferien verbracht hatte.

Zwei Monate, bevor die Hauptsaison losging, hat sie erfahren, welches ihr Einsatzort ist: der Sessellift Lavadinas zuhinterst im Skigebiet, bekannt auch als Porsche-Lift, bei dem die Sessel auch leicht abgedreht werden können, um während der Fahrt das Bergpanorama noch besser geniessen zu können. Gut einen Monat ist sie schon im Einsatz, überwacht die Bahn und die Gäste, führt einfache Reparaturen aus («ich habe technisches Verständnis») und steht für Fragen zur Verfügung.

Freundlichkeit sei das A und O, sagt sie. Trotzdem müssten sie manchmal auch bestimmt auftreten, zum Beispiel, wenn Gäste für den Einstieg nicht weit genug nach vorne fahren und sich schon setzen wollen, wenn sich der Sessel noch in der Kurve befindet. «Am Nachmittag lässt die Kon­zen­tra­tion merklich nach», hat sie beobachtet.

7.30 Uhr, sonst gibts Probleme
Jasmin Kunz wohnt in Schluein in einer Zweier-WG. Zur Arbeit fährt sie mit dem Bus. Wichtig: die 7.30-Uhr-Personalgondel auf den Crap Sogn Gion. «Diese muss man erwischen, sonst gibts Probleme», sagt sie und erklärt: «Bei den Talstationen ist man zu zweit und bei der jeweiligen Bergstation alleine.» Um die Sessel oder Kabinen auszugaragieren, brauche es alle. Fehle eine Person, ginge das eben nicht.

Vom Crap Sogn Gion geht ihr Arbeitsweg weiter zum Crap Masegn und von dort «relativ schnell» die Piste hinunter zu «ihrem» Lift Lavadinas. Um 9.15 Uhr muss dieser spätestens in Betrieb gehen. «Je früher, desto besser», sagt sie. Gäste wollten zuerst auf die höchsten Punkte im Gebiet, das sind in Flims-Laax-Falera der Crap Masegn und der Vorab-Gletscher; von diesen beiden Orten ist Lavadinas erreichbar. Und bis zur Mittagszeit scheint auch die Sonne schön in die Station hinein. Braun werde sie aber nicht so schnell, sagt Jasmin Kunz. Trotzdem steht sie gern an der Schwelle von drinnen und draussen – so, dass sie den Einstieg der Passagiere überwachen und die Bahn im Notfall anhalten könnte, wenn jemand stürzt oder ausrutscht.

Um 15.30 Uhr ist Betriebsschluss, die Sessel werden wieder eingaragiert. Mit dem letzten lassen sich die Pisten­patrouilleure nach oben fahren und überlassen Jasmin Kunz den Quad. Mit diesem fährt sie zum Crap Sogn Gion, wo sie nach getaner Arbeit ihre Gspäändli trifft, die an anderen Liften waren. Gemeinsam fahren sie mit den Skiern ins Tal.

Im Saison-Rhythmus
Sechs Tage arbeiten, zwei Tage frei – das ist der Saison-Rhythmus für die Angestellten, die Freitage verschieben sich also jeweils. Und manchmal kommen unerwünschte weitere dazu, wenn wegen des «Unterland-Wetters» die Lifte nicht laufen. Zum Beispiel jener in Lavadinas. Freuen dar­über tut sich Jasmin Kunz nicht – sie ist im Stundenlohn angestellt und wäre denn auch lieber einem etwas weniger exponierten Lift zugeteilt worden. Froh ist sie, wenn sie in solchen Fällen an anderen Sta­tionen einspringen kann.

Wenn sie frei hat, reist sie ins Unterland. Oder bleibt oben an der Sonne und geht auch mit ihrem WG-Mitbewohner, der nicht bei der Bergbahn arbeitet auf die Piste. Oder mit anderen. In den Saisonstellen der Weissen-Arena-Gruppe, die von der Administration über die Skischule bis zur Werkstatt alles aus einer Hand anbietet, seien alle Berufsgattungen vertreten. Kontakte würden schnell geknüpft. Der Zusammenhalt sei aber vor allem «unter den Bähnlern» gross, sagt sie.

Bis Ostern arbeitet Jasmin Kunz an der Bergbahn. Wo sie nach der Saison arbeitet, steht noch offen. Sie wollte zwischendurch etwas anderes machen und habe bereits viel gelernt und viele Leute kennengelernt. In der Backstube habe man nicht so viel Kontakt mit Kundschaft. Und im Skigebiet seien viele aufgestellt und hätten gute Laune. Sie auch.

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