Weinland

Eine kalte Zone für Hitzetage

Bei der Chuetränki hat das kantonale Amt für Landschaft und Natur eine Kaltwasserzone für Fische errichtet. Diese dient als Rückzugsort, wenn der Rhein wieder zu warm wird. Damit ist zu rechnen.

von Roland Spalinger
28. Dezember 2021

25 Grad. Was für Badende im Rhein nach einer angenehmen Temperatur tönt, ist für Fische die kritische Grenze. 2018 war es prekär: In Schaffhausen wurden Anfang August 27,6 Grad gemessen und eine Tonne tote Fische aus dem Wasser genommen. An einer Medienkonferenz stellten Vertretungen der Rheinkantone Schaffhausen, Thurgau und Zürich Massnahmen vor, wie der Bestand geschützt werden soll, der bereits 2003 arg reduziert worden war und sich nicht vollständig erholt hatte.

Im Rheinfallbecken zum Beispiel wurde die Holzterrasse gesperrt, weil sich darunter ein kühler Rückzugsbereich befindet. Absperrband und eine Infotafel gab es auch bei der Chuetränki zwischen Rheinau und Ellikon. Die Kiesbank ist ein beliebter Badeort – weil dort aber an verschiedenen Stellen kühles Grundwasser aufstösst, bietet sich der Platz an für Schutzmassnahmen für hitzegestresste Tiere. Die Kantone setzten dabei auf Respekt, Badeverbote wurden nicht ausgesprochen.

Baute wird sich entwickeln
Anfang Dezember wurde bei der Chuetränki nun baulich nachgeholfen. Die Arbeiten waren für Juni geplant gewesen, hatten wegen Hochwasser jedoch nicht ausgeführt werden können. Im Dezember nun sei es ideal gewesen, sagt Lukas Bammatter von der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung. Laut ihm lag der Rheinpegel fast auf dem Niveau wie in einem Hitzesommer mit langanhaltender Trockenphase.

Zurzeit ist gut sichtbar, dass der Rhein an dieser Stelle ein anderes Aussehen erhalten hat. Und noch ist der Fluss nicht über die künstliche Baute geflossen, hat sich diese also «nicht entwickelt», so der Fachmann. Ein paar Meter vom Ufer entfernt hat die Flusssohle ein etwa 30 Meter langes, 10 Meter breites und 3 bis 3,5 Meter tiefes Rückzugsbecken erhalten. Auffallen tut aber, was mit dem Aushubmaterial gemacht wurde: Es musste nicht abtransportiert werden, sondern wurde gleich für die Schüttung des L-förmigen Damms sowie die Gestaltung um das Becken verwendet, damit warmes Rheinwasser vorbei-, kühles Grundwasser aus dem Hang aber in das Becken hineinfliesst.

Metallösen, um sperren zu können
«Wir hoffen, dass es funktioniert», sagt Lukas Bammatter. Und dass somit Aeschen, Alet, Barben, Forellen und Nasen, die sich 2018 dort erholt haben, auch künftig Schutz finden. Er hofft aber auch, dass die kommenden Sommer ähnlich wie der diesjährige verlaufen werden, nämlich kühler und nasser, was für Fische deutlich besser sei als der Hitzesommer 2018. Jedoch geht er davon aus, dass heisse und trockene Perioden eher zunehmen werden.

Als einziges zusätzliches Material seien Holzpfähle sowie einige Findlinge platziert worden, sagt Lukas Bammatter weiter. Diese sind mit einer Metallöse versehen und können gegebenenfalls dafür genutzt werden, eine Absperrung zu errichten, um Menschen davon abzuhalten, in das künstliche Becken zu treten.

Im Kanton Zürich wurden bereits  an der Sihl Kaltwasserzonen errichtet. Und stünden bei Bächen lokale Strukturaufwertungsarbeiten an, würden, wo möglich, ebenfalls Vertiefungen und Buhnen realisiert.

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