Weinland

Ein Dutzend Sofas fürs Theater

Auf dem Buurehöfli ist der Aufbau des Freilichttheaters «Romeo und Julia auf dem Sofa» in vollem Gange. Initiant Rainer Früh erzählt, wieso er in Sofas baden könnte.

von Evelyne Haymoz
15. Juli 2022

Bis zur Premiere dauert es nur noch rund zwei Wochen. Dann wird auf dem Buurehöfli zwischen Kleinandelfingen und Ossingen «Romeo und Julia auf dem Sofa» aufgeführt. Ein Schauspiel nach der Novelle von Gottfried Keller, die «punktgenau» für diesen Aufführungsort geschrieben sei. Es ist die erste Produktion, die auf dem Bauernhof gezeigt wird.

Die Aufbauarbeiten dafür sind in vollem Gange. Die Tribüne entstehe, die Kulisse gebe schon etwas her, und das Dach sei bereits aufgebaut. Aktuell werde letzteres noch gegen Wind und Wetter gesichert. «Zurzeit ist es schön, aber wir wollen auch für den schlimmsten Sturm gewappnet sein», so Initiant Rainer Früh, der nicht nur Landwirt, sondern auch Sozialarbeiter und ausgebildeter Schauspieler ist. Das Publikum solle sich das Stück sicher und überdacht anschauen können. Dafür spanne er mit einem Zimmermann zusammen.

Sofas aus dem Weinland
Auch die lokale Bevölkerung aktivierte er. «Da die Sofas den Theaterabend nicht immer überleben, brauchen wir noch Sofas», schrieb Rainer Früh vor zwei Wochen auf Facebook. Und präzisiert: «Alt und hässlich, und auch defekt dürfen sie sein». Auf seine Anfrage in der öffentlichen Gruppe «Zürcher Weinland Forum» erhielt er Angebote aus der Region. Viele aber seien zu modern gewesen wie eine noch eingepackte Fehllieferung aus Trüllikon. Rund ein Dutzend schafft es auf die Bühne, etwa ein rotes Zweiersofa aus Buch am Irchel. Bald bedankte sich Rainer Früh für die Hilfe, die dem Team so viele Couches bescherte, dass sie «darin baden könnten».

Eine erste Suche auf einem Online-Marktplatz hatte er rasch eingestellt, denn «es macht ja keinen Sinn, an den Zürichsee zu fahren, um ein Sofa abzuholen». Sein Fazit lautet denn auch: Er sei «nicht immer ein Freund» von sozialen Medien, für diesen Zweck hätten sie sich aber als ganz nützlich erwiesen. So sei er auf diesem Weg bereits zu einem Tonstudio gekommen. Und schliesslich erzielen solche Posts auch einen Werbeeffekt, weiss Rainer Früh, und schmunzelt.

Symbol für das Verbotene
Was es mit dem Sofa im Stück auf sich hat, verriet der Landwirt zunächst nicht (AZ vom 1.7.2022). Seine Suchanzeige aber macht deutlich, dass es mehr ist als eine zufällige Sitzgelegenheit für die beiden Hauptdarsteller Julia und Romeo. Tatsächlich werde die Couch zum zentralen Objekt: zum Treffpunkt der Liebenden und damit zum Symbol für das Verbotene und zum Streitpunkt der verfeindeten Familien.

Dabei beginnt die modernisierte Fassung der historischen Geschichte völlig unspektakulär mit einem Sofa, das an der Strasse steht. Angeschrieben ist es mit: «Gratis zum Mitnehmen».

www.freilichtspiel-kleinandelfingen.ch

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