Weinland

Ein Leckerbissen auf Rädern

Ein halbes Jahr lang haben Sek-Schüler im Rahmen des Projektunterrichts gebastelt, getüftelt und geplant, um einen alten Wohnwagen in einen Food Truck umzuwandeln. Am Samstag stand er zum ersten Mal im Einsatz – mit Folgen.

von Dominik Müller
17. Januar 2020

«Leccornia». So heisst der Food Truck der Klasse 3A1 der Sekundarschule Andelfingen. «Leccornia» heisst auf Deutsch «Leckerbissen» – ein Name, der verbindet. Um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, haben sich die Schüler seit Beginn des Schuljahres im Sommer jeden Donnerstagmorgen dem Umbau eines alten Wohnwagens gewidmet. Die Idee für das Projekt stammt von den betreuenden Lehrpersonen Pia Heidenreich und Gianluca Oswald. Sie waren es auch, die den Wohnwagen von Bekannten gratis auftreiben konnten. Dann übernahmen die Schüler.

Ein solch grosses Projekt will organisiert sein. Aus diesem Grund hat die Klasse fünf Ressorts gebildet: Backoffice, Bau, Deko, Food und Marketing. «Wir haben bei der Aufteilung darauf geachtet, dass die Schüler auch etwas für ihren späteren Lehrberuf mitnehmen können», sagt Pia Heidenreich. Hauptziel sei aber, dass die Jugendlichen lernten, wie man ein solch anspruchsvolles Vorhaben anpacke.

Hannah Fischer vom Marketing-Team ging den Umbau denn auch mit einer gehörigen Portion Respekt an: «Wir standen vor einem riesigen Berg Arbeit und wussten nicht so recht, womit wir beginnen sollen.» Erschwerend kam hinzu, dass der Wohnwagen am Anfang für einen Service in die Werkstatt musste, und sich die Arbeit in erster Linie aufs Planen und Konzipieren beschränkte. Als der Camper erst einmal auf dem Schulgelände war, nahm die Sache Fahrt auf.

Durchgefaulter Boden
Die Marketing-Gruppe erstellte eine Website, das Deko-Team übernahm die optische Gestaltung des Food Trucks, das Backoffice verwaltete die Finanzen und suchte Sponsoren, das Food-Ressort suchte nach dem optimalen kulinarischen Angebot, und die Bau-Crew war für die handwerklichen Anpassungen verantwortlich. Nicht einfach, da den Überblick zu behalten: «Die Kommunikation zwischen den Ressorts war eine von vielen Herausforderungen», sagt Lana Roggensinger vom Marketing.

Vom ursprünglichen Wohnwagen blieb bis auf die Karosserie nicht mehr viel übrig. Unter der Leitung von Hauswart Markus Cotti wurde das Fahrzeug komplett leergeräumt und dem Zweck entsprechend mit Essensausgabeklappe und genügend Koch- und Ablageflächen zum Food Truck umgebaut. Grösster Schreckensmoment: Der Boden war durch­gefault und musste ersetzt werden.

Getreu dem italienischen Namen sind Panini die Spezialität des Hauses – von der Klasse zu Afini umbenannt. Auch Waffeln sowie kalte und heisse Getränke umfasst das Angebot. Die Feuerprobe fand am Samstag auf dem Andelfinger Marktplatz statt. Und diese ist laut Hannah Fischer bestanden: «Von halb zwölf bis vier Uhr hatten wir durchgehend Kundschaft.» Auch über weitere Verbesserungen wie etwa ein zweites Waffeleisen gab die Premiere Aufschluss.

An Anlässen und zum Mieten
Weitere Anlässe wie Mittagsbesuche auf Schulhöfen sind geplant, der Food Truck kann aber via Website auch für private Anlässe gebucht werden. «Das Projekt hat uns gezeigt, dass mit viel Arbeit auch viel erreicht werden kann», so Lana Roggensinger. Die Klasse 3A1 hat mit dem «Leccornia» jetzt ihren ganz persönlichen Leckerbissen.

Polizist schaut zu und greift «hinterlistig» ein

Sie wollten es richtig machen und stehen nun mit einem Strafverfahren da: Vor der Premiere des Food Trucks auf dem Marktplatz informierten sich die Schüler laut Auskunft an mehreren Stellen, wie sie diesen transportieren könnten. Am Samstag vor Ort vergewisserte sich ein Polizist laut Aussage von Eltern dann, ob das Gefährt auch tatsächlich mit dem Tieflader gebracht wurde. Doch nach dem Lob für das richtige Vorgehen legte sich der Mann auf die Lauer und griff ein, als der Anhänger auf der Strasse mit einem PW zum Schulhaus zurückgefahren werden sollte (und gab dieses Vorgehen gegenüber einer Lehrperson zu, sagen Eltern). Es wird an das Statthalteramt rapportiert, weil der Anhänger ohne Kontrollschild, also ohne Versicherungsschutz, unterwegs war. Zudem war der Anhänger nicht betriebssicher, heisst es bei der Kantonspolizei Zürich. Bei der Grillen Garage AG wurden die Mängel nun behoben. Laut Werkstattchef Thomas Wälchli hatte das Gefährt kein Licht, das Vordach war nicht gesichert und das Tablar vor der Auslage nicht demontiert.

Fehler seien gemacht worden, räumen Eltern und Lehrpersonen ein. Doch das Verhalten des Polizisten ist für sie «einfach nur böse». Menschlich wäre gewesen, er hätte die Gruppe darauf hingewiesen, eine andere Transportlösung zu suchen. Dass er nur auf den Fehler wartete und dann eingriff, sei «hinterlistig». (spa)

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